Die Frage nach dem zweiten Standort für eine Hausener Grundschule „Feld“ oder Fröbel-Schule

Anja Bechtloff leitet die Waldschule in Hausen. Bild: gerth

Obertshausen – Seit vergangener Woche sind in Hessen Sommerferien. Doch an der Waldschule in Hausen ist noch Betrieb, Rektorin Anja Bechtloff hat noch einiges zu erledigen. Sie treibt um, wie es in Zukunft mit ihrer Grundschule und möglicherweise einem zweiten Standort in Hausen weitergeht.

Dieses Thema wurde auf der Stadtverordnetenversammlung am 13. Juli diskutiert – mit deutlicher Mehrheit votierten die Abgeordneten dafür, dass der Magistrat nach geeigneten Flächen dafür suchen soll. Die SPD-Fraktion war dagegen, „wir haben keine steigenden Schülerzahlen“, lautete das Argument vom Fraktionsvorsitzenden Walter Fontaine.

Schulleiterin Bechtloff sagt das auch, sie gehört ebenfalls der SPD an und nennt Zahlen: 460 Schüler verteilt auf 21 Klassen hat ihre Ganztagsschule jetzt, „und es werden künftig nicht mehr werden“, sagt sie mit Blick auf die gerade abgeschlossenen Anmeldungen fürs Schuljahr 2024/25. Knapp 100 Kinder werden demnach neu zur Waldschule stoßen, „das sind so viele wie jedes Jahr“.

Bis 2026 soll ihre Schule ohnehin ausgebaut werden, von Fünf- auf Sechszügigkeit – also künftig mit Klassen von a bis f und mit einer Kapazität von maximal 600 Kindern, die dann dank größerer Mensa auch dort essen können. Eine neue, große Sporthalle ist ebenfalls vorgesehen. Bechtloff meint: „Das reicht.“ Der Schulentwicklungsplan des Kreises Offenbach aus dem Jahr 2022 gibt ihr sogar Recht: Für die Waldschule werden für das Schuljahr 2025/26 genau 457 Schüler prognostiziert. Doch Michael Möser denkt über das Jahr 2026 hinaus. Der Erste Stadtrat von Obertshausen (CDU) spricht über die Metropolregion Rhein-Main, den steten Zuzug, die Verdichtung, viele Geflüchtete – und sieht den Magistrat in der Pflicht, sich heute über einen zweiten Grundschulstandort Gedanken zu machen. Denn allein auf dem 50 300 Quadratmeter großen „Ymos-Gelände“ an der Feldstraße sind mindestens 200 Wohneinheiten möglich – sollte sich ein Investor für das mit leichtflüchtigen, halogenierten Kohlenwasserstoffen kontaminierte Areal finden. Für Möser war neben Brandschutz auch fehlende Weitsichtigkeit der Grund dafür, dass die Fröbelschule in Hausen 2009 geschlossen wurde. „Damals hatte man gedacht, die Schülerzahlen sinken.“ Also soll der Magistrat jetzt zusammen mit dem Kreis Offenbach als Schulträger prüfen, wo eine zweite Grundschule in Hausen entstehen soll. Die Fragen sind: Wo soll der Standort sein? Und soll es eine neue Grundschule sein, oder eine „Filiale“ der Waldschule? Gegen Letzteres würde Schulleiterin Bechtloff leidenschaftlich kämpfen. Sie war bereits an Grundschulen in Zeppelinheim und Hainstadt Konrektorin in den jeweiligen Zweigstellen und möchte solche Konstrukte nie wieder mitmachen. „Wir waren im Kollegium nie ein Team.“

Mit Stadtrat Möser hat sie dabei sogar einen Verbündeten, denn er ist Diplom-Pädagoge und hält das Zweigstellen-Modell aus pädagogischer Sicht für bedenklich. Aber Möser muss als städtischer Entscheidungsträger auch die Kosten im Blick haben – und daher könnte diese Variante vorteilhaft sein. Bleibt die Standortfrage. Stadtrat Möser spricht von den Varianten „Feld“, also eine noch zu findende Fläche, und Fröbel-Schule. Aktuell ist für das Areal der ehemaligen Grundschule ein städtebaulicher Wettbewerb in Planung, mit der Priorität Wohnen, gefolgt von Kindergarten, Sporthalle, Arzt- und Hebammenpraxis. Dieser Wettbewerb würde jedoch gestoppt, sollte der Kreis sich für diesen Standort als zweite Grundschule entscheiden, sagt Möser. „Und wir würden diesen Wunsch dann in Stadtverordnetenversammlung und Magistrat tragen.“

Und was sagt der Kreis? Wenig. Das Schreiben mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung sei eingegangen, derzeit werde es geprüft, teilt Kreissprecherin Ursula Luh mit.

Anja Bechtloff befürchtet, dass sich Fröbel- und Waldschule in die Quere kommen. Ihre Idee: ein Areal im Nord-Westen der Stadt, also entgegengesetzt zur Waldschule. „Der Ball liegt jetzt beim Kreis“, sagt Stadtrat Möser. Ende dieses Jahres soll Klarheit herrschen.

Von Steffen Gerth