Historische Holzversteigerung in Rodgau Auktion und Aktionen im Dudenhöfer Wald

Die neuen gekrönten Häupter Rodgaus tragen die Namen Edelholzkönigin Lina Seibel und Markus Dengler. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Rodgau hat eine neue Regentin. Lina Seibel (22) ist die neue Edelholzkönigin der Germania Dudenhofen. Bei der 25. Auflage der Holzversteigerung bestieg sie den Thron und wird nun zwölf Monate lang den Gesangverein repräsentieren.

Der Titel einer Edelholzkönigin ist ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland. Nirgendwo sonst im Land tragen „Blaublütige“ diesen Titel. Nur die Holzversteigerung der Germania Dudenhofen verhilft Damen zu diesen Ehren. Lina Seibel beendet im Sommer ihre Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Sie arbeitet mit behinderten Menschen in Offenbach. Als Hobby gab die 22-Jährige das Tanzen an, beim RCC steht sie auf der Bühne. Die Großeltern waren schon in deren Jugend in der Germania aktiv, sie selbst lief im Grundschulalter beim Festzug mit, und ist Teil des Vereins beim Schnitzelfest und anderen Veranstaltungen.

Kaum hatte Lina Seibel von der Ex-Edelholzkönigin Kerstin Wolf das Krönchen aufs Haupt gesetzt bekommen, tönten die Sägen durch den Dudenhöfer Wald. Denn zu einer würdevollen Königin gehörte ein tatkräftiger Regent. So traten beim Sägewettbewerb drei Zweierpaare an, um den Edelholzkönig zu ermitteln. Die Uhr tickte, bis das Holz gemeinsam zerteilt war.

Markus Dengler ist Edelholzkönig der 25. Holzversteigerung

Am schnellsten schafften dies Lina Seibel und Markus Dengler (6,45 Sekunden), vor der scheidenden Königin Kerstin Wolf und Wolfgang Walter (in 7,78 Sekunden). Auf das Treppchen kamen darüber hinaus Andrea Lustig und Arnd Seibel mit ihrer Zeit von 17,2 Sekunden. Somit wurde Markus Dengler inthronisiert. Er ist Sportholzfäller und kommt seit Jahren aus dem württembergischen Widdern zur Holzversteigerung nach Dudenhofen.

Selbige feierte Jubiläum, dieses Jahr dampften die Kessel mit der Fleischwurst bereits zum 25. Mal an der Gänsbrüh.

Zu den spektakulären Vorführungen der Holzfällerschau zählten die des Weltmeisters Marko Trabert aus Hausen in der Rhön. Im August krönte er seinen Sport bei den Waldarbeitermeisterschaften im norwegischen Lillehammer mit dem WM-Titel im Einzel (mit neuem Weltrekord von 1 878 Punkten in den fünf Disziplinen) und mit dem Vize-Weltmeistertitel in der Mannschaft.

Gleich neben dem Areal des Sägewettbewerbs tuckerten dutzenden Traktoren. Auch sie wurden von der Jury bewertet. Günter Birth gehörte zu den treuen Teilnehmern der Traktorausstellung. Der Ober-Röder siegte mit seinem Ferguson FE35 Goldbauch in der Kategorie der am schönsten restaurierten Stücke. Zwei Jahre Arbeit hat er in das „Arbeitstier“ gesteckt.

Im Wettbewerb um den ältesten Traktor nahm Reinhard Geißler aus Babenhausen den Pokal mit nach Hause. Sein MAN AS 250 lief 1942 vom Band. Von diesem Typ gibt es nur 25 Stück weltweit, so Geißler.

Dann hob Manfred Kratz in seiner Position als Ortsdiener die Glocke und läutete zur Holzversteigerung. Die Raummeter Buchenholz waren fein säuberlich aufgestapelt. Die Auktion ging rasend schnell voran, der Veranstalter setze das Mindestgebot auf 65 Euro. Den ersten Zuschlag verkündete Auktionator Günter Heid bei 130 Euro für zwei Raummeter.

Den Reigen der musikalischen und tänzerischen Darbietungen eröffneten traditionell die Jagdhornbläser der Weiß-blauen Jagdgesellschaft.

Volksfest gesichert: Germania hat keine Nachwuchssorgen

Bei der Eröffnung griff Heinz Schnur, ein Mann der ersten Stunde der Holzversteigerung, zum Mikrofon. Inzwischen hat er seine vor einem viertel Jahrhundert vorherrschende Skepsis zum damals neuen Veranstaltungsformat längst aufgegeben und ist heute sehr glücklich über die Entwicklung, die sich in dem hohen Zuspruch der Besucher erkennen lässt. Der Mut, den die Germanen vor 25 Jahren an den Tag legten, zahlt sich bis heute durch die Publikumsströme aus.

Und das Volksfest im Wald wird auch künftig im kulturellen Kalender zu finden sein. Schon zu Beginn ließ Moderator Jürgen Resch keine Zweifel am Fortbestand der Holzversteigerung. „Germania hat keine Nachwuchsprobleme“.

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