Kerb in Weiskirchen Entführter Kerbborsch freigekauft

Bei der Kerb in Weiskirchen waren schon die Jüngsten mit dabei. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Ein tolles Fest für den gesamten Stadtteil - so feierte Weiskirchen seine Kerb. Und was wäre die Kirchweih ohne die tüchtigen Vereine, die die Feierlichkeiten mit Leben füllten. Feuerwehr, Heimat- und Geschichtsverein, Musikverein, Rodgau Rangers, die Alten Herren der Sportvereinigung und der Kirchenchor „Cäcilia“ brachten Essen und Getränke unters Volk.

Außer den Weiskircher Klubs waren es die Schausteller, die für Leben „uff de Gass‘“ sorgten. Die Geräusche der Fahrgeschäfte und die flackernden Lichter der Schaustellerbuden sorgten für lachende Gesichter unter den Kindern. Freitag Abend ging es so richtig los. Da war die Feuerwehr Anlaufpunkt Nummer eins. Hunderte Gäste ließen kaum einen Platz auf den Sitzgarnituren frei. 60 Helferinnen und Helfer versorgten die Besucher, die teilweise bis um 2 Uhr „tagten“.

Sicherlich gab es bei den zahllosen Gesprächen unter den Gästen auch den ein oder anderen Rückblick auf die jugendlichen Schandtaten, als der Kerbborsch aus den Nachbargemeinden geklaut wurde. Nun wurden die Weiskircher selbst Opfer des Strohpuppen-Raubs. Am Freitag Abend saß die Kerbpuppe noch stumm und still vor dem Fenster des Wehrführerzimmers. Damit der Strohmann die Kerbaktivitäten unter die Lupe nehmen konnte, hatten die Feuerwehrleute auf dem Schreibtisch des Wehrführers Dieter Horch eine Leiter befestigt. Sie reichte bis hinaus ins Freie.

Täter waren Floriansjünger

Dort saß der in einen Anzug gehüllte Kerbborsch und blickte auf das bunte Treiben. Später in den Nacht kam er in die vermeintliche Sicherheit des Büros. Trotzdem verschwand er kurz darauf. Unbekannte hatten ihn geklaut. Aber wie konnte das Symbol der Kirchweih aus einem abgeschlossenen Raum entführt werden? Nun war detektivische Arbeit gefragt: „Es gab nur eine Möglichkeit“, erklärte Wehrführer Dieter Horch, mit Insiderwissen müssen der oder die Täter an die Schlüssel gekommen sein. Von daher schränkte sich der Täterkreis auf die Floriansjünger Rodgaus ein. Nun war guter Rat teuer. Dienstag Abend sollte die Puppe verbrannt werden, bis dahin musste er wieder beigeschafft werden.

Am Samstag Abend klärte sich der Fall auf. Es meldeten sich die Entführer: „Wir haben euren Kerbborsch entführt“, hieß es in dem „Erpresserschreiben“. Als Lösegeld wurden 30 Liter Bier gefordert. Als Beweis für die Entführung lag die Krawatte des Strohmännchens dabei. Es dauerte nicht lange, da war das Lösegeld ausgehandelt (fünf Körbchen) und der Kerbborsch war wieder Teil der Weiskircher Feierlichkeiten.

Im Vorfeld der Kerb hatte erneut Willi Winter vom Heimat- und Geschichtsverein den Kerbborsch ins Leben gerufen. In einen Anzug von Helmut Trageser gehüllt, wartete der stumme Geselle auf seinen großen Auftritt. Zu Beginn der Feierlichkeiten ging es für ihn auf das Kinderkarussell. Der Rest war dann Geschichte. Am Freitag hielt Kerbvadder Hermann Jäger seine Rede: „Schönner als es Meer und ach die Bersche, is die Kerb hier in Weiskersche. Der Kerbborsch kemmt seit 800 Johrn, un ist jedes Johr wie neu geborn“. Spaß und Humor standen bei der Ansprache erneut ganz weit oben. Allerdings versteht nicht jeder und nicht jedes Jahr die mit einem Augenzwinkern vorgetragenen Verse. Da galt es beim Reimen einmal mehr Fingerspitzengefühl an den Tag zu legen.

Tolle Bilder von der Kerb 2017 in Weiskirchen finden Sie in der Fotogalerie