Ganz Weiskirchen feiert Kerb Rennen der Schubkarren ist eine Riesen-Gaudi

Die Tradition mit hohem Unterhaltungswert ging in die nächste Runde. Die Weiskircher Kerb startete sehr schwungvoll. Vor der Feuerwache flossen die Getränke, die Bedienungen kamen kaum hinterher. Dann startete das Schubkarrenrennen, bei dem zwar Jedermann teilnehmen konnte, auf dem Siegerpodest aber die Feuerwehrleute unter sich blieben. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Die Weiskircher feierten ein tolles Fest für die gesamte Familie. Über fünf Tage zogen sich die Festivitäten zur diesjährigen Kerb. Von der Feuerwehr im Osten bis zum Heimatverein im Westen gab es Spaß und Gemütlichkeit.

Ein neues, aber bekanntes Gesicht trat in den Vordergrund. Für den erkrankten Hermann Jäger sprang Wehrführer Dieter Horch kurzerhand in die Figur des Kerbvadders. Den dunklen Anzug aus dem Schrank geholt, wurde der Querschnitt der Neuerungen im Stadtteil in Reime gehüllt: Neue Häuser im Mühlweg, neuer Kindergarten in der Babbscherbud‘ und ein Campingplatz im Industriegebiet, kein Wandel der Zeit blieb unerwähnt.

Vor dem Kerbspruch hatte die Jugend-Feuerwehr die Kerbpuppe gemäß der Tradition auf das Kinderkarussell gesetzt, und einige Runden damit gedreht. Dann ging es, untermalt von den Klängen des Musikvereins, zum Feuerwehrhaus. Dort prangte die Strohpuppe am Fenster, und schaute sich das bunte Treiben vor der Feuerwache gelassen von oben an.

Was wäre die Kirchweih ohne die tüchtigen Vereine, die die Feierlichkeiten mit Leben füllten.

Außer den Weiskircher Klubs waren es die Schausteller, die für Leben „uff de Gass‘“ sorgten. Die Geräusche der Fahrgeschäfte und die flackernden Lichter der Schaustellerbuden sorgten für lachende Gesichter unter den Kindern.

Bei all den fröhlichen Feierlichkeiten und den vielen gut aufgelegten Weiskirchern, durfte ein Blick in die Historie nicht fehlen: Die Kirchweih richtet sich nach dem Kirchenpatron Sankt Peter in Ketten, so die Dokumente im Hause des Heimat- und Geschichtsverein. Nach dem alten Kirchenkalender feierten die Gläubigen schon in früherer Zeit am 1. August die Kirchweih. Neben der kirchlichen Feier mit Hochamt und Prozession entwickelte sich schon früh auch eine weltliche Kerbfeier.

Erstmals dokumentiert dies eine Urkunde von 1473, in der der Erzbischof von Mainz, Diether von Ysenburg, und der Graf Philipp von Hanau, Streitigkeiten beilegten. Der Erzbischof erlaubte zwar den Bewohnern den Weinausschank, behielt sich aber vor, dass „an der Kirbe“ auch sein Bannwein ausgeschenkt werde.

Zur Erläuterung gibt der Heimat- und Geschichtsverein preis, in Hainhausen und Weiskirchen gab es zu jener Zeit Weinanbau, und der Bannwein war Teil des Weines, der dem Erzbischof als Abgabe gehörte.

Über viele Jahre hinweg stellte Hermann Jäger den Kerbvadder. Nun musste er aus gesundheitlichen Gründen pausieren. Er nutzte allerdings soziale Medien für einen aufmunternden Appell an die Bürger, sich im Rahmen der Kerb auf die Socken zu machen: „Waskerscher Kerb, Ebbesferuns“.

Nun vertrat ihn Wehrführer Dieter Horch. Bei der Fete vor dem Feuerwehrhaus sendete DJ Uwe Keck aus Offenbach beste Grüße an den rührigen Wehrführer: „Überall wo es brennt, ist der Dieter“. Der mit diesem Satz Gelobte organisierte als nächstes das traditionelle Schubkarrenrennen.

Dieses Jahr musste nicht wie sonst mehrfach um Teilnehmer geworben werden. 16 Männer stellten sich dem flotten Wettbewerb. Nach den acht scvhweißtreibenden Durchgängen standen Mitglieder der Feuerwehr-Süd als Sieger fest: Sebastian Murmann lenkte die bierbeladene Karre in 10,06 Sekunden um die Pylonen, gefolgt von Lennard Schmitt (10,19) und Freddy Halstenberg (10,22 sek).

Der Heimatverein hatte eine Menge Arbeit in die Fertigung der Kerbborsch-Strohpuppe gesteckt. Am Dienstag Abend war es dann vorbei, das Maskottchen war lediglich gut als Brennmaterial beim abschließenden Feuer.