Kundgebung am Rathaus: „In der Liebe zu Freiheit und Demokratie an der Seite der Ukrainer“ Mehr als 200 Rodgauer zeigen sich solidarisch

Mit Blick auf die Landesfarben der Ukraine sprach auch Bürgermeister Jürgen Hoffmann bei der Kundgebung. Foto: wolf

Jügesheim – „Nein zum Krieg.“ – „Frieden in Europa.“ – „Stoppt Putin – Frieden für die Ukraine.“ Die Botschaft auf den Schildern war eindeutig. Mehr als 200 Menschen beteiligten sich am Dienstag letzte Woche an einer Kundgebung für Frieden und Demokratie, die vor dem Rathaus stattfand. Mit einer Schweigeminute gedachten sie der Opfer des Kriegs in der Ukraine.

Für Dr. Rudolf Ostermann vom Verein für multinationale Verständigung Rodgau (Munavero) war es bereits die zweite Kundgebung dieser Woche: „Gegen die Pandemie gibt es Impfungen, gegen Putin leider nicht.“

Alle Rednerinnen und Redner verurteilten den Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen das Nachbarland. Die Ukraine sei ein souveräner Staat, ihre Regierung sei demokratisch gewählt und Putins Kriegsbegründungen seien Lügen, fasste Juso-Kreisvorsitzender Kevin Massoth zusammen: „In Wahrheit ist der Überfall ein Krieg gegen die Demokratie in ganz Europa.“

Mit einem Schlag habe Putin die bescheidenen Erfolge der Friedenspolitik zunichte gemacht, sagte Rudolf Ostermann. Aber mit der einhelligen Reaktion der Europäer habe Putin nicht gerechnet: „Plötzlich funktioniert die Gemeinschaft wieder. Ich kann nur hoffen, dass es dabei bleibt.“ Es gebe eine Welle der Solidarität auch in den Ländern, die bisher keine Geflüchteten aufnehmen wollten. „Das ist gut so, allerdings sollten die anderen Flüchtlinge dieselbe Zuwendung und denselben Schutz erfahren.“

„In der Liebe zu Freiheit und Demokratie stehen wir an der Seite der Ukrainer“, betonte Ostermann: „Wir müssen dafür auch bereit sein, wirtschaftliche Nachteile in Kauf zu nehmen.“

Von Fassungslosigkeit nach Jahrzehnten des Friedens sprach Bürgermeister Jürgen Hoffmann: „Europa, das Synonym für Frieden, ist auf einmal Schauplatz eines brutalen Angriffskrieges.“ Er erinnerte an die Regierungserklärung des Bundeskanzlers, der am Sonntag eine „Zeitenwende“ beschrieben habe. Unter den Sanktionen werde auch die deutsche Bevölkerung zu leiden haben. Hoffmann rief dazu auf, mögliche Einbußen als einen Akt der Solidarität zu begreifen. In der aktuellen Situation könne jeder etwas tun, zum Beispiel spenden, Wohnraum bereitstellen und „solidarisch zusammenstehen“.

Gerührt über die gezeigte Solidarität äußerten sich fünf Teilnehmer, die in der Ukraine geboren wurden. Sie hätten früher mit Menschen aus vielen Ethnien zusammengelebt; der Krieg sei durch nichts zu rechtfertigen.

Zwei junge Mädchen gingen gegen Ende der Kundgebung ans Mikrofon. Durch die Reden hätten sie eine neue Sicht auf die Realität gewonnen. Sie kündigten an, neben sozialen Medien künftig auch andere Informationsquellen zu nutzen.

Etwas abseits trafen sich etwa 40 vorwiegend junge Leute an der Sakristei der katholischen Kirche. Sie hatten eine Lautsprecherbox dabei, ließen sie aber ausgeschaltet. Kevin Massoth nannte es beschämend, während einer Friedenskundgebung Party feiern zu wollen.
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