Bühnen, Banken, Flugzeughallen Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum

Modell des Foyers der Städtischen Bühnen mit der Deckenskulptur „Wolken“ von Zoltán Kemény, 1963. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Frankfurt ohne Städtische Bühnen, Deutsche Bundesbank, Deutsche Bank, Hotel Interkontinental, Nordwestzentrum, Jumbo-Halle? Schwierig vorstellbar. Etwa 40 Bauten in der Mainmetropole gehen auf das Büro ABB, 1961 von den Architekten Otto Apel, Hannsgeorg Beckert und Gilbert Becker gegründet, zurück.

Apel, 1906 geboren, gelernter Maurer, studierte 1925 bis 1927 an der Baugewerkschule Kassel, ab 1929 an der Akademie der Künste in Berlin. Er gehörte dem Architektenstab von Albert Speer an, war jedoch nie Mitglied der NSDAP. In den letzten Kriegsjahren wurde er noch als Soldat eingezogen. Nach Kriegsende war er als leitender Architekt der 1947 gegründeten Frankfurter Aufbau AG tätig. 1950 baute er mit Rudolf Letocha, William Rohrer und Martin Herdt den zerstörten Römer wieder auf. Oper und Schauspiel folgten 1949 bis 1951.

Hannsgeorg Beckert war seit 1951 mit Apel in einem Büro, entwarf, kümmerte sich um die Verbindung zu den Bauherren, hatte ein Faible für zeitgenössische Kunst und brachte diese in seinen Gebäuden mit unter. Ausschreibungen, Vergabe, Terminplanung und Bauleitung waren das Gebiet von Gilbert Becker. Seine Tätigkeit bei ABB war entscheidend, um ein Projekt vom Entwurf bis zur Ausführung als komplette Leistung anbieten zu können.

Büro arbeitet für Frankfurter Flughafen

Seit den 1950er Jahren arbeitete das Büro auch für den Frankfurter Flughafen; insgesamt 15 Gebäude wurden unter ABB-Federführung am Airport errichtet. Das spektakulärste ist die Wartungshalle V mit dem bis heute am weitesten gespannten Betonhängedach der Welt, das zwei jeweils 135 Meter breite Felder überdeckt. Die Jumbo-Halle bietet sechs Maschinen des Typs Boeing 747 Platz und entstand von 1965 bis 1972. Nach dem Tod von Apel 1966 wandte sich das Büro von der Spätmoderne ab. Das Hochhaus für die Dresdner Bank wurde von 1971 bis 1980 errichtet. Seit 1979 firmierte das Büro unter dem Namen ABB Architekten Hanig, Scheid, Schmidt – Hannsgeorg Beckert war 1978 gestorben, Gilbert Becker ausgeschieden. Die Doppeltürme der Deutschen Bank entstanden, das Hochhaus am Park wurde neu gestaltet.

Das 2004 fertiggestellte Main Airport Center ist das letzte größere Projekt, das ABB umsetzte – 2005 endete die Tätigkeit des Büros. Zehn Jahre später, 2015, übernahm das Deutsche Architekturmuseum einen Teil des ABB Archivs. Viele der Fotos stammen von Hannsgeorg Beckerts Bruder Ulfert Beckert, der die Projekte fotografisch dokumentierte.

Die Ausstellung zeigt einen Teil der Entwürfe und Bauten aus den 1950er bis in die 1970er Jahre in Bildern. Vergangenheit und Gegenwart begegnen sich in der Diskussion über die Zukunft der Städtischen Bühnen, die seinerzeit höchsten technischen Anforderungen gerecht wurde, inzwischen aber in die Jahre gekommen ist. Droht der Abriss? Dann würden wohl auch die Goldwolken des Bildhauers Zoltán Kemény verschwinden. Und Frankfurt würde ein bisschen Poesie fehlen.