Das siebte Kreuz“ in über 100 Veranstaltungen „Frankfurt liest ein Buch“ mit Welterfolg von Anna Seghers

Ina Hartwig, Constanze Neumann, Sabine Baumann, Lothar Ruske, Konstantin Küspert und Silke Haug (von links) vor dem Plakat zum Lesefest. Foto: Faure

Frankfurt (jf) – „Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, dass es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar.“ Diese Worte schrieb Anna Seghers vor knapp 80 Jahren im Sommer 1939 im französischen Exil unter schwierigen Bedingungen. Sie stehen am Ende ihres Romans „Das siebte Kreuz“. Es ist die Geschichte einer Flucht von sieben Männern aus dem KZ Westhofen, im Mittelpunkt steht Georg Heisler. Er schlägt sich durch, von Worms nach Mainz und nach Frankfurt und wieder nach Mainz, es gibt im Buch viele konkrete Hinweise auf Orte, die Heisler auf seiner Flucht streift. In der Nacht läuft er durch Frankfurt, empfindet die Stadt als „System von lebenden Fallen“. Aber er trifft auch auf Leute, die ihm helfen.

„Mit der Wahl dieses Buches für das Lesefest 2018 wird ein Akzent in Zeiten gesetzt, in denen sich die Demokratie selbst verteidigen muss“, stellte Kulturdezernentin Ina Hartwig fest. Der weltberühmte Roman werfe universelle Fragen auf und könne dazu anregen, über die Grundwerte unserer Gesellschaft zu diskutieren. Dem Nachwort von Thomas von Steinaecker in der vorliegenden Ausgabe, 2015 im Aufbau Verlag publiziert, komme eine besondere Bedeutung zu.

Constanze Neumann vom Aufbau Verlag unterstrich, dass es nicht nur um das Buch, das übrigens auch in einer neu aufgelegten Bildergeschichte mit Originalzeichnungen aus dem Jahr 1942 von William Sharp vorliegt, gehe. Auch das Leben von Anna Seghers, als Netty Reiling 1900 in Mainz geboren, 1947 aus dem Exil zurückgekehrt und von 1952 bis 1978 Präsidentin des Deutschen Schriftstellerverbandes (der DDR) wird beleuchtet. Der Verein Frankfurt liest ein Buch, dessen Vorsitz Sabine Baumann vom Verleger Klaus Schöffling im September 2017 übernommen hat, freut sich über viele Teilnehmer am Lesemarathon, darunter neun Schulen. Der Auftakt erfolgt traditionell in der Deutschen Nationalbibliothek am 16. April, die Veranstaltung ist allerdings bereits ausverkauft.

Fast alle Stadttteile beteiligen sich am Lesefest

Doch während der nächsten 13 Tage gibt es reichlich Gelegenheit, sich mit dem Text und mit dem Leben der Autorin zu beschäftigen – im Filmmuseum wird am Dienstag, 17. April, der Film „The Seventh Cross/Das siebte Kreuz“ (1944) mit Spencer Tracy in der Hauptrolle gezeigt, gelesen und gesprochen wird über den Roman in der Stadtteilbibliothek Bornheim, in der Budge-Stiftung und in der Mariengemeinde in Seckbach, im Riederwald, in der Denkbar, im Stalburg Theater und im Holzhausenschlösschen im Nordend, im Nachbarschaftszentrum Ostend und in der Romanfabrik, im Lesecafé und im Bibliothekszentrum in Sachsenhausen, in der Buchhandlung Schutt in Bornheim und weiteren Buchhandlungen der Stadt.

Am 16. April wird auch ein bislang unbenannter Weg in der Nähe der Frankfurt School of Finance & Management den Namen Anna-Seghers-Pfad erhalten, dazu wird der Sohn von Anna Seghers, Pierre Radvanyi, erwartet. „Fast alle Frankfurter Stadtteile beteiligen sich am Lesefest, viele Prominente sind dabei – beispielsweise die langjährige Oberbürgermeisterin Petra Roth, der Schauspieler Martin Wuttke, der auch das Hörbuch eingelesen hat, der Jazzpianist Bob Degen, der Kabarettist Jo van Nelsen, der Intendant des Schauspiel Frankfurt, Anselm Weber, der das Stück für die Bühne adaptierte, und zur Abschlussveranstaltung die Schauspielerin Gudrun Landgrebe“, verriet Organisator Lothar Ruske. Das detaillierte Programm ist unter www.frankfurt-liest-ein-buch.de nachlesbar.