Altbau und neue Erweiterung werden verknüpft An der Mühlbergschule wird bald umgebaut

Architekt Dirk Landwehr (links) und Stadtrat Jan Schneider vor der Mühlbergschule. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Blau und ein bisschen staubig zieht sich in der Mitte des Raumes hoch über den Köpfen eine mit Ranken geschmückte Metallkonstruktion von Wand zu Wand. Sie stabilisiert die Statik des ehemaligen Musikraums. Unwirklich inmitten einer Baustelle. „Die wird bleiben, sie ist nicht nur schön, sondern hat ja auch eine Funktion“, erläutert Sigrid Eichler, stellvertretende Leiterin des im November 2017 neu eingerichteten Amtes für Bau und Immobilien. 

Eichler begleitet Stadtrat Jan Schneider, verantwortlich für Bau und Immobilien, Reformprojekte, Bürgerservice und IT, auf dem Besuch der 1904 erbauten Mühlbergschule. „Die Sanierung der Mühlbergschule war dringend erforderlich. 2017 wurde damit begonnen. Dabei muss der Bestand erhalten und der Denkmalschutz beachtet werden. Das kostet mit der Erweiterung insgesamt 24,4 Millionen Euro. Diese Sanierung ist ein schönes Beispiel für Arbeiten in dichter Besiedlung. Das bedeutet immer einen großen Mehraufwand“, sagt Schneider. Daniel Hopp, Investor des Henninger Turms, steuert 3,3 Millionen Euro bei – etwa 100 Kinder aus den über 200 Wohnungen im Turm werden später auch auf die Grundschule am Lettigkautweg gehen.

Hamburger Architekturbüro setzt sich durch

Dirk Landwehr, Trapez Architektur Hamburg, ergänzt: „Tatsächlich macht Frankfurt Schule.“ Im Vergabeverfahren gewann das Hamburger Büro. „Wenn aus einer bisher dreizügigen eine fünfzügige Schule werden soll, reicht der Platz im Altbau alleine nicht mehr aus“, erläutert der Experte. Die Planung von Altbausanierung und Erweiterung ist in einem Team mit Involvierten und Interessierten besprochen worden. Die acht Meter tiefe Grube für den Neubau ist ausgehoben, die Bodenplatte, für die zwölf Lkw-Ladungen Beton benötigt wurden, gegossen. Der Erweiterungsbau wird im Untergeschoss eine Turnhalle, im Erdgeschoss die Mensa, darüber Ganztagsräume und darüber eine zweite Sporthalle aufnehmen. „Die obere Sporthalle mit großer Fensterfront kann auch für Veranstaltungen genutzt werden“, informiert Landwehr.

Auf dem Gelände wurde einiges entdeckt, darunter ein alter Brunnen. „Den haben wir eingelagert. Er wird später wieder aufgestellt“, sagt Bauleiter Frank Schurack. Bereits vor über 100 Jahren hatten die Architekten der Mühlbergschule schlaue Pläne. So gab es eine interessante Lösung für die Entlüftung der Klassenräume, die jetzt – nach modernen Standards – in ähnlicher Form genutzt werden kann. Einige Räume sind mit Parkett ausgestattet. „Wenn es noch gut ist, werden wir das ertüchtigen“, bemerkt Schurack.

Gasheizung und Solarpanelen kommen dazu

Auch energetisch wird die Schule neuesten Ansprüchen gerecht und mit einer Gasheizung sowie Solarpanelen ausgestattet. So viel wie möglich soll erhalten werden. Das funktioniert jedoch nicht immer: Im Keller wurde ein Waschbad entdeckt, da konnten sich Schüler, die zuhause kein Bad hatten, waschen. „Mussten wir leider ausbauen. Aber eine Kachel habe ich aufgehoben“, erzählt der Bauleiter. Viele Brandschäden gab es im Dachstuhl. Da wurde nach dem Krieg provisorisch „geflickt“, das bedeutet nun intensive Aufarbeitung.

Schöne Räume hat die Schule. Zum Beispiel das 5,45 Meter hohe Giebelzimmer mit der beeindruckenden Fensterwand. „Die historischen Gauben werden ebenfalls wiederhergestellt“, fügt Schurack hinzu. „Deshalb wurde die Einrichtung früher auch ‚rote Schule’ genannt“, macht der Bauleiter auf die roten Kacheln an der Wand aufmerksam. Dazwischen gab es ehemals Trinkbrunnen. Noch bis Anfang 2020 müssen die knapp 300 Schüler in ihrer Ausweichanlage im Länderweg ausharren. Aber dann wird die Rückkehr in die alte, neue Mühlbergschule ganz sicher ein großes Fest.