Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dietzenbach informiert zum Weltfrauentag „Es sind Frauen, die die Welt aufrütteln“

Bettina Kuse ist Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dietzenbach. Foto: Kreisstadt

Dietzenbach (red) – „In der ganzen Welt demonstrieren Frauen am 8. März, dem Weltfrauentag, für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung von Frauen“, schreibt Bettina Kuse, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dietzenbach, in einer Pressemitteilung.

„Der Internationale Frauentag blickt auf eine mehr als hundertjährige Geschichte zurück. Den engagierten Frauen von damals ging es um Partizipation in der Politik, um das

Wahlrecht für Frauen und um einen gleichwertigen Zugang zu Bildung.

Damals wie heute ist die Kraft von Frauen nicht nur erwünscht sondern notwendig. Und wir sehen auch gerade, dass es Frauen und zudem junge Frauen sind, die die Welt aufrütteln, wie Greta Thunberg, Theresa Neubauer oder Carola Rakete, alles Frauen, die aus ihren Gruppen heraus treten, und ihr Gesicht zeigen.

Was die Frauen in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts angestoßen und seitdem errungen haben, hat uns zu dem gemacht, wer wir heute sind als Frauen in dieser Gesellschaft.

Und wo stehen wir heute? Was haben wir schon alles erreicht in der Gleichwertigkeit der Geschlechter, und wie können wir das überprüfen? Ob wir heute - global gesehen - in einer geschlechtergerechteren Gesellschaft leben, dass lässt sich nicht so einfach beantworten, denn Frauen sind zwar noch nie so sichtbar und vordergründig erfolgreich wie heute, dennoch haben sich die

Lebensbedingungen für viele Frauen nicht verbessert , sondern teilweise eher verschärft: Der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ muss beispielsweise auch in Deutschland erst noch erfüllt werden, Frauen verdienen hier nach wie vor

gut 20 Prozent weniger als Männer.

– Immer noch arbeiten 30 Prozent aller Frauen im Niedriglohnsektor, mit der Folge von zunehmend eklatanter Altersarmut bei Frauen.

– Und Frauen übernehmen weiterhin den Großteil der unbezahlten Haus-,

Erziehungs- und Pflegearbeit.

– Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist fur die heutige junge

Elterngeneration ein Balanceakt am Rande der Überlastung.

– Noch nie, zumindest nicht in der neuen Geschichte, waren die Zahlen von Vertriebenen, Geflüchteten und Asylbewerbungen so hoch wie in den

letzten Jahren, sie haben mit weltweit über 70 Millionen den Höchststand

erreicht. Die Hälfte dieser Menschen sind Frauen.

– Frauen und Mädchen (auch in Deutschland) sind weiterhin bedroht von Ehrenmorden, Kinderehen, Zwangsheirat und Genitalverstümmelung.

– Frauen und Mädchen sind in kriegerischen Auseinandersetzungen Opfer

von Vergewaltigung / Versklavung,

– aber auch in Nicht-Kriegszeiten und nicht Kriegsgebieten erleidet jede vierte Frau weltweit Gewalt, sei sie körperlich oder nicht-körperlich, die

Auswirkungen sind in jedem Fall fatal.

Heute geht es hierzulande in der Debatte zum Thema Gleichberechtigung auch

um vermeintlich kleinere Stellschrauben, es wird beispielsweise daruber gestritten,

– ob eine Paritätslosung bei der anstehenden Wahlrechtsreform sinnvoll sei,

– ob lesbische Paare Eltern sein können oder ob die Partnerin der Mutter das

Kind erst adoptieren muss,

– ob es Extra-Toiletten geben soll für die diversen Geschlechtsidentitäten, die weder eindeutig weiblich noch eindeutig männlich sind,

– ob sich in der Amts- und wissenschaftlichen Sprache der Genderstern, der

Unterstrich oder der Doppelpunkt durchsetzen wird?

Diese Themen sind wichtig, die Diskussion darüber ist wichtig, und irgendwann werden die Ergebnisse dieser Debatten auch in den Gender-Mainstream mit einfließen, aber mindestens genauso wichtig ist die Reflektion und Diskussion über gesellschaftlich geprägte Rollen und traditionelle Aufgaben.

Wer es sich leisten kann, der entledigt sich der lästigen Haushaltstätigkeiten.

Hol- und Bringdienste übernimmt das Spartaxi, die Hemden kommen in eine Reinigung, eine Putzfrau wird eingestellt, das Essen wird geliefert, und eine Babysitterin engagiert.

Wer sich dieses „Outsourcing“ von lästigen Tätigkeiten nicht leisten kann, der dreht sich im Hamsterrad von Beruf und Familie und läuft Gefahr dauernd

überlastet zu sein, denn mit einer Vollzeittätigkeit und sich anschließenden

Familienaufgaben bleibt kaum Zeit für eigene Bedürfnisse, und oftmals auch nicht für die Beziehungspflege, die knappe freie Zeit ist dann nur noch zum Schlafen da, um am nächsten Tag weitermachen zu können.

Wenn sie es sich wünschen könnten, wurden junge Eltern (jüngstes Kind ist unter sechs Jahren alt) sich für partnerschaftliche Modelle entscheiden, eine faire Aufteilung der Aufgaben um Haushalt und Familie, ein Drittel der jungen Eltern wünscht sich sogar, dass beide Partner in Teilzeit erwerbtätig sind, zumindest solange die Kinder noch klein sind.

Und internationale Studien belegen das auch, sie betonen die Bedeutung, die aktive Väter für den beruflichen Aufstieg von Frauen haben, und deuten darauf hin, dass Elternzeitregelungen speziell für Väter wirkungsvoller als Frauenquoten sein könnten, wenn es darum geht, Frauen in Führungspositionen zu bringen.

Die Elterngeldevaluierung zeigt auch, dass Mütter schneller und mit einem

größeren Stundenumfang in ihren Beruf zurückkehren, wenn ihre Partner -häufig am Ende des Bezugszeitraums - Elternzeit nehmen.

Gefragt sind weiterhin familienfreundliche Betriebe und Unternehmen in denen Frauen wie Männer Voll- und Teilzeitmodelle ohne Karrierenachteile flexibel nutzen können. Derzeit arbeiten rund 20 Prozent der Eltern kleiner Kinder in solchen Betrieben. Und das lohnt sich auch für diese Unternehmen, denn familienfreundliche Rahmenbedingungen und die Forderung junger Mutter und Vater eine neue Balance zwischen Beruf und Familie zu suchen, fördert die betriebliche Verbundenheit.

Wo Väter als Führungskräfte selbst Elternzeit in Anspruch nehmen, ist übrigens der Anteil der männlichen Beschäftigten in Elternzeit mit 16 Prozent fünfmal so hoch wie in Unternehmen ohne solche Führungskräftevorbilder“.

Frauenfrühstück im Capitol

Wer in Dietzenbach am Internationalen Frauentag das Erreichte feiern will, sich solidarisch zeigen, inmitten vieler Frauen frühstücken und poetische Texte hören möchte, kann sich noch zum Frauenfrühstück anmelden, zur Slampoesie mit Dominique Macri am Sonntag, 8. März ab zehn Uhr im Dietzenbacher Capitol am Europaplatz. (Karten sind bei

der Volkshochschule erhältlich, Z  06074 812266).

Beratungsangebot im Rathaus

Das Frauen- und Gleichstellungsbüro im Rathaus bietet neben einer individuellen Terminvergabe auch offene Sprechstunden an - für Frauen in allen

Lebenslagen oder mit Gleichstellungsanliegen in Einzelfällen: Montag, Dienstag und Donnerstag jeweils von 9 bis 13 Uhr und Dienstag von 14 bis 16 Uhr, Z  06074 373-240. Diese Gespräche sind vertraulich und können auch anonym erfolgen.