Unikate und Selbstgemachtes bei Frühlingsedition des Kreativmarktes Neue Hobbys und Techniken

Beim 32. Kreativmarkt im Capitol gab es wieder allerlei Selbstgemachtes zu entdecken. Foto: Schmedemann

Dietzenbach – Erste Frühlingsboten recken ihre lilafarbenen Blütenköpfe im Stadtgebiet der sanften Sonne entgegen. Die Natur erwacht – und die Kreativität von 66 Ausstellern hat gar nicht erst geschlafen: Beim 32. Kreativmarkt im Capitol am Europaplatz gab es wieder allerlei Selbstgemachtes zu entdecken. Erstmals präsentierte sich der Markt in einer Frühlingsedition.

Die leichte Stimmung, die der Lenz üblicherweise mit sich bringt, bestimmt die Atmosphäre im Capitol. Die Stände sind großzügig im Foyer, dem Bistro und dem Kuppelsaal verteilt und laden zum gemütlichen Schlendern ein. Da kommen Interessenten mit den Ausstellern ins Gespräch über das präsentierte Handwerk, dort stöbern Freundinnen in selbst genähten Unikaten. Aus Gips gegossene Cupcakes, die als Fotohalter dienen und zum Anbeißen aussehen, gesellen sich zu Klassikern wie Patchwork und Topflappen und reihen sich zwischen genähten Teddybären oder Impfpasshüllen. „Wir haben bei der Auswahl der Stände auf Vielfältigkeit geachtet“, erzählt Jan Hergenröther, ein Azubi des Capitols im dritten Lehrjahr. Gemeinsam mit drei weiteren Auszubildenden durfte er frischen Wind in die Frühlingsausgabe des Kreativmarktes bringen: Die Stände sind in einer Acht aufgestellt, was den fließenden Charakter des Besucherstroms unterstützt.

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Die notwendigen Abstände des Hygienekonzepts können so leicht eingehalten werden. Die Pandemie war es auch, die die Umsetzung der seit 2019 geplanten Frühlingsvariante nun bis ins Frühjahr 2022 hinausgezögert hat. Hergenröther berichtet: „Es gibt so viele Anfragen für den Herbst, dass wir uns für zwei Ausgaben entschieden haben.“ Zum einen sei eine solche Neuerung nach 30 Jahren willkommen, zum anderen gewünscht von den Ausstellern. Corona habe indes für eine weitere Neuerung gesorgt: Das Angebot wird bunter, weil Menschen sich neuen Techniken und Hobbys gewidmet haben. Mit der Pandemie hat auch Helga Hochgürtel ihre Leidenschaft fürs Nähen wiederentdeckt. Ihr Stand gleicht einem kleinen Kaufladen: Eis am Stiel, belegte Brote oder sogar Sushi kann man dort erstehen. Auch Bratwurst aus Stoff und Pommes aus Schwämmen hat die hauptberufliche Heilpraktikerin im Angebot. „Ursprünglich wollte ich mit ein paar Dingen den Kindern in meiner Praxis eine Freude machen, dann habe ich gemerkt, wie viel Spaß mir das macht“, erzählt die 64-jährige Dietzenbacherin. Zwei Pandemiejahre später betreibt sie „Ollis Lädchen“ in der Schäfergasse und präsentiert auf dem Kreativmarkt zum ersten Mal ihre Kreationen. „Die Feinmotorik dahinter macht einfach Spaß“, beschreibt Hochgürtel weiter, „es ist ein guter Ausgleich vom Berufsalltag“.

Eine ähnliche Motivation haben auch Steffi und Sieghard Brauer. Das Paar aus Altenstadt fertigt Küchenhelfer, Bretter, Uhren und mehr aus Olivenholz. Das Rohmaterial bezieht Sieghard Brauer, dessen Eltern in der Kreisstadt leben, aus Tunesien. „Jedes Stück ist durch die Maserung ein Unikat und außerdem nachhaltig“, begründet er seine Faszination für das Material. Um sich dem Olivenholz widmen zu können, wurde die heimische Garage vor einem Vierteljahr zur Werkstatt umfunktioniert und bildet einen Kontrast zu den Bürojobs der beiden. „Dort veredeln wir das Holz, das heißt wir schleifen und ölen“, beschreibt der 38-Jährige. Das Holz kommt dabei zwar schon in vorgefertigten Formen an, doch verleihen ihm die Hobbyhandwerker eine persönliche Note. „Die Uhren mit der Metallfassung sind eine Eigenkreation meines Mannes“, sagt Steffi Brauer. Sie selbst habe parallel die Knüpftechnik Makramee für sich entdeckt. „Die Optiken von Garn und Holz ergänzen sich gut“, findet sie.

Besucherin Maxi Steinheimer genießt es, nach Herzenslust stöbern zu können: „Es fühlt sich wieder etwas leichter an, das tut gut.“

VON LISA SCHMEDEMANN