Evangelische Martin-Luther-Gemeinde spannt Taufband zwischen Bäumen Zeichen, dass Menschen immer ein Teil der Gemeinde bleiben

Quer über das Grundstück der Evangelischen Martin-Luther Gemeinde an der Waldkapelle flatterte ein gelbes Band zwischen den Bäumen im Wind. Auf ganzen 300 Metern standen dort 1229 Namen drauf. Allesamt Menschen, die seit 1948 in der Waldkapelle getauft wurden. Foto: Dreger

Dietzenbach (zsd) – Quer über das Grundstück der Evangelischen Martin-Luther Gemeinde an der Waldkapelle flatterte ein gelbes Band zwischen den Bäumen im Wind.

Auf ganzen 300 Metern standen dort 1229 Namen drauf. Allesamt Menschen, die seit 1948 in der Waldkapelle getauft wurden.

Im 50. Jubiläumsjahr der Martin-Luther Gemeinde sollte es eine besondere Tauferinnerung geben, erklärte Gemeindepfarrer Uwe Handschuch. „Sozusagen als sichtbares Zeichen, dass die Menschen immer ein Teil dieser Gemeinde bleiben werden, egal was im Leben passiert“. Die Farbe des Taufbandes kam dabei nicht von ungefähr. „Mir fiel der Text des Songs - Tie A Yellow Ribbon Round The Ole Oak Tree - ein“, erklärte Pfarrer Handschuch. „Das passt doch sehr gut, dachte ich“.

Unter dem Motto „1000 Taufen“ hatte die Gemeinde zum siebten und letzten Sommercafé eingeladen, die Tische und Bänke vor der Waldkapelle füllten sich schnell.

„Man trifft hier immer viele Menschen und es entwickeln sich tolle Gespräche“, erzählte Erika Jurik. „Schade dass es das letzte Mal für dieses Jahr ist“. Es sei so schön hier und der Kuchen immer so lecker, fügte Else Ahrens an. Ihren Sohn Dieter hatte Erika Jurik schon auf dem Taufband entdeckt. „Am 30. Oktober 1960 ist er hier getauft worden“, erinnerte sie sich. „Das Band ist ja nach Jahrgängen geordnet, da war es nicht so schwer ihn zu finden“.

Den Anfang darauf bildet Ingrid Lehr, die am 27. Juni 1948 in der Waldkapelle getauft wurde.

„Damals stand die Kapelle ganz alleine im Wald, noch ohne Anbau“, erzählte Conny Irion-Gleisberg.

Seit 50 Jahren ist die Ärztin aktives Mitglied der Gemeinde und kann sich an den zweiten Anbau und den Bau des Pfarrhauses noch erinnern. Sie hat selbst rund 100 Namen samt Taufdatum und den Psalm des Taufspruchs auf das Band geschrieben. Auch ihr Bruder Jürgen steht drauf. „Das ist schon putzig, wenn man den Namen seines Bruders auf dem Band findet“, sagte sie. „Er ist am 3. Juli 1966 hier getauft worden. Erinnern kann ich mich daran aber nicht mehr, da war ich erst drei Jahre alt“.

Zahlreiche Familien füllten die Kapelle bei einer Tauferinnerungsandacht, bei der Pfarrer Handschuch ebenfalls an alle Täuflinge erinnerte und auch für alle um Gottes Segen bat.

„Heute Morgen kam der bisher letzte Name auf das Taufband“, berichtete Handschuch. Mit dem kleinen Paul bildet das Datum 13. August 2017 das bisherige Ende des Bandes. In seiner bald 18-jährigen Laufbahn als Steinberger Gemeindepfarrer hat Handschuch selbst mehr als 450 Taufen vorgenommen.

Auch seine Tochter Elisabeth ist mit dem Datum 31. Mai 2004 auf dem Band vertreten. „Das war damals Pfingstmontag“, erinnerte sich Handschuch. „Die Taufe hat aber unser ehemaliger Bürgermeister Friedrich Keller übernommen, das wollte ich nicht selbst machen“.

Immer wieder schlenderten die Gäste über das Grundstück, schauten sich das Band an und hielten Ausschau nach sich selbst oder den Namen ihrer Angehörigen.

„Das ist eine geniale Idee“, sagte Melanie Kania. „Abgesehen von mir selbst habe ich auch so einige aus meiner Familie auf dem Band entdeckt und mein Sohn Ben ist ganz stolz, dass er auch mit drauf steht.“