Hunderte bei Kundgebung gegen Hass und Rechtsextremismus Gefahr für verschiedenste Lebensbereiche

„Dreieich bleibt bunt“ – unter diesem Motto setzten zahlreiche Bürger auf dem Dr.-Walter-Lübcke-Platz ein Zeichen. Auch an den Namensgeber des Versammlungsorts wurde mit einer Schweigeminute gedacht. Bild: Strohfeldt

Dreieich – Mehrere Hundert Menschen haben sich am vergangenen Samstagnachmittag zu einer Demonstration für Toleranz, Vielfalt und Solidarität auf dem Dr.-Walter-Lübcke-Platz in der Sprendlinger Innenstadt versammelt und ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, Hass und Hetze gesetzt. Veranstalter Thomas Schupp war es gelungen, ein Bündnis aus rund 40 Dreieicher Parteien, Vereinen, Organisationen und Religionsgemeinschaften für die Aktion zu gewinnen. Ursprünglich hatte auch die Dreieicher CDU zu den Unterstützern gehört, sich aber wenige Stunden vor Beginn aus dem Bündnis zurückgezogen. Das Motto der Kundgebung „Dreieich bleibt bunt“ sei nicht mit ihnen abgestimmt worden und es habe weitere Differenzen mit dem Veranstalter gegeben, erklärte der Dreieicher CDU-Vorsitzende Hartmut Honka.
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In seiner Begrüßung bat Schupp um eine Schweigeminute für Lübcke – der CDU-Politiker und Kasseler Regierungspräsident wurde vor fünf Jahren von einem Rechtsextremisten erschossen – und alle anderen Opfer rechtsradikaler Gewalt.

Der Mord an Lübcke, die Morde von Hanau und weitere zeigten die Gefahren rechtsradikaler Gewalt auf, sagte Schupp.

Bürgermeister Martin Burlon bezeichnete Dreieich als schon immer weltoffene und solidarische Stadt. „Kein Flüchtling und keine Gemeinschaftsunterkunft hat jemals in Dreieich für einen Kriminalitätsschwerpunkt gesorgt“, sagte Burlon. Dies in aller Deutlichkeit herauszustellen, sei ihm wichtig. Auch wenn die Aufnahme Geflüchteter Herausforderungen mit sich bringe, lasse man sich nicht auseinanderdividieren, sagte Burlon.

Mit eigenen Songs umrahmten die Dreieicher Musiker Wolf Schubert-K. und Steffen Huther die Redebeiträge. Schubert-K. warnte vor dem Verlust von Kunst und Kultur, sollte eine Partei wie die AfD in Regierungsverantwortung kommen.

Ein Grußwort schickte der in Buchschlag wohnende, jedoch verhinderte Bundesbankpräsident Dr. Joachim Nagel. Deutschland brauche Arbeitskräfte aus dem Ausland und diese müssten sich willkommen fühlen. „Aber Demokratie, Offenheit und Toleranz sind viel mehr als Mittel zu einem wirtschaftlichen Zweck, für mich sind sie Selbstzweck“, betonte Nagel.

Mit einem Appell gegen rechtsextreme Indoktrination der Jugend im Internet wandte sich der Vorsitzende des Jugendparlaments, Tom Müller-Broich, an die Anwesenden. Für den Erhalt des Sozialstaates und gegen den Verlust der Mitmenschlichkeit plädierte die Vorsitzende des Ausländerbeirates, Fatma Nur Kizilok. Auf den Versuch rechtsradikaler Gruppen, den Fortschritt und die Energiewende zu torpedieren, um Machtstrukturen zu erhalten, wies Friederike Bürmann als Vertreterin von ByeByeBiblis hin. Der türkischstämmige Dreieicher Muslim Adem Ilhan trat schließlich mit Pfarrerin Susanne Lenz ans Mikrofon. „Wir wollen unser Land nicht denen überlassen, die mit menschenverachtenden Parolen Politik machen“, sagte Lenz.  ms