Trauer um früheren Stadtverordnetenvorsteher Günther Vogt Hunsrück hat ihn nie losgelassen

Heimat Hunsrück: Günther Vogt 2021 vor seinem Haus in Uhler.

Dreieich – Den Kontakt nach Dreieich hat er nie verloren. Hin und wieder meldete sich Günther Vogt aus dem Hunsrück, um politische Ereignisse zu kommentieren oder uns auf eines seiner Buchprojekte aufmerksam zu machen. Am Dienstag vergangener Woche ist Vogt, der viele Jahre für die SPD aktiv war und von 1991 bis 1993 unter anderem das Amt des Dreieicher Stadtverordnetenvorstehers bekleidete, zwei Wochen vor seinem 92. Geburtstag in Bad Kreuznach gestorben.

Günther Vogt hatte ein bewegtes Leben. 1931 in Düsseldorf geboren, kam er als Vierjähriger in eine Pflegefamilie in ein kleines Dorf im Hunsrück. Leicht war die Kindheit in einer von Armut und harter Arbeit geprägten Umgebung nicht. Seine Erinnerungen hat er in einem Buch („In einem rauen Land“) aufgeschrieben. Mit 15 Jahren, kurz nach dem Krieg, zog es den jungen Mann nach Götzenhain. Bei der Firma Nassovia in Langen absolvierte er eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Der begabte und wissensdurstige Vogt begnügte sich nicht mit der Lehre, weitere Fortbildungen und ein Fernstudium qualifizierten ihn für höhere Aufgaben.

Anfang der 1960er Jahre wagt Vogt, damals schon Vater dreier Kinder, einen beruflichen Neustart. Bei einer Versicherungsgesellschaft beginnt er als Vertreter, macht schnell Karriere und wird schließlich Geschäftsführer in Darmstadt und später in Frankfurt. In der Wendezeit geht Vogt in die neuen Bundesländer, um beim Aufbau zu helfen. Günther Vogt war seit jeher ein politisch denkender Kopf. 1969 trat er, inspiriert von Willy Brandt, in die SPD ein. Er war zunächst Gemeindevertreter in Götzenhain, später Stadtverordneter in der neu gegründeten Stadt Dreieich. Von 1977 bis 2001 war er Stadtverordneter, von 1983 bis 2001 stand er an der Spitze der SPD-Fraktion. Vogt engagierte sich zudem im Kreistag.

Der Hunsrück hat ihn in all dieser Zeit nicht losgelassen. Vielleicht auch weil er hier seine Frau Elsbeth kennenlernte, zog das Paar in dieses „raue Land“, baute ein Haus und verbrachte dort den Lebensabend. Günther Vogt war bis in hohe Alter geistig rege, schrieb neben seinen Kindheitserinnerungen noch Reisebücher und ein Buch, in dem er die Ergebnisse seiner Ahnenforschung festhielt. Günther Vogt hinterlässt drei Kinder, vier Enkel und drei Urenkel. Seine letzte Ruhestätte findet er neben seiner vor vier Jahren verstorbenen Frau, mit der er fast 67 Jahre verheiratet war.

„Als schweren Verlust für die Sozialdemokratie in Dreieich und eine traurige Nachricht für alle Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten“ haben Maik Zimmer, Vorsitzender der SPD Dreieich, und Fraktionsvorsitzender Holger Dechert den Tod von Günther Vogt bezeichnet. „Mit Günther Vogt verlieren wir einen über die Parteigrenzen hinaus anerkannten Kommunalpolitiker, der sich über viele Jahrzehnte für die Menschen in Dreieich und im Kreis Offenbach eingesetzt hat. Dabei war er immer fair und sachlich im Umgang“, erklären Zimmer und Dechert.

Neben seinen zahlreichen Verdiensten um die Dreieicher Politik hebt die SPD-Spitze das Engagement Vogts im Kreistag hervor. Sein besonderes Augenmerk lag dabei auf Umweltthemen. Für sein Wirken wurde er 1997 mit der Ehrenplakette des Kreises Offenbach ausgezeichnet.

Auch aus seinem Heimatdorf Uhler habe er alle aktuellen Entwicklungen in Dreieich verfolgt und seinen Nachfolgern auf digitalem Weg zahlreiche Hinweise und Ratschläge gegeben. „Unsere Gedanken gelten seinen Angehörigen. Gemeinsam trauern wir um einen geschätzten Menschen, der einen prägenden Eindruck in Dreieich und im Kreis Offenbach hinterlassen hat“, so Zimmer und Dechert.
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