Verband mietet Hochhaus-Teile nicht nur für Seniorenwohnen Caritas-Coup auf Campus

Freude über einen großen Coup auf dem Campus: Die beiden Allegron-Geschäftsführer Dirk Wiedenhues und Bernd Dillmann, Caritasdirektor Michael Klein und Bürgermeister Steffen Ball (von links).

Heusenstamm – Es ist ein großer Coup, den eine wohlgelaunte Männerriege an einem sonnigen Tag verkündet: Auf dem Campusgelände kommt wieder Leben ins Gemäuer, der Caritasverband Offenbach wird dort mit einem umfassenden Senioren- und Pflegekonzept an den Start gehen.

Geplant sind unter anderem betreute Wohnungen, stationäre Pflege, Tagespflege und der Einzug des Pflegedienstes.

An Land gezogen hat das Großprojekt die Allegron-Group, seit mehr als einem Jahr Eigentümer der früheren Immobilie des Post-Bildungswerkes.

„Bei Allegron sitzen im Gegensatz zu manch vorheriger Eigner-Gesellschaft Menschen, mit denen man ins Gespräch kommen kann“, sagt Bürgermeister Steffen Ball, der die Kontakte zusammengeführt hat.

Fast ein Drittel der gesamten Fläche im Hochhaus und in den rundum liegenden flacheren Gebäuden will der Wohlfahrtsverband in etwa zwei Jahren als Mieter beziehen. „Der Bedarf an Pflege, Betreuung, Unterstützung und Beratung steigt ständig“, begründet Caritasdirektor Michael Klein die Entscheidung für den umfassenden Ausbau des Angebotes.

Die ersten Pläne zur künftigen Gestaltung tüfteln Allegron und Caritas bereits gemeinsam aus. Auf mehreren Etagen in allen drei Flügeln des Hochhauses entstehen 100 Wohnungen mit Betreuungsmöglichkeit, dazu kommt eine vollstationäre Pflege mit 87 Plätzen, eine Sozialstation sowie eine Seniorentagespflege.

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Darüber hinaus ist eine Großküche geplant, die 2 000 Essen an die Caritas-Einrichtungen in der Umgebung liefern soll. Als kleines Sahnehäubchen soll schließlich ein sogenanntes Quartierscafé entstehen, das Allegron mietfrei obendrauf packt, ebenso wie ein Garten der Generationen auf dem Außengelände.

Rund 600 Mitarbeiter in Beratung und Pflege beschäftigt der Caritasverband Offenbach zurzeit. Gehen die Einrichtungen an den Start, sind es noch einmal 130 Arbeitsplätze mehr. „Dieses Objekt bietet uns vor allem die Chance, einzelne Angebote miteinander zu vernetzen“, sagt der Caritasdirektor. Wer einziehe, könne rundum versorgt werden und bei Bedarf einzelne Hilfeleistungen hinzunehmen.

Gemäß der Firmenphilosophie der Allegron-Group bindet sich die Caritas mit einem langfristigen Mietvertrag an das Vorhaben, festgelegt sind 20 Jahre mit der Möglichkeit der Verlängerung von nochmals zwei Mal fünf Jahren.

Die auf sogenannte Revitalisierung spezialisierte Gruppe ist bekannt dafür, Leerstandsimmobilien neues Leben einzuhauchen. „Wir kaufen Komplexe, an die sich sonst keiner rantraut, sanieren und vermieten langfristig“, sagt Geschäftsführer Bernd Dillmann. Entstanden ist so deutschlandweit unter verschiedenen Markennamen ein Mix aus Büros, Wohnungen, Hotels und Pflegeeinrichtungen.

Dabei haben sich die Eigentümer der Nachhaltigkeit verschrieben. Sie rücken nicht mit der Abrissbirne an, sondern machen aus Bestehendem Neues. Das gelte auch für die vorhandenen Materialien, betont Allegron-Geschäftsführer Dirk Wiedenhues. „Wir bauen mit dem, was noch nutzbar ist.“

So werde auch die Sanierung des ehemaligen Postgebäudes vonstattengehen, dessen Bausubstanz im Übrigen ziemlich gut sei. „Es gibt keinen Sanierungsstau und wir haben es mit großen Büroräumen zu tun, sodass wir eher Wände einziehen als rausreißen“, sagt Wiedenhues.

Derzeit gehe es darum, die rechtlichen Grundlagen für den Umbau zu schaffen, im Frühsommer soll der Bauantrag eingereicht werden und die Beteiligten hoffen auf eine Eröffnung der Caritas-Einrichtungen Mitte des Jahres 2024. Die exakten Kosten der Maßnahmen ließen sich derzeit noch nicht beziffern, „aber auf einen zweistelligen Millionenbetrag werden wir wohl kommen“, so Dillmann.

Angedacht für die Zukunft hat Allegron noch mögliche Arzt- und Therapiepraxen, ebenso Büroflächen und eventuell einen Hotelbereich. Hinsichtlich einer bereits diskutierten Kita-Planung auf dem Gelände ist man mit dem Bürgermeister im Gespräch. Das Impfzentrum bleibt vorerst bestehen.

„So eine Durchmischung gibt es selten“, freut sich Steffen Ball entsprechend. Die Immobilie habe eine Bedeutung in der Stadtgesellschaft und in letzter Zeit allerdings ein eher trauriges Dasein gefristet. Mit der Caritas komme nun eine Marke von hoher Reputation nach Heusenstamm. „Das ist ein Gewinn für die Stadt“, stellt der Bürgermeister fest.

Von Barbara Scholze