Heusenstamm landet trotz sinkender Fallzahlen auf Platz vier der Kriminalstatistik für das Jahr 2019 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südosthessen Goldbetrug verhindert ein erfreulicheres Ergebnis

Abgesehen vom Betrugsfall um den Goldhändler PIM können sich Polizeihauptkommissar Harry Keckeis und sein Team von der Polizeistation Heusenstamm über sinkende Fallzahlen freuen. Foto: Holzamer

Heusenstamm (thh) – Einbrüche, Vandalismus und Gewalt: Die alljährliche Kriminalstatistik der Polizei ist eine von den Listen, auf der keine Kommune gerne unter den Spitzenreitern liegt. Und doch hat es Heusenstamm bei den Zahlen für das vergangene Jahr „erwischt“. Beim Vergleich der Häufigkeitszahlen – jenem Wert, der die Zahl der Straftaten innerhalb eines Jahres auf 100  000 Einwohner errechnet – landet die Schlossstadt im vergangenen Jahr auf Platz vier unter den 43 Städten und Gemeinden, die zum Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südosthessen zählen.

„Da kam natürlich prompt ein Anruf aus dem Rathaus, nachdem die Zahlen draußen waren“, erinnert sich Polizeihauptkommissar Harry Keckeis und schmunzelt. Einen Grund zur Besorgnis geben diese nämlich nicht, kann der Leiter der Polizeistation Heusenstamm beruhigen. Denn „versaut“ hat die Quote nicht etwa ein sprunghafter Anstieg an Einbrüchen, Sachbeschädigungen oder Gewalttaten – ganz im Gegenteil, deren Fallzahlen sind sogar leicht gesunken.

Für den Ausreißer ist vielmehr das schwebende Betrugsverfahren rund um den Heusenstammer Goldhändler PIM verantwortlich der mit mehreren Hundert geprellten Kunden maßgeblich dafür gesorgt hat, dass die Zahl der erfassten Betrugsfälle von 127 im Jahr davor 2019 auf 434 anstieg. „Auch in der Statistik für 2020 dürften noch einige hinzukommen, weil manche Kunden sich erst nach Jahresbeginn gemeldet haben“, tippt Keckeis. Da der Beschuldigte in diesem Fall gefunden ist, steigt natürlich auch die Aufklärungsquote – auf 94 Prozent. Leicht gestiegen sind auch die ebenfalls unter der Gruppe Vermögens- und Fälschungsdelikte erfassten Internetbetrügereien, also jene Fälle, in denen etwa online bestellte Waren zwar bezahlt, aber nicht geliefert wurden oder Käufer auf betrügerische Kleinanzeigen im Netz hereingefallen sind.

Trotz dieses Ausreißers, der dafür sorgt, dass die Gesamtzahl der Fälle 2019 gegenüber dem Vorjahr von 908 auf 1051 angestiegen sei, verzeichne man bei den übrigen Delikten rückläufige Zahlen, berichtet Harry Keckeis. Vor allem freut sich Heusenstamms Polizeichef darüber, dass die Autoaufbrüche und Diebstähle aus Fahrzeugen um rund 60 Prozent zurückgegangen sind. Gestohlen wurde in der Schlossstadt im vergangenen Jahr gar kein Auto.

Auch die Zahl der Fahrraddiebstähle sank laut Statistik um rund ein Drittel auf 66 Fälle. Vor allem rund um den Bahnhof habe sich Situation durch die Erneuerung der Kameraanlage verbessert, erläutert Keckeis. Neben der abschreckenden Wirkung führe die modernisierte Technik auch zu besseren Bildern und die Ermittler damit häufiger zu den Tätern, betont er.

Nahezu unverändert blieb mit 38 Fällen die Zahl der Wohnungseinbrüche. In vielem Fällen blieb es jedoch beim Versuch. Dabei beschränken sich die Täter längst nicht nur auf die dunkle Jahreszeit. Das alte Sprichwort „Gelegenheit macht Diebe“ gelte unverändert. Zuletzt hatten die Beamten einige Fälle, in denen die Einbrecher nachts gekippte Fenster nutzen, um einzusteigen. „Die Täter sind dabei so dreist, dass es sie auch nicht stört, dass die Bewohner zu Hause sind und schlafen“, erzählt der Polizeihauptkommissar und rät, auch in warmen Sommernächten boddennahe Fenster geschlossen zu lassen oder diese dementsprechend zu sichern. Oft unterschätzten Hausbesitzer auch die Täter, die in manchen Fällen mühelos selbst auf Balkone kletterten. „Da macht man es den Tätern oft zu leicht“, betont Keckeis. So hatten Beamten der Dienststelle, die neben der Schlossstadt auch für Obertshausen zuständig ist, am vergangenen Wochenende fünf Einbruchsversuche verzeichnet. „Bei vier davon handelte es sich um ein gekipptes Fenster“, zählt Keckeis auf. Aus Zeugenaussagen wisse man, dass der mutmaßliche Täter mit dem Fahrrad unterwegs war und dabei wohl nach einfachen Gelegenheiten geschaut habe.

Nahezu halbiert hat sich gegenüber dem Vorjahr mit 55 verzeichneten Fällen auch die Zahl der Drogendelikte. Dies sei vor allem auf die regelmäßigen Kontrollen zurückzuführen, erläutert der Kriminalbeamte. „Wir kennen natürlich die beliebten Treffpunkte und erwischen bei Kontrollen den ein oder anderen“, erläutert er. Dann sinken die Zahlen für eine Weile, bevor sich „die nächste Generation der Verkäufer“ herausbilde. „In diesem Jahr dürften die Zahlen wahrscheinlich wieder etwas steigen“, tippt Keckeis. Das liege vor allem an den aktuellen Corona-Kontrollen, bei denen die Polizisten nicht selten auch auf Konsumenten treffen.