Heusenstammer MS-Selbsthilfegruppe sucht Helferinnen und Helfer „Wir holen die Menschen aus der Einsamkeit“

Zum diesjährigen Grillfest der MS-Selbsthilfegruppe „die eMSigen“ war auch Inke Reinhardt, Leiterin der Beratungsstelle der Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft ( dMSg ), Darmstadt (rechts) angereist. Zusammen mit Helga Glania, Leiterin der „eMSigen“ (links) verabschiedete sie die langjährigen Helferinnen Margarete Schmitt (2. von links) und Gretel Mielke. Foto: Wittekopf

Heusenstamm (bw) – Menschen, die an Multiple Sklerose (MS) erkrankt sind, haben oft ein schweres Leben hinter sich.

MS wird als „Die Krankheit mit den 1000 Gesichter genannt“, da Verlauf und Schwere der Erkrankung von Patient zu Patient unterschiedlich sein kann. Bis heute ist MS unheilbar. Dank der Forschung kann man heutzutage mit MS leben, aber trotzdem ziehen sich viele Erkrankte zurück und nehmen nicht mehr am täglichen Leben teil.

Und genau hier setzt die erfolgreiche Arbeit der Selbsthilfegruppe „Die eMSigen“ aus Heusenstamm an.

Die Gruppe, die aktuell 26 Mitglieder zählt, besteht seit über 30 Jahren. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, an MS erkrankte Menschen aus dem Alleinsein zu befreien. Sie treffen sich alle 14 Tage und tauschen sich bei Kaffee und Kuchen über aktuelle Probleme und Wünsche aus. Aber nicht nur Kaffee und Kuchen stehen auf dem Programm, denn oft werden leichte Gymnastikübungen ausgeführt oder Gedächtnisspiele gespielt.

Helga Glania leitet die Selbsthilfegruppe nun schon seit über 20 Jahren. „Wir holen die Menschen aus der Einsamkeit, denn das Schlimmste ist, wenn sie sich zurückziehen und mit der Krankheit selbst fertig werden müssen. Hier bei uns verleben sie unbeschwerte Stunden. Wir bereiten Theaterbesuche vor und auch Ausflüge in die Umgebung werden unternommen.“

Das jährliche Grillfest ist eines der Höhepunkte der Selbsthilfegruppe. Es findet selbst bei schlechtem Wetter statt und gute Laune ist dabei immer angesagt. Dieses Jahr war Inke Reinhardt, Leiterin der Beratungsstelle der Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft ( dMSg ), Darmstadt angereist.

„Ich bin heute zu euch mit einem lachenden und einem weinenden Auge gekommen“, sagte Reinhardt. „Ich freue mich immer wieder, bei euch zu sein.“

Traurig sei sie dagegen, weil sie heute die beiden sehr engagierten Helferinnen Margarete Schmitt und Gretel Mielke verabschieden müsse, die sich seit mehr als 25 Jahren ehrenamtlich für MS kranke Menschen einsetzen.

Margarete Schmitt (79) gehört seit 29 Jahren zum „Urgestein“ der Selbsthilfegruppe. Sie ist dafür verantwortlich, dass der Raum im Pfarrheim St. Cäcilia, in dem sich die Gruppe trifft, aufgeschlossen ist und schmückt mit weiteren Helferinnen die Tische zum Kaffeetrinken. An Fastnacht trägt sie lustige Sketche vor, an Ostern, im Frühling und an der Adventsfeier Texte und Gedichte. Ihr Nachtisch am Grillfest ist legendär. „Ich verlasse die Gruppe nicht, ich lasse meine Arbeit eher langsam ausklingen.“, sagt sie. „Ich denke jeden Tag an die schönen Stunden, die wir gemeinsam verbracht haben und bleibe der Gruppe selbstverständlich verbunden.“ Sie möchte mehr Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen, die mehr als 450 Kilometer weit weg wohnen und da sei es schwierig dort und hier verfügbar zu sein. Margarete Schmitt, die bald ihren achtzigsten Geburtstag feiert, stammt aus dem Rottal bei Passau. Die studierte Lehrerin kam mit ihrem Mann zuerst nach Frankfurt und dann 1970 nach Rembrücken, wo sie bis 1999 an der dortigen Grundschule lehrte. Bereits 1988 kam sie durch einen befreundeten Kollegen vom Adolf-Reichwein-Gymnasium, dessen Frau an MS erkrankt ist, zu der Selbsthilfegruppe und ist bis heute aktives Mitglied.

Auch Gretel Mielke (79) übergibt ihr Amt nach 24 Jahren. Wie Margarete Schmitt hat sich Gretel Mielke ehrenamtlich um an MS erkrankte Menschen gekümmert, die Tische bei den Treffen aufgestellt und gedeckt. „Berühmt geworden ist sie durch ihr Gelee (unter anderem Löwenzahngelee) und durch ihre schönen Fotografien“, erzählte Glania. Gretel Mielke kommt ursprünglich aus Gmünd in Kärnten in Österreich und wollte eigentlich als Hauswirtschafterin in England arbeiten. „Ich hatte immer so Fernweh“, sagt sie. Als ein ihr bekannter Jäger aus Heusenstamm, der seine Freizeit in Gmünd mit der Jagd verbringtt, sie fragt, ob sie sein Haus wirtschaften möchte, sagt sie spontan zu.

In Heusenstamm lernte sie dann ihren Mann kennen. Stolz erzählt sie, dass sie später ein Umzugsunternehmen hatte und sogar einen 7,5 Tonner fahren konnte. „Das war schwere Arbeit, aber es hat viel Spaß gemacht.“

Als eine Verwandte ihres Mannes an MS erkrankte, schloss sich Gretel Mielke der Selbsthilfegruppe an. Seitdem ist sie der Gruppe treu.

„Wir sind immer auf der Suche nach guten Menschen, die uns tatkräftig unterstützen“, sagte Helga Glania. „Sie erfahren bei uns auch als Helfer sehr viel Freude.“

Die Selbsthilfegruppe „Die eMSigen“ trifft sich alle 14 Tage dienstags von 14.30 bis 17 Uhr im Pfarrheim St. Cäcilia in der Schlossstraße. Weitere Informationen gibt Helga Glania gerne auch telefonisch unter der Rufnummer Telefon 06104 61486.

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