Ruth Thon betreut ehrenamtlich seit 30 Jahre an MS erkrankte Menschen „Man sieht die Leute und freut sich, dass sie sich freuen“

Für ihr langjähriges ehrenanamtliches Engagement in der MS-Selbshilfegruppe „Die eMSigen“ wurde die Heusenstammerin Ruth Thon (2. von links) geehrt. Bernd Crusius, Geschäftsführer des Dachverbands in Darmstadt, überreichte derHelferin einen Blumenstrauß und hielt beim geselligen Treffen der Gemeinschaft im Pfarrheim St. Cäcilia eine festliche Laudatio. Foto: m

Heusenstamm (m) – Für eine wie Ruth Thon gibt es keine Auszeichnung mehr. Silber und Gold hat sie nämlich schon, und für ein ehrenamtliches Engagement über 30 Jahre verfügt die Deutsche Multiple-Sklerose-Gesellschaft (DMSG) über keine Ehrennadel. Bernd Crusius, Geschäftsführer des Dachverbands in Darmstadt, überreichte der unermüdlichen Helferin der eMSigen also einen Blumenstrauß und hielt beim geselligen Treffen der Gemeinschaft im Pfarrheim St. Cäcilia eine festliche Laudatio.

„Ich wollte schon immer etwas in dieser Richtung machen, Menschen mit Behinderung helfen, einfach so“, erläutert die Jubilarin ihre Motivation. „1988 hatte ich eine Meldung in der Zeitung gelesen, dass Freiwillige für eine MS-Selbsthilfegruppe gesucht werden“, und so begann die wundervolle Geschichte vom Geben und Nehmen.

Die waschechte Heusenstammerin lebt schon immer in der Schlossstadt, war früher im Versand eines Lederwarenbetriebs beschäftigt und ist gerade 71 Jahre alt geworden. „Sie ist freundlich, hat stets gute Laune und Fastnacht ist ihr Fest“, hatte DMSG-Sprecher Crusius recherchiert. „In der Bütt’ hält sie Vorträge, bringt Stimmung in die Runde und lässt den Alltag vergessen.“

Das gilt für Ruth Thon genau genommen auch für den Rest des Jahres in der Gruppe der eMSigen. Vor den Dienstagstreffs übernimmt sie oft die Kuchenbestellung, stellt Tische auf und dekoriert sie, kocht Kaffee, spült und räumt auf. Sie holt gehbehinderte Teilnehmer mit dem eigenen Auto ab und bringt sie zurück oder koordiniert die Fahrdienste mit Arbeiterwohlfahrt, Malteser oder Johanniter, die MS-Kranke im Rollstuhl mit Spezialfahrzeugen bringen. Ruth Thon besucht obendrein jeden Mittwoch Margot im Altenheim. Die Seniorin lebt dort im Rolli, seitdem ihr Mann verstorben ist. „Man kennt sich schon lange“, plaudert die Ehrenamtliche, „und um Margot kümmere ich mich schon mehr als 20 Jahre“. Beide Frauen verbindet eine enge Freundschaft, sie feiern gemeinsam Geburtstage, Fastnacht und Ostern. „Wir betreuen, wir pflegen nicht“, stellt Helferin Thon klar, dass die Aktiven bei den eMSigen nicht die Arbeit der Professionellen übernehmen können. Ihr Ehemann Herbert packt ebenfalls mit an, schleppt Tische und Stühle. Die Entscheidung seiner Frau, in der Gruppe mitzuwirken, hat er damals „sofort toleriert“. Bis vor ein paar Jahren führte der Rentner den Stand der eMSigen auf dem Niko-lausmarkt, zuletzt allein. Für Auf- und Abbau sowie für die Dienste an zwei Tagen „machen die Knie nicht mehr mit“, darum mussten die Begleiter die Teilnahme am Markt absagen. Zumal auch kein Nachwuchs da sei. „Für mich ist die Aufgabe mit den Kranken sehr wichtig“, erklärt die Helferin. Sie habe schon viele Leute angesprochen, mitzumachen. „Aber viele sagen, sie müssten die Kinder zum Tennis- oder Klavierspielen bringen“, berichtet die Frau der ersten Stunde und vergleicht, „unsere Kinder sind immer selbst mit dem Fahrrad zum Training gefahren“. Heute hätten die Leute entweder wenig Zeit, „oder teilen sie sich nicht richtig ein“. Zu den Aufgaben der Freiwilligen zählen im Jahresverlauf auch die Organisation einer Tombola, die Vorbereitung und Leitung von Ausflügen. Selbst in Zoo, Palmengarten und Theater waren sie schon mit der Runde, reservierten Plätz zum gemeinsamen Mittagessen im Bahnhof. „Man sieht die Leute und freut sich, dass sie sich freuen“, sagt Ruth Thon verdeutlicht, dass die Mitarbeit bei den eMSigen ein bereicherndes Geben und Nehmen ist.