Mehr als 100 Menschen verfolgten Mondfinsternis-Spektakel Sternwarte des Gymnasiums bot Logenplatz bei Beobachtung

Mehr als 100 Menschen beobachteten am vergangenen Freitag von der Sternwarte des Heusenstammer Adolf-Reichwein-Gymnasiums aus das nächtliche Himmelsspektakel mit der längsten Mondfinsternis dieses Jahrhunderts. Foto: Wittekopf

Heusenstamm (bw) –  Eine extrem seltene Konstellation war am vergangenen Freitag zu bewundern: Blutmond, Planetenparade und als I-Tüpfelchen die Weltraumstation ISS zeigten sich am Nachthimmel. Die Sternfreunde Kreis Offenbach hatten zum Gucken an die Sternwarte des Heusenstammer Adolf-Reichwein-Gymnasiums eingeladen.

Hajo Koppert, Vorsitzender der Sternfreunde Kreis Offenbach, war auch nach Mitternacht noch fasziniert. „Wir hatten die Mondfinsternis und die Planetenparade versprochen, und es war wirklich alles gut zu sehen“, sagte der Astronom. Mehr als 100 Menschen aus Heusenstamm, Dietzenbach, Obertshausen und Neu-Isenburg verfolgten das Spektakel auf der Terrasse der Sternwarte des Gymnasiums. Besonders viele Familien nutzten die Gelegenheit, Koppert war selig: „Die Besucher haben sehr lange durchgehalten und sich nicht nur für den Mond, sondern auch für die Planeten interessiert.“ Und mit Blick auf sein T-Shirt fügte er hinzu: „Das Wetter ist fantastisch, normalerweise bibbern wir hier draußen, aber heute passt einfach alles.“ Die Hitze war auf der Terrasse deutlich. Doch die Sternfreunde waren vorbereitet und versorgten die Gäste mit Wasser. Sterne und ihre Konstellationen am Himmel faszinierten Menschen schon immer. Um das zu verstehen, muss man sich in die Zeit zurückversetzen, als es die Theorie des Urknalls noch nicht gab und die Menschen glaubten, dass die Erde von den Göttern erschaffen wurde. Es lag also nahe, dass sie am Himmel über der Erde wohnen. Man gab den Sternenbildern Namen wie Callisto (Großer Bär), Cassiopeia, Merkur, Perseus und Andromeda. Die Römer tauften dann die Planeten nach ihren Göttern. Kriegsgott Mars, Schönheitsgöttin Venus, riesiger Göttervater Jupiter...

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In der Astronomie bedeutet der Begriff Planetenparade, dass die Planeten gleichzeitig am Himmel stehen. Nun sollten sich Venus, Mars, Jupiter und Saturn versammeln. Bereits um 21 Uhr begann das große Spektakel, denn die Venus lugte über die westlichen Baumwipfel. Zwar war sie bereits mit bloßem Auge als heller Punkt zu sehen, aber durch das 2,25-Meter-Teleskop der Sternwarte war der Blick noch eindrucksvoller.

Finn und sein Cousin Tibo waren sehr beeindruckt. „Die sieht aus wie der halbe Mond, nur orange“ sagte Finn. Begleitet wurden die Sterneninteressierten durch Vereinsmitglieder. Knut Budesheim erklärte den Begriff Halbvenus. „Die Venus steht von der Erde aus gesehen neben der Sonne, und es wird nur eine Seite beschienen. Wenn die Venus hinter der Sonne steht, wird sie komplett beschienen und man sagt Vollvenus“.

Langsam wurde es dunkler, die Suche nach den anderen Planeten begann. Einige Sternenbegeisterte hatten sich eine „Planetensuch-App“ auf ihr Handy gespielt und konnten so die Positionen finden. Die Idee machte schnell die Runde.

Währenddessen schickte sich der Mond an aufzugehen. Als er am Horizont auftauchte, war er bereits im Kernschatten der Erde. Doch er blieb leider lange durch Wolken verdeckt. Einige Zuschauer scherzten und verabredeten sich bereits zur nächsten langen Mondfinsternis – die findet in 105 Jahren statt. Doch das war nicht nötig. Denn später, als der Mond seiner Bahn folgte und über den Wolken stand, konnte man den Erdtrabanten in einem wunderschönem Zartrosa sehen.

Einige Sternfreunde hatten ihre privaten Teleskope aufgestellt und die Gäste zum Durchschauen eingeladen. So konnte man die Ringe des Saturns und vier Monde des Jupiters deutlich sehen. Der Mars war im Südosten unterhalb vom Mond mit bloßem Auge zu erkennen. Normalerweise kann man durch das große Teleskop die Oberfläche des Mars’ gut beobachten, aber derzeit grassiert dort ein Sandsturm, der den Blick verhindert.

Das „I-Tüpfelchen“ an diesem Abend lieferte Astronaut Alexander Gerst, der sich derzeit in der Internationalen Raumstation (ISS) befindet. Pünktlich um 22.30 Uhr tauchte die Raumstation neben der hell erleuchteten Venus im Westen auf. Deutlich war sie am Himmel als leuchtender Punkt zu sehen, als sie um 22.24 Uhr am Polarstern vorbeizog und vier Minuten später im Osten den Horizont erreichte.