Theatergruppe Spunk präsentiert Sammlung kurzer Eigenproduktionen Warnung vor der „digitalen Inkontinenz“

Die Theatergruppe Spunk präsentierte im Heusensammer Bannturm unlängst eine Sammlung kurzer Eigenproduktionen. Foto: m

Heusenstamm (m) – Warum lässt sich „die Jugend“ kaum für die Kultur erwärmen? Warum bevorzugt sie Facebook und das Internet, um herauszufinden, „wer bin ich?“.

Dr. Christoph Eckert sucht von Berufs wegen Antworten auf Fragen zum Verhalten von Menschen. Als Kopf der Theatergruppe Spunk formulierte er seinem Ärger über die Entwicklung der Gesellschaft in einer eigenen Szene.

In seiner „Klageschrift“ prangerte er an, dass viele Profilfotos in den sozialen Netzwerken „verfälscht“ sind. Das verdeutlichte er gleich mit einem Massen-Selfie im Bannturm, wohin es die Truppe diesmal mit einer Sammlung kurzer Eigenproduktionen zog. Das alte, enge Gemäuer schien wie geschaffen für diese Spielform, die ganz auf die Nähe zum Publikum baut.

Mit einem Slapstick-Film fordert Spunk zu Beginn auf, auch Klimawandel und Populismus mal in die Kiste zu packen und den Deckel zuzumachen, auch wenn’s drin streng riecht! Gegen Alexa, die Gesprächspartnerin im Computer, hat der Hausmann keine Chance: Sie mag nun mal nicht den angeforderten Schlager spielen, kündigt dafür sämtliche Verträge ihres Besitzers.

Die Lehrerinnen und Juristen klären also erst einmal über Künstliche Intelligenz auf und stellen fest, dass schon bei der Erziehung so mancher Politiker etwas schief gelaufen sein muss.

Die geplagten Pädagogen warnen eindringlich vor Whatsapp-Gruppen von Eltern, in denen sich Helikopter-Mütter und -Väter mitteilen, dass ihr Spross gefrühstückt oder einen Schnupfen hat. Angesichts „digitaler Inkontinenz“, klagen die Geschädigten, „hoffst du auf ein Funkloch!“.

Dann nehmen sie die Flut der Quiz-Shows und Krimis aufs Korn, beginnen eine Vernehmung von Opfer und Zeugen in einer Polizeistation in Phoenix, Arizona, in den 60er Jahren. Die aufmerksamen Besucher im Bannturm übernehmen sofort ihre zugedachte Rolle, melden sich artig und nennen die Fehler im Verhör. „Wir wollen nur mal testen, ob sie bei der Sache sind“.

Selbst das „ernsthafte Anliegen, über Frauen zu sprechen“, darf nicht ganz ernst genommen werden. „Was meine Frau ihnen sagen will ...“, unterbricht der freundliche Ehemann besser wissend seine bessere Hälfte. Sie teilen sich die Hausarbeit fair auf – außer bügeln, versteht sich. „Kein Mann bügelt!“ Doch auch beim Einkaufen und bei der Kindererziehung treten Fehlzeiten des Mannes zutage. Emanzipation mit dem Holzhammer ist es, als er erfährt, dass sie nun einen besser bezahlten Job hat als er, der Herr des Hauses muss also daheim bleiben und die Sprösslinge hüten.

Dass manche Erziehungsberechtigte nur mit dem Strafverteidiger zum Eltern-Gespräch in die Schule kommen, sei allgemein bekannt. „Es liegt am Elternhaus“, lehrt die Lehrerfraktion. Und von wegen „ehrlich, sauber, organisiert und pünktlich“! Ein Showmaster widerlegt die Eindrücke, die das Ausland von Germany hat, mit der Fußball-WM 2016, dem VW-Diesel-Skandal, dem Berliner Flughafen und der Bahn. Für eine fatale Kausalkette werden die Köpfe von Dieter Bohlen, Uli Hoeneß, Helene Fischer und Greta Thunberg an die Wand geheftet. Und im „Hintergrund“ der Promis ist das Konterfei der Kanzlerin zu erkennen.

Im zweiten Teil des Programms, nach der Pause unter Zeltdach, fuhren die talentierten und engagierten Darsteller fort mit ihrer Art der Gesellschaftskritik. Mit einem Augenzwinkern lassen sich selbst die ärgsten Unsitten besser ertragen.

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