Langener und ihre Nationafeiertage Ebbelwoifest: Stöffche fließt über Köpfe und durch Kehlen

Seit mehr als 40 Jahren zieht das Langener Ebbelwoifest Tausende in die Langener Altstadt. Neben dem Festplatz mit Fahrgeschäften und Buden, sind es vor allem die Traditionen, die das Ebbelwoifest so besonders machen. So „daaft“ Brunnenwirt Heinz-Georg Sehring die „Eigeplackte“ Verena Jakel zur echten Langenerin. Foto: col

Langen (col) – Der Nationalfeiertag der Langener war in diesem Jahr reichlich feucht und das leider von oben. Als Brunnenwirt Heinz-Georg Sehring am frühen Freitagabend im Brunnen stand war noch alles gut und das Stöffchen konnte unter freiem Himmel fließen. Am Samstagnachmittag zogen dann dunkle Wolken über dem Vierröhrenbrunnen auf und sie legten erst einmal den Festbetrieb lahm.

Die Verkäufer auf dem Bachgassenmarkt packten Schmuck, handgemachte Textilien, Holzspielzeug und Bücher in Windeseile zusammen, die Pferdchen der Hayner Reitschul machte eine Pause und auch der Popcornverkauf ging deutlich zurück. Aber der Veranstalter, der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) mit Walter Metzger an der Spitze, weiß sich ja zu helfen: Zum zweiten Mal in der mehr als 40jährigen Geschichte des Ebbelwoifestes wurden die Traditionsveranstaltungen Daaf und Krönung des Ebbelwoikönigs ins Festzelt der Familie Hausmann verlegt.

Der Orchesterverein unter der Leitung von Thomas Mischke spielte seine Melodien mit Dach über dem Kopf und Brunnenwirt Sehring konnte dann auf der Bühne zur Tat schreiten. Trotz insgesamt 29 abgegebener Proben, mit einigen neuen Kelterern, die ja alle anonym von den Rittern getestet werden, gab es bei den Ebbelwoiprinzen und dem König interessanterweise nur bekannte Gesichter: Während draußen ein monsunartiger Regen herunter tobte, wurde Klaus Vogl zum Ebbelwoikönig gekürt. Bereits fünf Mal reichte es für ihn zur Prinzenwürde (1988, 1998, 2000, 2001 und 2010) diesmal trug er stolz den Königsbembel davon. Dicht auf den Fersen war ihm dabei Gunnar Strohfeldt. Dem König von 2015 war dank „zusammen geschnorrter Äpfel“ und seinem besonderen Zuspruch des in Glasballons gereiften Stöffchens wieder ein als besonders fruchtig gelobter Ebbelwoi gelungen. Horst Metzger, König 1980, und Mathias Schäfer – ebenfalls schon einmal König (2012), folgten auf den beiden weiteren Prinzenplätzen.

Fauxpas behoben

Der Regen vor dem Zelt beruhigte sich langsam und so konnte Heinz-Georg Sehring für die Daaf den Zeltboden ein wenig schonen. Er bat die „Eigeplackte“ vor die Tür. Die erste Überraschung dieser alljährlich begehrten Zeremonie war Stephan Reinhold – wie konnte er nur erster Bürger Langens werden, wo doch ein „Eigeplackter“ ohne Daaf ist? Dieser Fauxpas wurde nun vom Brunnenwirt behoben. Dabei fehlen Reinhold sogar nur wenige Monate zum echten Langener: Seine Eltern waren mit ihm 1963 nach Oberlinden gezogen, als der Stadtverordnetenvorsteher gerade einmal elf Monate alt war.

Bernhard Keller ist in Langen ebenfalls ein bekanntes Gesicht – er ist Schutzmann vor Ort und für die hessische Polizei seit drei Jahrzehnten für die Verkehrserziehung in Langen und Egelsbach zuständig. Der Polizist wurde nur minimal nass – er hatte zuvor ordentlich Ebbelwoi aus dem Bembel „abgepetzt“. Eveline Schüller kam der Liebe wegen von ihrem heimatlichen Winzerdorf Rheinbrohl nach Langen. Gemeinsam mit ihrem Mann Rainer Schüller organisiert sie seit zehn Jahren den Weihnachtsmarkt des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV). Sie gab zu, lieber ein Weinchen oder auch mal einen „Kurzen“ zu trinken – nicht unbedingt den in Langen so gefeierten Ebbelwoi. Entsprechend viel des goldenen Nass schüttete ihr Sehring vorsichtig über den Nacken. Die vierte Gedaafte war Verena Jakel. Die Tiermedizinerin kam wegen des Paul-Ehrlich-Institutes nach Langen und die Mutter von drei Kindern ist seit 2011 auch Vorsitzende der Langener Imker. Mit ihr hatte der Brunnenwirt wenig Mitleid, der Schwall Ebelwoi erwischte sie bei der Taufe ordentlich – dafür darf sie sich jetzt eine echte Langenerin nennen.

Wettergott hatte ein Einsehen

Auf dem Festplatz ging es dann auch wieder rund. Der Wettergott hatte ein Einsehen mit den Langenern, und diese kamen dann auch in Scharen. Die Jungs und Mädels vergnügten sich mit den Fahrgeschäften, an der Schießbude und mit Zuckerwatte, während die Erwachsenen das Ebbelwoifest wegen den urigen Heckenwirtschaften und der Geselligkeit mit ihrem Lieblingsgetränk schätzen. Auch die Ebbelwoistaffel war wieder eine große Gaudi. Das am Freitagabend aus Sicherheitsgründen wegen Unwetterwarnung abgesagte Feuerwerk, erfreute die Festbesucher dann am Sonntagabend.

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