Waldmarathon-Zeiten alle unter Rekordniveau Die Hitze machte vielen Läufern in Egelsbach zu schaffen

Nicht nur Erwachsene gingen beim Waldmarathon an den Start: Die Mini-Marathon-Teilnehmer starteten wie die geölten Blitze – und kamen dann ganz schön außer Atem. Foto: Postl

Egelsbach (lfp) – Am vergangenen Sonntag war wieder mal Marathonzeit in Egelsbach. Der Koberstädter Waldmarathon, so genannt weil der größte Teil der Strecke über schattige Waldwege führt, genießt bei allen Läufern einen besonderen Ruf.

Die Marathon-Distanz, mehr aber noch der parallel durchgeführte Halbmarathon, wird von vielen engagierten Läufern als letzte Standortbestimmung vor dem großen Frankfurt-Marathon Ende Oktober genutzt. Diesmal fehlten jedoch die arrivierten Starter, insbesondere Ulrich Amborn wurde vermisst – er hatte Magenprobleme. Auch der als „sichere Sieger“ angesehen Berlachew Kifle, ein in Egelsbach lebender Flüchtling aus Äthiopien, startete „nur“ über die Halbmarathon-Distanz. „Er ist leicht verletzt und will kein Risiko eingehen“, begründete Stefan Bareuther den Start über die „Kurzstrecke“.

Bereits um acht Uhr, da gab es noch relativ lange Schatten von den Häusern und Bäumen, standen 129 Läufer an der Startlinie für den Waldmarathon über 42,2 Kilometer. „Leute, man kann es nicht oft genug sagen, trinkt viel und nehmt euch lieber die Zeit an den Verpflegungsstationen, als dass ihr dann schlapp macht und ganz ausfallt“, riet Sprecher Hort Müller den Startern. Joachim Jagst, Egelsbachs Vorsitzender der Gemeindeversammlung, schickte die Läufer buchstäblich in den Wald. Aufgrund der ansteigenden Temperaturen wurde der erste Läufer nach 2:40 Stunden im Ziel erwartet.

Rund eineinhalb Stunden später, da stand die Sonne schon merklich höher, zählte dann der neue Vorsitzende der Sportgemeinschaft Egelsbach (SGE), Wolfgang Schroth, die letzten Sekunden und schickte mit dem Pistolenschuss dann weitere 494 Läufer auf die Halbmarathon-Distanz. Dort galt Berlachew Kifle als eindeutiger Favorit, fraglich war nur seine Zeit. Bei den Frauen gab es ebenfalls keine Favoritin. „Leute trinkt was unterwegs“, rief Horst Müller den Läufern noch einmal hinterher. Um zehn Uhr knallte dann aus der Pistole der Startschuss zum Zehn-Kilometer-Lauf.

„Wir bieten diesen Lauf an, um Neueinsteigern ein Möglichkeit zu geben, sich an den Halbmarathon und später an den Marathon heran zu wagen“, erklärt Müller.

Als Horst Bernau, der Egelsbacher Lauftreff-Nestor von unterwegs die ersten Marathon-Zeiten übermittelte, war man schon etwas erstaunt. „Die Zeit an sich ist für diese Temperaturverhältnisse schon recht beachtlich, mehr aber noch erstaunt der Abstand zum Zweiten“, zeigte sich Horst Müller etwas verwundert. Sein Namensvetter, Kay-Uwe Müller von der TSG Schwäbisch-Hall, lag mit klarem Vorsprung an der Spitze. „Ob der das durchhält?“, fragten sich einige Fachleute ob des großen Abstandes zum restlichen Läuferfeld – und er hielt durch.

Für jeden ist eine Strecke dabei

Ganz andere „Sorgen“ hatten Jennifer und Laura. Die beiden zehnjährigen jungen Damen warteten auf die Rückkehr ihrer Eltern. „Meine Mama läuft die zehn Kilometer und mein Papa sogar den Halbmarathon, das wird heute ganz schön anstrengend“, sagt Jennifer Bokeloh. Nach 54:21 Minuten konnte sie zumindest ihre Mama wieder in die Arme schließen. Laura Hühn brauchte nur auf ihren Papa Mario zu warten, der kam schon nach 42:53 Minuten ins Ziel – ziemlich außer Atem, total verschwitzt, aber glücklich.

Für die jüngsten Läufer gab es einen „Mini-Marathon“ über eine Stadionrunde, doch auch diese war an diesem Tag eine wirklich schweißtreibende Angelegenheit. Als Belohnung gab es für jeden vom Rewe-Center in Egelsbach eine Urkunde und sogar eine Medaille. „Das machen wir gern und hoffen, dass wir damit das sportliche Interesse der jungen Läufer fördern können“, meinte Michaela Völker, die Event-Managerin des Rewe-Centers.

Gespannt war man nun auf die Zeit von Berlachew Kifle der für die SG Egelsbach startet. „Dort kommt er schon“, sagt Martina Bareuther, Chef-Organisatorin des 38. Koberstädter Waldmarathons, und zeigt auf die Gegenseite des Stadions. Nach 1:14:00 Stunden überquerte Berlachew schließlich die Ziellinie. „Wenig kaputt“, konnte der Sieger nur sagen, der zwei seiner Landesdialekte und nur wenig Englisch und kaum Deutsch spricht, aber schnell laufen kann. Insgesamt gingen beim 38. Koberstädter Waldmarathon 855 Läufer auf die Strecken.