„Es war ein Stück Identität von Langen“ Langener Initiative nahm sich einst dem Bretzelstein an

Das Duplikat des Bretzelsteins hat einen neuen Platz gefunden, eingefasst in einer Sandsteinmauer hält er die Langener Geschichte wach. Professor Frank Oppermann (links) und Stadtarchivar Heribert Gött freuen sich. Foto: col

Langen (col) – Die Langener sind überaus interessiert an ihrer Kommunalgeschichte: Rund 70 Zuhörer begrüßten Frank Oppermann, Peter Holle und Stadtarchivar Heribert Gött bei der Einweihung der neuen Mauer für den Bretzelstein. Das Original des Sandsteines, mit dem verschlungenen Gebäck und dem eingemeißelten Namen von Bäckermeister Johann Nickelaus Sehring, steht schon seit mehr als 20 Jahre im Stadtmuseum.

Aber die Historie ist schon viel älter und der Stein hat schon so einiges erlebt in den vergangenen 186 Jahren. Damals markierte der Stein nämlich den Weingarten des Langener Bäckermeisters. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es Sitte das Gartengrundstück – damals noch Wingert genannt – zu kennzeichnen.

Oppermann, Professor für Architektur und begeisterter Langener Heimatkenner, bereitete die Geschichte aus aktuellem Anlass zum wiederholten Mal auf. Denn der Bretzelstein, der 1830 von Sehring gesetzt wurde, musste weichen, als die Mauer, in die er verbaut war, wegen dem Neubau des Schwimmbades abgerissen wurde. Niemand dachte 1993 an den Stein, der ein Stück Langener Geschichte markierte, aber Kurt Werner rettete ihn aus den Geröllmassen vor der Mülldeponie und dem restlosen Verschwinden.

Duplikat am Schwimmbad

Die Langener Initiative für Geschichte und Kultur nahm sich dem Stein an und er bekam einen Ehrenplatz im Stadtmuseum. „Es war ein Stück Identität von Langen, was gerettet wurde“, sagt Oppermann überzeugt. Um ihn wieder an seine ursprüngliche Stelle zu setzen, wurde ein Duplikat des Bretzelsteins angefertigt und eigens ein Mäuerchen gebaut. „Das war allerdings nicht geschützt an dieser Nordseite des Freizeit und Familienbades. Es war Vandalismus ausgeliefert und wir wollten den Stein langfristig retten. Wir müssen die Vergangenheit hegen und pflegen“, erläuterte Frank Oppermann. Die Sandsteine für die neue Mauer zu beschaffen war alles andere als leicht. Beim ehemaligen Ordnungsamtsleiter Manfred Weil habe der Verkehrs- und Verschönerungsverein Sandsteine aus einem abgerissenen Haus „entwendet“, Peter Darmstädter habe eine Fuhre aus dem Alten Rathaus gerettet und Timo Seibert aus Offenthal hatte noch Sandstein übrig. Die neue Mauer mit dem Bretzelstein-Duplikat steht jetzt hinter dem Zaun auf dem Gelände des Schwimmbads.

Die Langener feierten den neuen Standort des Steins mit – wie soll es anders sein – Bretzeln und Ebbelwoi. Peter Holle erzählte über die kulturhistorische Bedeutung der Bretzel, berichtete amüsante Geschichten rund um das Gebäck, beispielsweise wie sich einst der amerikanische Präsident an einer Bretzel folgenschwer verschluckte. Die Bläser der Musikschule sorgten am Samstagnachmittag für die musikalische Begleitung.