Interessante Ausstellung im Bücherbahnhof über die Nachkriegszeit Als man aus Stahlhelmen Kochtöpfe machte

Brigitte Weber vom Arbeitskreis zeigt eine gebastelte, noch funktionierende Uhr aus jener Zeit sowie mit viel Fantasie hergestelltes Kinderspielzeug. Foto: Pathe

Erzhausen (epa) – Es gibt nicht allzu viel Platz im Bücherbahnhof, trotzdem schaffte es der Ortskundliche Arbeitskreis, eine kleine, aber informative Ausstellung in den Räumen unterzubringen. Fotos und historische Dokumente stammen ebenso wie verschiedene Objekte aus den Beständen des Dorfmuseums. „Wir danken aber auch dem Stadtarchiv Darmstadt und der Hessenwaldschule, die zum Zustandekommen der Ausstellung beigetragen haben“, sagt Hans Schmidt vom Arbeitskreis. So stammt die Endlosschleife „Hurra – wir leben noch“ über Darmstadt in den Nachkriegsjahren von Schülern dieser Schule .

„Erzhausen 1945-1950“ ist das Thema, dem der Untertitel „Leben und Überleben damals“ beigefügt ist. Gut gegliedert und übersichtlich werden schlaglichtartig Schwerpunkte beleuchtet, die in der schweren Nachkriegszeit zum Leben und Überleben beigetragen haben. Zur Bestandsaufnahme gehören die Darstellungen von den katastrophalen Wohnverhältnissen in der Gemeinde, von der harten Handarbeit in der Landwirtschaft bis zu der Tatsache, dass 50 Kinder in einer Klasse unterrichtet werden mussten.

„Sieh mal, das ist doch das Haus gleich neben der Eisdiele“, ruft eine Besucherin überrascht aus, die ihren damaligen Wohnsitz wiedererkannt hat und das ihrer Begleiterin erfreut mitteilt.

Nicht ohne ein Schmunzeln wird ein Blick in die Vitrine geworfen, wo als Exponate ehemalige Stahlhelme ausgestellt sind, die damals zweckentfremdet wurden. So entstanden aus ihnen Koch- und Nachttöpfe sowie Bratpfannen, aus Filtern von Gasmasken wurden Siebe, aus Geschossen kleine Geschenke und aus Flugzeugaluminium Spielzeug.

„Das Dorfmuseum verfügt über eine der umfangreichsten Sammlungen in der Region zu einfallsreichen Recyclingerzeugnisse der Nachkriegszeit“, weiß Hans Schmidt und würdigt den Ideenreichtum der Erzhausener bei der Verwertung scheinbarer Abfälle. Ein US-Amerikaner in Uniform und Fotodokumente belegen die Anwesenheit von Angehörigen der US-Army in der Region vor und nach Kriegsende.

Ein interessantes Beiprogramm ergänzt visuell die Ausstellungsthemen. An den beiden Sonntagen 3. und 10. April wird der 45-minütige erschütternde Film vom verheerenden Luftangriff auf Darmstadt gezeigt, bei dem in der Bombennacht vom 11. September 1944 12 000 Menschen starben und 80 Prozent der Bevölkerung ihr Hab und Gut verloren.

Über die Jahre des Aufbruchs berichtet eine Dokumentation des Hessischen Rundfunk „Hessens Weg nach 1945“, ebenfalls am 10. April. An den Sonntagen ist für die Besucher neben dem Betrachten der Filme um 16 und 17 Uhr auch Gelegenheit, mit Zeitzeugen zu sprechen.

Außer an den Donnerstagen in den Ferien und an Ostern kann die Ausstellung bis einschließlich 10. April jeweils montags und mittwochs von 15 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 10 bis 12 Uhr sowie sonntags von 15 bis 18 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Der nächste Aktionstag des Ortskundlichen Arbeitskreises ist zum Frühlingsmarkt am Sonntag, 17. April, im Museum in der alten Schillerschule.