Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach besucht Paul-Ehrlich-Institut Wie zwei alte Freunde

Von Professor zu Professor: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und der Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, beim Besuch des Labors, in dem die Chargen der mRNA-Impfstoffe geprüft werden. Bild: Paul-Ehrlich-Institut

Langen – Der Bundesgesundheitsminister ist spät dran. Das sei seine eigene Schuld, sagt Karl Lauterbach. Die Arbeit der Wissenschaftler im Labor sei einfach zu interessant, da habe er sich nicht loseisen können. Nun steht er aber da in der großen Eingangshalle des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), klassisch mit leicht zerzaustem Haar und Nickelbrille. Neben ihm der Gastgeber und Institutsleiter Klaus Cichutek.

Später, nach dem offiziellen Teil, stecken die beiden Professoren noch die Köpfe zusammen und unterhalten sich angeregt. Auf den ersten Blick wirkt es dabei so, als träfen sich hier zwei alte Freunde. Als Gesundheitsminister ist es nun der erste Besuch Lauterbachs in dem Bundesinstitut im Neurott. Während der Pandemie hätten er und Cichutek sich allerdings schon oft eng miteinander ausgetauscht, selbst an Wochenenden telefoniert, erinnert sich Lauterbach. Die Kommunikation sei immer angenehm und produktiv gewesen. Generell ist Lauterbach voll des Lobes für das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. „In Deutschland sind wir vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen“, sagt der Gesundheitsminister, „und das verdanken wir auch der Arbeit des Paul-Ehrlich-Instituts.“ Durch „innovative Beschleunigung“ der Prüfverfahren von Impfstoffen habe man ohne Einbußen bei der Sorgfalt schnellere Genehmigungen für die Impfstoffe erteilen können. Viele Länder hätten sich dabei an den Ergebnissen des PEI orientiert.

Trotz des vielen Lobes und der Erleichterung über die verhältnismäßig gut überstandene Pandemie, die Rolle des Mahners hat Lauterbach nicht ganz abgelegt. „Die nächste Pandemie wird früher oder später kommen“, sagt er. Auf diese müssen man dann wesentlich besser vorbereitet sein. Jetzt ist allerdings zunächst einmal ein Stück Normalität zurückgekehrt – auch im PEI selbst, sagt Sprecherin Susanne Stöcker. Die meisten seien aus dem Homeoffice zurück, erst vor Kurzem sei auch im Institut die Maskenpflicht aufgehoben worden.

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Dabei ist es gar nicht lange her, dass der Standort des PEI in Langen zum Schauplatz intensiver Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Pandemie wurde. Vor nicht einmal einem Jahr hatte sich ein Protestcamp von Impfgegnern vor dem Haupteingang des Instituts eingerichtet und war eine Woche geblieben.

Auf diese Zeit blickt Susanne Stöcker nun gelassen zurück. „Das sind demokratische Proteste und das muss man aushalten“, sagt sie. Genervt habe allerdings vor allem die laute Musik, die dort den ganzen Tag gespielt wurde. Besonders befremdlich seien dann abendliche Filmvorführungen gewesen, mit denen gravierende Verschwörungsmythen verbreitet wurden, erinnert sich Stöcker.

Ansonsten seien die Demonstranten aber alle friedlich gewesen und nachdem man ihnen gesagt habe, sie sollen keine Mitarbeiter ansprechen, hätten sie sich auch daran gehalten. Seit sich dieser Protest aufgelöst hat, sei es bisher wieder ruhig am PEI, sagt Stöcker.

Von Philipp Bräuner