Informationsveranstaltung zwecks Umgestaltung der B 43 B 43: Mühlheimer sind geteilter Meinung

Die Frage nach ein oder zwei Spuren auf der Offenbacher Straße beschäftigt viele Mühlheimer. Foto: man

Mühlheim (man) – Ein Thema interessiert hierzulande stets viele Leute: Der Straßenverkehr. Die Stadt hatte für den 21. März ins Jugendzentrum an der Rodaustraße eingeladen, um über den Stand der Dinge in Sachen Umgestaltung der B 43 von zwei auf eine Spur zu unterrichten, den Abschnitt zwischen Fähren- und Albertstraße. Am Ende kommt raus: Es fahren weniger Autos, von A nach B dauert es ein bisschen länger, die Radfahrer fühlen sich wohler, und die Mühlheimer nehmen die Auswirkungen ganz unterschiedlich wahr.

Edwin Mayer von der „Ingenieurgesellschaft mbH Habermehl und Follmann“ zeigt anhand einer Grafik, seitdem es sich in dem Abschnitt der Offenbacher Straße nur noch auf einer Spur fahren lässt, sind weniger Autos als früher unterwegs. In einem Durchschnittstag zählte man an der Ecke Fährenstraße früher 10.833. In den Sommermonaten sank die Zahl bei einer Spur auf 9.297, im Winter auf 9.581.

Dass der eine oder andere jetzt etwa in die Ludwigstraße abbiegt, lässt schon alleine der Fakt vermuten, dass den Knotenpunkt Albertstraße sogar 19 Prozent weniger PKW kreuzen als früher. Zur Berufsverkehrszeit sind morgens auf der Offenbacher Straße 13 Prozent weniger Autos unterwegs, abends fahren hier zehn Prozent weniger nach Hause. Um von der Fähren- in die Albertstraße oder von der Ludwig- in die Bahnhofstraße zu gelangen, bräuchte der Automobilist heute im Schnitt rund 35 Prozent länger als zu Zeiten der Zweispurigkeit, was bei zehn gemessenen Routen die Ankunft im Mittel um 48 Sekunden verzögere. Für Mayer steht fest, nach objektiven Kriterien habe die Leistungsfähigkeit der Straße nicht abgenommen. Das sehen manche nicht so. Ein Bürger beobachtet, „der Verkehr steht den größten Teil des Tages“. Andere widersprechen. Es fallen Kommentare wie „das ist doch gelogen“. Mayer zeigt Bilder, die während der Hauptverkehrszeit zwischen sieben und acht Uhr belegen sollen, dass selbst dann von Dauerstau keine Rede sein kann. Um 7:36 Uhr steht noch eine Schlange vor der Ampel an der Bahnhofstraße, neun Minuten später sieht der Betrachter grade mal einen PKW aus der Entfernung anfahren. Hingegen spricht eine Frau von einem morgendlichen Rückstau bis zum Edeka, der sich letztlich erst an der Aeskulap-Apotheke auflöse, wo die zweite Spur beginnt. Lautstarkes Murren deutet darauf hin, dass die Erfahrung nicht jeder teilt. Bürgermeister Daniel Tybussek leitet die Diskussion.

Empirisch bewegt sich die Statistik auf dünnen Eis, aber Mayer kann belegen, dass 2018 im Vergleich zu 2017 die Zahl der Unfälle von 17 auf zehn zurückgegangen ist. „Die Raserei hat abgenommen“, empfindet nicht nur Volker Westphal, Fraktionssprecher der Grünen im Stadtparlament, der an der Jean-Monnet-Straße wohnt und auf einen Einwand erwidert, es sei kein Problem, aus dem Franzosenviertel in die Offenbacher Straße einzufädeln, „es findet sich immer schnell jemand, der einen rein lässt“. Eine Frau konstatiert, früher sei sie auf der Straße nie Fahrrad gefahren, „heute mit dem Radweg ist das kein Problem mehr“. Die Unfälle mit Radfahrern gingen von zwei auf null zurück.

Andere beobachten, trotz Radweg führen viele weiter auf dem Bürgersteig.

Herbert Schneider, ehemaliger Eigentümer des Autohauses Ford, erklärt, er habe nie verstanden, was die Einspurigkeit bringen solle, ärgere sich aber jetzt, „dass der Umweltgedanke keine Rolle spielt“. Durch langsames Fahren und stockenden Verkehr vervielfache sich der Schadstoffausstoß auf bis zu einem Sechsfachen.

Ein Anwohner bemängelt die Ampelschaltung, „Sie haben versprochen, die intelligent zu gestalten, davon kann keine Rede sein“. Edwin Mayer weist auf den Versuchscharakter des Projekts hin, weshalb man noch keine neue Ampelanlage installiere, „wenn der Bund als Eigentümer am Ende die Straße doch wieder zweispurig haben will, wäre das rausgeschmissenes Geld“.

Wann die Entscheidung beim Bundesministerium fällt, ob es langfristig mit einer oder zwei Spuren weiter geht, kann Mayer nicht genau sagen, „erst mal stehen die Sommer- dann die Herbstferien an“, deutet der Mann scherzhaft an, dass sich auch die Mühlräder an der Spree nicht hektisch drehen.