Kinder lernen beim MVD neue Instrumente kennen Für Blasmusik begeistert

Lernen durch Wiederholung: Aktive aus dem Großen Orchester gehen mit den Kindern immer wieder die Passagen durch. FOTO: M

Mühlheim – Die Mütter lächeln freundlich, aber ihre Skepsis lässt sich nicht ganz verbergen. Führt dieser Olschok sie hinters Licht, trickst er, oder geht das wirklich? Ein komplettes Lied auf einer Klarinette spielen, die das Kind bis vor Kurzem noch nie in der Hand gehalten hat? „Wir haben erst vor einer halben Stunde angefangen zu üben“, versichert der Jugendleiter des Musikvereins Dietesheim. Und jetzt intonieren neun Mädchen und Jungen im Alter von acht bis 13 Jahren tatsächlich gemeinsam „Hänschen klein“!

„Lerne in nur ein paar Tagen ein Instrument!“ Das klingt wie „Führerschein in den Ferien“. „Keine musikalischen Vorkenntnisse notwendig“, „freie Instrumentenwahl“ und „Mittagessen“, hat Joachim „Jo“ Olschok für die Ferienbetreuung im Haus der Musik geworben. Einzelunterricht, Spiele und Mittagessen gibt’s in dem Treffpunkt am Grünen See tatsächlich – einen kleinen Trick allerdings auch.

„Ich habe für jeden Ton die Anzahl der Finger über die Note geschrieben, die benutzt werden“, erläutert der Daniel Düsentrieb der Blasmusik. „Die Dauer eines Tons kennen die Kinder“, fährt er fort, denn der Nachwuchs hat die Melodien längst oder schnell im Gedächtnis: „We Will Rock You“ oder eben „Hänschen klein“.

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In einem Mini-Konzert wollen die Schülerinnen und Schülern noch einmal beweisen, was sie gelernt haben – wenngleich das viele Mütter und Väter schon nachmittags beim Abholen verfolgt haben.

Jos Geheimnis ist natürlich keines. Das Erfolgsrezept startet mit einer Eins-zu-eins-Betreuung, jedem Teilnehmer sitzt eine erfahrene Musikerin oder ein Musiker zur Seite. Acht Lehrkräfte und zwei langjährige Aktive aus dem Großen Orchester spielen vor und wiederholen die Passagen mit viel Geduld.

Bei einer Schnupperstunde in der Woche zuvor haben die angehenden Blasmusikerinnen und -musiker schon mal ausprobiert, welchem Instrument sie am besten Töne entlocken können. Die neunjährige Giulia hat eher breite Lippen und einen großen Mund, erläutert der Leiter. „Ihr passt das große Blech gut“, zeigt er auf das wulstige Mundstück des Euphoniums, „die Zunge bleibt weiter hinten im Gaumen“. 

Bei der Klarinette dagegen berührt die Zunge das Holzplättchen, um einen Ton zu erzeugen. Bei Stella ist die flache Einlage am Mundstück gebrochen und muss ersetzt werden. Das junge Talent ist „fast zehn Jahre alt“ und hat zu Hause ein Klavier stehen, an dem es schon spielen kann, erklärt das Mädchen. Und sie möchte wie fast alle anderen der Runde im Saal gern dabeibleiben.

„Sie können direkt ins Beginner-Orchester gehen“, lädt Jo Olschok ein. Normalerweise müssen die Lernenden zunächst einen Monat lang Einzelunterricht nehmen, zweieinhalb Stunden pro Woche üben. Die Inhalte des Ferienkurses habe die Gruppe bereits in diesen Tagen absolviert, verdeutlicht der Jugendleiter. Und der Musikverein suche händeringend Nachwuchs.

Das Spielverbot in der Pandemie hatte zur Folge, dass es nun kein Vororchester mehr gibt. Es konnte keine neue Ausbildung beginnen, Fortgeschrittene sind in die Jugendabteilung aufgestiegen. Bald sollen gute Beginner das neue Vororchester bilden.

Infos gibt es bei Joachim Olschok unter der Rufnummer z 0151 15223034 oder im Internet auf der Seite musikverein-dietesheim.de

Von Michael Prochnow