20 Teilnehmer bei Exkursion der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Kräuter zum Verfeinern von Speisen

SDW-Vorsitzender Heinz Bruch weiß, was in der Natur wächst und zu Hause genutzt werden kann. Während einer Kräuterwanderung gab einen Teil dieses Wissens weiter. Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – Gesunde Ernährung ist für immer mehr Menschen ein wichtiges Thema. Dabei müssen sie nicht unbedingt zu teuren Bio-Produkten im Supermarkt-Regal greifen, viele gute Zutaten für Quark, Tee und Likör sprießen am Straßenrand. Heinz Bruch von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) stellte zahlreiche für die Küche geeignete Pflanzen während einer Kräuterwanderung im Naherholungsgebiet Steinbrüche vor.

Zumindest in der Grüne-Soße-Region sollte man wissen, was vor der eigenen Haustür, in Wald und Feld wächst und für den Speiseplan taugt. Der SDW-Vorsitzende ist da Experte, weil er regelmäßig mit offenen Augen um den Grünen See zieht. Nach der Knoblauchrange muss er nicht lange suchen, die wuchert direkt am Parkplatz, zeigt er seinen 20 Zuhörern, zumeist Frauen, ausgestattet mit Bastkörben oder Stofftaschen.

Für den Tee empfiehlt Bruch die Range nicht, die kleinen Samenkörner verleihen aber Soßen und Suppen einen tollen Geschmack, schwärmt der Kenner. „Die Blätter erkennen sie an der Herzform“, zeigt er. Bevor das Grünzeug die Mahlzeit würzt, sollte man es freilich zweifelsfrei bestimmen können. Ist die Pflanze als Knoblauchrange identifiziert, können die Blätter Butter- und Wurstbrot zieren. „Das Aroma ist mild und wird immer besser“, beschreibt der Experte, die Beigabe schmecke nur schwach nach der weißen Zwiebel.

Vitamine und Mineralien

Fast jede Pflanze besitze viele Vitamine und Mineralien – das wissen auch die Rehe, die das Futter gleich vor Ort genießen. Die Brennnessel reinigt obendrein das Blut, weiß einer der wenigen Männer in der Runde. Bruch empfiehlt, ihre Blätter klein zu schneiden und im Herd bei 30 Grad zu trocknen. Danach verteile er die Schnippel über einen stoffbezogenen Kladdenrahmen und lasse sie über Nacht auf einem Schrank atmen.

„Und die entspannt total“, hält der Pflanzenführer eine Hundsrose in die Höhe. Wenn die eigenen Sorten im Garten nicht gespritzt sind, können sie im Wannenbad verteilt werden. Noch hat sich die Gruppe kaum von der Stelle bewegt, da präsentiert Bruch die nächste Attraktion. „Das ist eine Vitaminbombe“, hält er eine Hagebutte in die Höhe. Von den Teebeutelchen gleichen Namens aus dem Supermarkt rät er ab, „da bringt fast immer Hibiscus die rote Farbe“. Der Fachmann rät, echte Hagebutten in der Apotheke zu kaufen. Kernchen und Härchen werden heraus genommen, der Tee schimmert dann leicht rosa.

Die weichen Brombeerblätter tragen jetzt zarte Stacheln. Sie werden geviertelt und ebenfalls getrocknet und kommen im Hause Bruch in eine große Dose für einen guten Mischtee. Welch wertvolle Fundgrube so eine Wiese darstellt, zeigt der Spitzwegerich. Als Kinder haben sie ihn zerkaut und auf eine Wunde geschmiert, vor allem bei Verletzungen an den nackten Füßen, erzählt der Leiter. In Serbien machen sie einen leckeren Sirup aus dem Alleskönner, der bekanntlich gegen Husten eingesetzt wird. Zu erkennen ist der Spitzwegerich an den Adern und Rillen in den Blättern.

Kostenproben zum Schluss

„Fantastisch für die Atemwege“ wirkt laut Heinz Bruch auch der Löwenzahn, der zudem die Funktion von Leber und Galle anrege. Sein Tipp: Die gelben Blüten abkochen, abseien und den Sirup mit Zucker sämig schlagen. Die Gänseblümchen dienen nicht nur als Dekoration auf dem Dipp, sondern lassen sich ebenfalls zu Tee verarbeiten. Die Walderdbeere hinterm Grillplatz sähen die Herren lieber mit Rohrzucker in einer Flasche: „Regelmäßig drehen und bis Weihnachten stehen lassen“, wissen erfahrene Sammler, wie ein guter Likör gemacht wird. Für die Zutaten zum Holunderbeerengelee müssen die Leckermäuler nochmals das Gelände absuchen. Am Grillplatz halten SDW-Frauen verschiedene Köstlichkeiten aus den verarbeiteten Kräutern zum Kosten bereit.