Mühlheimer Frau-Mutter-Kind-Verein hat die Zeit aktiv genutzt In der Krise immer am Ball

Die Macherinnen des Vereins (von links): Die Vorsitzende Cornelia Joob, die Kassiererin Felicitas Bader-Giangrasso, die pädagogische Leiterin Beate Jung und die Finanzverwalterin Claudia Ferraro. Foto: man

Mühlheim (man) – Die Protagonistinnen des Vereins „Frau-Mutter-Kind“ blieben auch zu den härtesten Coronazeiten voll am Ball. Während des Lockdowns hielt man Kontakt zu den Familien, organisierte Spiele für die Kinder und brachte das Gebäude auf Vordermann. Der Kindergarten lief im Juni wieder an, die sonstigen Angebote fallen vorerst noch aus.

Das, was Felicitas Bader-Giangrasso ausspricht, dürfte fast jeder für seinen Bereich genauso empfunden haben, „wir konnten uns nicht vorstellen, dass keine Kinder mehr kommen“. Dann herrschte zweieinhalb Monate Schicht im Schacht, bis auf die drei Kinder von Müttern aus sogenannten systemrelevanten Berufen.

Den Kindergarten rief der Verein 2013 ins Leben. Bis dahin hatte die Immobilie an der Hallgartenstraße als Nachmittagshort der Goetheschule gedient. Die Stadt bot das frei gewordene Domizil dem „Frau-Mutter-Kind e.V.“ unter der Bedingung an, dass der Club dort einen Kindergarten mit 25 Plätzen eröffnet.

In der Zeit fast ohne Kinder legte niemand die Füße auf den Tisch, schon gar nicht die Erzieherinnen. Die Räume wirken top renoviert. Keine pochte darauf, dass in ihrem Arbeitsvertrag eines ganz bestimmt nicht steht: das Streichen von Wänden. Man nutzte auch die Zeit, um sämtliche Spiele und Bücher zu katalogisieren.

„Den Kontakt mit den Kindern haben wir über die schwere Zeit gehalten.“ Die Kassiererin Felicitas Bader-Giangrasso berichtet etwa von der Stadtrallye für die ganze Familie, die Erzieherinnen entwarfen. Finanzverwalterin Claudia Ferraro weiß wie alle Eltern, wovon sie spricht, wenn sie betont, „so lassen sich die Kinder wieder mal anderthalb Stunden beschäftigen“.

Vor allem für viele Mütter dürften die vergangenen Monate eine Zerreißprobe gewesen sein, auch für jene, die theoretisch von zu Hause am Laptop arbeiten konnten, was mit Kleinkindern praktisch kaum funktioniert. Weltweit gehörte eine Zunahme familiärer Gewalt zu den Kollateralschäden des Lockdowns.

Nachdem, was Ferraro und Bader-Giangrasso beobachteten, gelang es im Umfeld von „Mutter und Kind“ aber den meisten Eltern, sich zu arrangieren, „nach drei Wochen spielte sich das ein“.

Vielfach auch, weil sich die Kinder nach zwei Wochen Quarantäne zumindest für Stunden an die Großeltern delegieren ließen. Einmal die Woche konnten Familien an der Hallgartenstraße vorbei kommen, um sich Spiele und Bücher auszuleihen.

Mit den Räumlichkeiten hat der Verein großes Glück, weshalb sich der Regelbetrieb wieder fast komplett aufnehmen ließ. Im Einklang mit allen Vorschriften betreuten die Erzieherinnen zwei strickt getrennte Gruppen von á zehn Kindern.

Mittlerweile können sich alle Kinder wieder frei begegnen. Die anderen Angebote, die den Kern des 1977 gegründeten Vereins ausmachen, müssen noch ruhen, voraussichtlich bis Ende August. So wie etwa der Frühstücktreff Dienstag und Freitags zwischen 9.30 Uhr und 11.30 Uhr, den vor allem Mütter besuchen, deren Nachwuchs für den Kindergarten noch zu jung ist.

Mittlerweile tauchen hier auch Väter auf, ohne in Gefahr zu laufen, isoliert im Eck sitzen zu müssen. Denn auch Frauen haben Probleme, sich von tradierten Rollenbildern zu lösen. Seit auch Väter die Möglichkeit zur Elternteilzeit nutzen, verändere sich das Bewusstsein, beobachten die beiden Aktivistinnen aus dem Vorstand, „nicht nur Papas kommen, sondern auch Opas“.

Paare, die zum ersten Mal Eltern werden, fühlen sich eher unsicher. An eine Anlaufstelle wie die „Baby- und Stillberatung“ können sich auch Schwangere wenden. Hier erfahren Mütter etwa, dass es die Nerven aller schont, wenn sie warten, bis der Säugling von alleine die Augen schließt, anstatt ihn schon abends um sechs frustriert in den Schlaf jammern zu wollen. Das Beratungsangebot, das sich in normalen Zeiten an jeden ersten und dritten Freitag eines Monats in den Frühstückstreff integriert, gilt vor allem als Möglichkeit, Frauen kennen zu lernen, denen es ähnlich geht. Im Momente dominiert die Hoffnung, „dass es bald wieder voll mit allem los geht“.