Nachbarschaftsfest beim KGV Mainblick in Mühlheim „Die Welt der Kleingärtner ist nicht am Gartenzaun zu Ende“

Vorsitzender Lothar Stägert (links) und Gartenobmann Olaf Seipel pflegen Nachbarschaft und Freundschaft über Gartenzäune hinweg. Foto: m

Mühlheim (m) – Vereine wie der Mainblick brauchen diese Erinnerung gar nicht. Bei den Kleingärtnern ist eigentlich immer „Tag des Nachbarn“! Das wird bei einem Blick über die Anlagen schnell klar.

Keine Frage, Nachbarschaft ist im Verein am schönsten, die Gartenfreunde gegenüber der Schleuse und in den anderen Anlagen landauf landab belegen das permanent! Für Lothar Stägert, den Vorsitzenden des KGV Mainblick, ist das Miteinander Alltag, zeigt er beim Feierabend-Bier auf dem Vereinsplatz.

Eine ehemalige Gartenhütte ist bereits um einen Anbau erweitert, um bei den Festen mehr Platz zu schaffen für Küche und Theke. Und um dem Brandschutz zu genügen: Wie die Bar haben sie die Grill-Ecke am Eingang des Fesplatzes zwar erst 2015 eröffnet, doch Würstchen und Steaks schaukeln auf dem Schwenkrost über heißen Kohlen direkt am Fluchtweg, das geht natürlich gar nicht, stellt Stägert klar.

Am Vatertag haben die Männer erstmals zwei Spanferkel gebrutzelt, die Frauen Salate mitgebracht. Dazu haben sie den neuen Unterstand provisorisch hergerichtet. Solche Aufgaben werden mit vereinten Kräften erledigt, bemerkt der Vorsitzende. Und er kann sich stets vieler Helfer sicher sein, die Nachbarn halten zusammen, wenn es um Belange der Gemeinschaft geht. Olaf Seipel ist im Vorstand Gartenobmann und teilt die Arbeitsdienste ein. „Da gibt’s keine Probleme“, erklärt auch er entspannt, als wäre der Einsatz das Normalste der Welt. „Manche packen immer wieder mit an, obwohl sie ihre Arbeitsstunden längst abgeleistet haben.“ Auch der Kontakt untereinander funktioniere prima. „Wenn du eine Heckenschere oder einen Rasenmäher brauchst, gehst du zum Nachbarn.“ Auch wenn mal ein Gerät kaputt ist oder ein Dach repariert werden muss, fragt man in die Runde. Hat einer ein größeres Auto, lädt er die Gasflaschen für die Kameraden ein, transportiert Einkäufe vom Baumarkt, zählt Stägert weiter auf. Selbst beim Wohnungsumzug helfen sich die Hobbygärtner gegenseitig. Schließlich verfügt die Gemeinschaft über die unterschiedlichsten Handwerksberufe, von Maurer, Kaminbauer und Schreiner über Stahlbauer, Dreher und Fräser bis zum Ingenieur: „Das ist ein Geben und Nehmen“, fasst Olaf zusammen. Viele Freundschaften seien so in der Anlage entstanden. Darüber hinaus fühlen sie sich als Kosmopoliten: Die Mitglieder stammen aus Tunesien, Bangladesh, Polen, Russland, Italien, der Türkei, aus Bulgarien, Argentinien, Schottand, Dänemark und – Lämmerspiel! „Aber mein Vater ist ein Basaltkopp“, rückt der Vorsitzende schmunzelnd seine Stellung zurecht. Wichtiger als diese nachbarschaftliche Fehde aus der Vergangenheit ist, dass der Mainblick Ziel junger Familien mit viel Nachwuchs sei. „Das ist eine Entwicklung zum Positiven“, bewertet Stägert den Verjüngungsprozess. „Auch die Bereitschaft zu helfen ist bei uns gestiegen!“ Der Bengale Ahmed, der zur vorweihnachtlichen Feier indische Spezialitäten zubereitet, sei nur ein Beispiel. „Wird irgendwo spontan gegrillt, ist gleich jeder eingeladen, am Feuer Platz zu nehmen.“

Kaum ein Garten ist abgeschlossen, man läuft sich übern Weg. Der Imker verteilt Honig, ein Nachbar zehn Zucchinis, andere haben zu viele Äpfel, Kohlrabi, Salat oder Gurken. Der Vorstand plant darum, eine Pflanzentauschbörse auszurichten, Tomaten gegen Bohnen. Wie sie’s umsetzen, ist noch nicht ausgegoren, „aber die Idee steht im Raum.“ Nur, wie gelingt eine solch vorbildliche Nachbarschaft? - „Hier sind keine Mauern, es ist stressfrei, jeder kommt zum Entspannen, es gibt keinen Zeitdruck“, sammeln die Männer Argumente. 43 Gärten sei zudem eine überschaubare Größe, da kennt jeder jeden. Die Familie Stägert freut sich schon über ihre Karotten, Rote Beete, Lauch, Zwiebeln und Karotten, die prächtig gedeihen. „Alfred‘s Salatgurken sind Weltklasse“, lobt der Sprecher die Ernte des Nachbarn zur Linken. Einige Aktive sind seit 20, 25 Jahren dabei, geben ihre Parzelle erst auf, wenn’s gesundheitlich gar nicht mehr geht. Immer wieder wollen Interessierte unbedingt im Mainblick pachten, weiß der Vorstand. Die Wartezeit auf einen Garten liegt bei einem Jahr.