Mit der Dämmerung kamen auch die Besucher Alles selbstgemacht beim Neu-Isenburger Weihnachtsmarkt

In der Kinder-Kreativwerkstatt von St. Franziskus um Stefano Greco (hinten) entstanden kunstvolle Engel für Aurora, Anna und Emily. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) - Eine richtige vorweihnachtliche Stimmung will am Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt im Alten Ort in Neu-Isenburg zu Beginn noch nicht aufkommen. Es sind ein paar Stände weniger, das fällt den meisten auf, aber es sind auch viel weniger Leute als sonst um diese Uhrzeit, die das historische Zentrum der Hugenottenstadt bevölkern. Es ist zwar ziemlich windig, aber dennoch nicht ungemütlich – eigentlich ideale Temperaturen für einen Weihnachtsmarkt.

 „Vielleicht sind es die Regenschauer, die der Wetterbericht angekündigt hat. Aber da kommt heute nichts mehr, ich habe die Wetter-App gefragt“, hat Walter Norrenbrock einen Hinderungsgrund entdeckt. Und auch Günther Marx ist sich sicher: „Wenn es dunkel wird und hier richtig Stimmung aufkommt, dann ist hier auch wieder alles voll.“

Richtig voll ist es zu diesem Zeitpunkt aber schon in der Hirtengasse, wo der Kinderzirkus Wannabe seine „lebende Krippe“ installiert hat. Ein richtiger Stall mit Ziege, Heidschnucke und vielen kleinen Hasen. „Und was liegt denn da in der Krippe?“, fragt eine Mutter ganz überrascht. Auch beim zweiten Blick kann sie das Jesuskind nicht entdecken, sondern nur einen „Deutschen Riesen“, einen ganz großen Hasen, der dort ausgestreckt liegt. „Das war heute unser Problem, wir haben die Puppe vergessen, die da sonst immer liegt“, versucht Elfi Elliot vom Kinderzirkus Wannabe eine Erklärung. „Wir haben eben etwas reingelegt, was einigermaßen ruhig liegen bleibt. Aber deswegen muss die Weihnachtsgeschichte nicht umgeschrieben werden“, scherzt die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Kinderzirkus Wannabe. Den Kindern ist es egal, wer oder was da in der Krippe liegt, solange es sich streicheln lässt.

Dann ist es Zeit für die offizielle Eröffnung des diesjährigen Weihnachtsmarktes, die traditionell von Bürgermeister Herbert Hunkel vorgenommen wird. Der Posaunenchor verkündet vom Turm der Marktplatzkirche die bevorstehende Eröffnung, hinter dem Turm düsen die landenden Flugzeuge vorbei. Dann schart sich ein Pulk von Menschen um den Kinderchor der Musikschule, der von Thomas Peter-Horas mit seinem Akkorden begleitet wird. Und auch die Bläserklasse aus der Goetheschule spielt weihnachtliche Melodien.

„Ich habe auch in diesem Jahr wieder viele Briefe von Kindern bekommen, einen ganz speziellen von Paula aus Gravenbruch, der sich mit dem Weihnachtsfest beschäftigt, diese Geschichte wird sie jetzt selbst vorlesen“, heißt Bürgermeister Herbert Hunkel alle Besucher des Weihnachtsmarktes willkommen. Besonders begrüßt er die Bäckerei Fehr mit ihren begehrten Weihnachtsstollen und die Metzgerei Kohout, an deren Stand sich schon die traditionelle Warteschlange für die knackigen „Roster“ – spezielle Thüringer Bratwurst – gebildet hat. Beide Unternehmen aus der Partnerstadt Weida gehören zur guten Tradition des Neu-Isenburger Weihnachtsmarktes im Alten Ort. Dann trägt Paula ihre Weihnachtsgeschichte vor. „Ich freue mich immer sehr auf Weihnachten und wenn ich Geschenke einpacke, dann denke ich an die vielen Kinder in der Welt, die nichts bekommen“, so die Schülerin. Sie wünscht allen ein friedliches Weihnachtsfest und dass es allen Kindern gut gehen möge.
Ein besonderes Lob vom Neu-Isenburger Stadtoberhaupt gibt es für Gordana Petkovic vom Team der Hugenottenhalle, die für die Organisation des Weihnachtsmarktes verantwortlich zeichnete. 

Mit der Dämmerung kommen auch die Besucher. Dann aber ein kleiner Rückschlag: die Wetter-App von Walter Norrenbrock hat versagt. Glücklicherweise ist es nur ein kurzer Schauer, der die Weihnachtsmarktbesucher fluchtartig trockene Unterstellplätze aufsuchen lässt. Unerschrocken rührt Reinhold Hehn in der Kronengasse mit dem großen Kochlöffel die eingezuckerten Mandeln im Feuertopf weiter. „Da darf keine Pause entstehen, sonst sind die Dinger angebrannt und die ganze Arbeit für die Katz – aber nicht mal die würde das Zeug fressen“, so der Spezialist für frisch gebrannte Mandeln. 

Richtig komfortabel haben es in dieser Hinsicht jene, die im Heimatmuseum „Haus zum Löwen“ beim Kunstmarkt vertreten sind. „Hier ist alles perfekt, es gibt sehenswerte Kunstartikel und auch was zur inneren Erwärmung“, lobt Kulturdezernent Theo Wershoven das vielfältige Angebot, aber auch den Punsch nach Geheimrezeptur.

Ein ganz exklusives Geschenk sind die frisch in der Druckerwerkstatt unter der Anleitung von Marcus Bronszkowski per Hand gedruckten Geschenktüten. „Wer etwas hier kauft, bekommt es in eine solche schöne Tüte“, erklärt Kati Conrad, die den Künstlermarkt organisiert hat. Ein Besuch des Basars im Saal der Marktplatzgemeinde lohnt sich in doppelter Hinsicht: dort gibt es wieder schöne Handwerksarbeiten des Frauenkreises und die Kinder können sich am Samstag bei der Märchenstunde und am Sonntag dem „kalte Nasen Konzert“ aufwärmen. 

Der Neu-Isenburger Weihnachtsmarkt gilt als „selbst gemacht“, die meisten Stände werden von heimischen Vereinen, Kirchen und Institutionen besetzt. Aber auch hier gibt es zunehmend ein Problem. „Wir engagierten Alten stehen noch zu unseren Traditionen, doch wir werden auch immer älter – es fehlen auch in dieser Hinsicht junge Leute, die das weiterführen“, sagt Prof. Hans-Ludwig Grüschow vom Lions Club. In der Kälte in einer Bude herumzustehen und zu warten, bis jemand kommt, ist eben nicht jedermanns Sache. Umso lobenswerter das Engagement jener, die sich dafür noch bereit erklären und Plätzchen, Kunsthandwerk oder Marmeladen für einen guten Zweck verkaufen.