GHK Besuch der Westend-Synagoge und des Gemeindezentrums Großes Interesse am jüdischen Leben

Beeindruckt zeigte sich die Gruppe des Vereins für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK) beim Besuch der Westend-Synagoge in Frankfurt. Bild: postl

Neu-Isenburg – Anlässlich des 150. Geburtstages von Bertha Pappenheim besuchte der Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK) das jüdische Gemeindezentrum Frankfurt und die Westend-Synagoge. „Die Fahrt war recht schnell ausgebucht, das Interesse am jüdischen Leben und der jüdischen Kultur ist also groß“, sagt Vorsitzender Herbert Hunkel.

Die Gäste wurden von der jüdischen Religionslehrerin Gabriela Schlick-Bamberger durch das Gemeindezentrum und die Synagoge geführt. Über die Wiedergründung der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt vor 75 Jahren informiert aktuell eine Ausstellung im Gemeindezentrum. Beim Gang durch die großzügigen Räumlichkeiten mit Kindergarten, Grund- und weiterführender Schule zeigten sich die Isenburger Gäste beeindruckt. „Wir haben unter unseren rund 6.400 Mitgliedern Menschen aus 74 Ländern mit 69 verschiedenen Muttersprachen“, erklärte Gabriela Schlick-Bamberger. Beeindruckend war auch der Besuch in der Westend-Synagoge.

„Wir haben hier, bedingt durch mehrere Umbauten und Sanierungen, Spuren mehrerer architektonischen Epochen“, so die Besucherführerin. Im Eingangsbereich überwiegt der ägyptisch-orientalische Stil. Auch der großräumige Innenraum mit einer hohen Kuppel, durchlebte mehrere Umgestaltungen. 1950 wurde die Synagoge, die die NS-Herrschaft beschädigt überstanden hatte, wieder eingeweiht. „Dabei wurde der ornamentale und vielfarbige Stuck reduziert“, erklärte Gabriela Schlick-Bamberger. Von 1988 bis 1994 folgte eine denkmalgerechte Restaurierung, sodass der Raum sich heute wieder dem ursprünglichen Eindruck annähert.

Auf vielfachen Wunsch der Besuchergruppe erläuterte die Religionslehrerin den geschichtlichen Hintergrund und den Ablauf der Gottesdienste. Dabei wird die Tora aus dem Schrein geholt und zur Bima, ein Tisch auf einem erhöhten Podium in der Mitte der Synagoge, gebracht. Dort liest dann der Vorbeter den Tagesabschnitt vor. „Wir kennen auch verschiedene Feiertage mit entsprechend großer Bedeutung, prinzipiell feiern wir an jedem Schabbat die Rettung des Volkes Israel aus der Knechtschaft Ägyptens“, berichtete sie.

GHK-Vorsitzender Hunkel dankte für die Einblicke in den jüdischen Glauben und das Leben. Er überreichte Gabriela Schlick Bamberger neben dem Geschichtsbuch der Hugenottenstadt auch das Buch „Zwischen Anpassung und Widerstand“. Hunkel sagte: „Die Stadt Neu-Isenburg war eine der ersten Kommunen, die eine Dokumentation erstellt hat, wie man zwischen 1933 und 1945 mit jüdischen Mitbürgern umgegangen ist.“

Dabei verwies er auf das Erscheinungsjahr 1978. „Eine solche Dokumentation über das eigene Versagen haben – insbesondere so früh – nur wenige Kommunen erarbeitet. Diese Dokumentation soll, ja muss, uns immer in Erinnerung bleiben“, betonte er.
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