Mit dem geförderten Stadtumbauprogramm „Vom Alten Ort zur Neuen Welt“, in dessen Rahmen auch der Alte Ort eine Umgestaltung erfahren soll, gibt es gleich drei Initiativen mit unterschiedlicher Ausrichtung, die ihre Ideen einbringen. Kürzlich präsentierten alle drei, die Initiative „Hugenottenrathaus“, der erst kürzlich gegründete Verein „Pour l´Yseboursch“ sowie die Bürgerinitiative „Schöner Alter Ort“ ihre konkreten Vorstellungen für die Umgestaltung des Alten Ortes.
Im Vordergrund des im Januar gegründeten Trägerverein Hugenottenrathaus um Torsten von Juterzenka steht der Wiederaufbau des historischen Rathauses, das 1702 erbaut und 1876 abgerissen wurde. „Dieses stand inmitten des Marktplatzes und soll dort auch wieder hin – und es passt auch hin“, sagt Juterzenka.
Doch neben der Forderung nach einem Wiederaufbau präsentierte der Trägerverein auch gleich ein Nachhaltigkeitskonzept. „Wir wollen kein Gebäude hinstellen und es sich selbst überlassen, sondern das architektonische Schmuckstück soll sich auch vorteilhaft in das Stadtleben einbringen“, sagt er.
Auf insgesamt fünf Ebenen könnten unterschiedliche Angebote eingerichtet werden. Im Tiefgeschoss mit Kellergewölbe wäre Platz für ein „uriges“ Restaurant, auf der Marktplatzebene mit Bogengängen könnte ein Welcome & Visitor-Center mit einer entsprechenden Stadtinfo-Zentrale eingerichtet werden. Im Obergeschoss wäre ausreichend Raum für Vorträge, Ausstellungen und vor allem ein Standesamt. Von der Aussichtsebene im Turm hätte man einen schönen Rundumblick.
Die Kosten schätzt der Trägerverein auf einen „mittleren sechsstelligen Betrag“, also rund 500.000 Euro, verweist aber auch gleich darauf, dass dies über Sponsoren und Fördertöpfe realisiert werden könne. „Wir sind sicher, dass sich ausreichend Unternehmen, Institutionen, aber auch engagierte Bürger einbringen werden“, sagt Torsten von Juterzenka. Die Entwürfe stammen von den Ingenieuren Georg Oerter, der auch Vorsitzender des Vereins Pro Altstadt Frankfurt ist, sowie Dominik Mangelmann. Mit an der Seite ist noch Werbestratege Jürgen Aha, der sich insbesondere in das Sponsoring einbringen will.
Nicht ganz so weit geht der Vorschlag des Vereins „Pour l´Yseboursch“ um Werner Stahl. „Wir wollen wieder einen lebendigen Ort der Stadtgeschichte schaffen“, erläuterte Stahl, der als Pädagoge viele geschichtliche Führungen mit Schulklassen durch den Alten Ort unternommen hat. Anhand eines Modells aus dem Pizzakarton zeigte Stahl, wie mit kleinen Veränderungen aus dem Grundmodell des „Stumpfmodells“, wie er den Umriss der rund 40 Zentimeter hohen Grundmauern des alten Rathauses bezeichnete, schnell Voraussetzungen für verschiedene Events geschaffen werden können. Um Personen aus der älteren Stadtgeschichte zu würdigen, präsentierte Herbert Kajnath eine Fliese mit dem Grundriss des Alten Orts sowie dem Namen Pierre Claude Gravillon – dieser war bis 1735 Bürgermeister von Neu-Isenburg. „Diese Fliesen sollen rund um das Stumpfmodell angebracht werden“, so Kajnath.
Diese Vorschläge gehen der Bürgerinitiative Alter Ort alle zu weit – sie wollen einen „offenen Bereich“ im Alten Ort, so wie er heute ist. „Wir sind gegen eine Bebauung und gegen eine Kommerzialisierung dieses historischen Platzes“, betont denn auch Sabine Wunderlich. „Unser Ziel ist eine offene Gestaltung, die sowohl Gäste als auch Bewohner zum Verweilen einlädt, was nicht gegen eine gelegentliche Nutzung durch Veranstaltungen oder den anrainenden Gastronomenbetrieben spricht“, erklärt Norbert Schniotalla. Wichtig ist der BI Altstadt, wie bisher auf dem Marktplatz zu sitzen, ohne einem Verzehrzwang zu unterliegen.
Für den Kulturdezernenten Theo Wershoven waren dies alles „sehr interessante“, wenngleich recht unterschiedlich zu wertende Vorschläge. „Wir sollten diese alle offen diskutieren, die letzte Entscheidung liegt dann allerdings beim Stadtparlament“, sagt Wershoven. Er wünschte sich, dass aus diesen Ideen kein Streit unter den drei Gruppierungen entsteht. Klar, was in Frankfurt mit großem finanziellem Aufwand zur Realität geworden ist, soll auch im wesentlich kleineren Stil in Neu-Isenburg möglich sein. Man sollte sich jedoch auch dafür nicht verschließen, dass es so nicht kommen muss.