Prinzenpaar und Prominenz Bürgeler feiern Kerb auf dem Dalles

Nach dem Anstich klirren die Gläser von Charly Engert (links), Elke Albert, dem Kerbvadder Werner Schuster und dem Bundestagsabgeordneten Peter Wichtel. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Soundcheck hieß es für das Main Duo mit Birgit Reuter und Michael Heinzinger am vergangenen Freitag in Bürgel auf dem Dalles. Bis zum Kerb-Beginn ist es da noch eine halbe Stunde hin. Esad Mulahmetovic brutzelt schon seine begehrten Pljeskavicas, die Hacksteaks des Balkans. Und was macht der Berjeler Kerbvadder? Der läuft noch unauffällig als Zivilist umher.

Die Rede kann nur von Werner Schuster sein, der die Zeit nutzt, um zu erzählen, wie er 1998 das Amt von Fred Stephan übernahm. Bis dahin hatten Bürgels Kerbvädder jährlich einander den Staffelstab in die Hand gedrückt. Doch als Schuster das Holz weiter reichen wollte, streckte niemand die Hand aus.

Kerbvadder Werner Schuster seit 1998 im Amt

Seitdem gibt es keine Spur von Rotation mehr auf dem Posten. Es wäre sowieso längst auch irritierend, einen anderen mit Zylinder und blau-weißer Schärpe auf dem Dalles zu sehen als den 72-Jährigen, immer mit Elke Albert an seiner Seite, die zwar schon lange in der Marburger Gegend wohnt, aber keine Kerb auslässt. In diesem Jahr hätte es aber fast terminlich schief gehen können. Elke Albert agierte als Chorsängerin und Schauspielerin in allen Vorstellungen des Musicals „Postraub“ im Schloss von Biedenkopf. Die Frau hatte schon die Luft angehalten, dass die eine oder andere Aufführung wegen Regen auf die Eröffnung der Kerb oder deren Finale am Montag verschoben werden muss. Doch alles ging gut aus. Auf dem Weg zum Dalles begrüßt Elke Albert den Kerbvadder schon winkend von weitem.

Stadtgarde, Vespaclub und Kerbborsch Gorjelschwenker

Anschließend spielen sich ein paar Meter weiter nördlich die Icebreakers von der Stadtgarde ein. Dahinter harren die Mitglieder des Vespaclubs darauf, dass es losgeht. Beide Gruppen sind die Garanten, den Kerbborsch Gorjelschwenker, den notorischen Tunichtgut und Suffbruder, nach einem Jahr in der Versenkung sicher vom Reichstag zum Dalles zu geleiten. Gorjelschwenker darf auf einer Vespa mitfahren. Peter Roser, der Vorsitzende des Clubs aus Bürgel, erzählt von der gemeinsamen Fahrt im Juni nach St. Tropez bei gutem Wetter und entspannter Atmosphäre.

Auch Prominenz gibt sich die Ehre, etwa Manuela und Robert Pies, das Offenbacher Prinzenpaar von 2014. Der in Bürgel aufgewachsene Peter Freier erschien zur Kerb-Eröffnung schon verlässlich zu Zeiten, als er noch nicht als Kämmerer die Stadt mitregierte. Auch der Bundestagsabgeordnete Peter Wichtel kommt vorbei, ein CDU-Parteifreund Freiers.

Fassanstich mit Charly Engert

Norbert Best, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Bürgeler Vereine, wundert sich in seiner Ankündigung der Begrüßungsrede des Kerbvadders, Werner Schuster sei bis jetzt verbal ganz milde aufgetreten. Um den Freund des offen gesprochenen hessischen Worts muss sich jedoch niemand sorgen. Kerbvadder Schuster poltert in seinem Vortrag gegen das Knöllchen-Verteilen am Friedhof: „Kaum biste weg sinn se zur Stell, uff des Straß sieht mer se kaum, awwer am Friedhof lewwe se ihrn Traum.“

Zum Fassanstich tritt Charly Engert an, normalerweise eine Fingerübung für den Mann. Doch das Fass in diesem Jahr hat seine Tücken, die Engert erst sondieren muss. Die gut gemeinten Ratschläge aus dem Publikum, von allen Seiten zugerufen, wirken in Momenten wie diesem ähnlich hilfreich wie Anfeuerungsrufe beim Schach. Engert behält dennoch die Ruhe. Nach kurzer Zeit fließt das Bier.

Ein Getränk, das sich für jene eignet, die generell Fleisch auf dem Teller meiden; das lässt sich jedenfalls vom Liedtext des Main Duos ableiten. Der analysiert biochemisch den Apfelwein: „Auch der Vegetarier trinkt den Äppler gern, doch ist es ihm vielleicht nicht bewusst, er trinkt gepresste Werm.“

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