Andreas Strauch ist neuer Pfarrer in Rumpenheim „Menschen gerecht werden“

Andreas Strauch ist der neue Pfarrer der Schlossgemeinde Rumpenheim. Foto: Sommer

Offenbach – Gut zwei Jahre war die Pfarrstelle der evangelischen Schlosskirchengemeinde Rumpenheim vakant. Doch seit dem 1. Februar ist sie wieder besetzt: Pfarrer Andreas Strauch hat am Sonntag, 6. Februar, seinen ersten Gottesdienst in der Schlosskirche gefeiert.

„Predigttext war Jesus und Petrus im Sturm – dass wir Vertrauen haben können, auch in den Stürmen des Lebens“, sagt er.

Die Rhein-Main-Region ist Strauch, der zuvor 24 Jahre Pfarrer an der Stadtkirche Haiger war, nicht unbekannt: 1960 wurde er in Bad Homburg geboren, sein Großvater war Pfarrer an der Erlöserkirche, sein Vater Kirchenvorstand. Auch wenn das Theologiestudium somit nahe lag, hätte es, wie Strauch sagt, auch Jura werden können. „In beiden Disziplinen versucht man, den Menschen gerecht zu werden.“

In Tübingen und Bonn studierte Strauch, nach seinem Vikariat in Herborn zog es ihn aber zunächst an die Universität Bonn, wo er Proseminare gab und seine Studien vertiefte.

An der dortigen Schlosskirche lernte er auch seinen späteren Mann kennen, der als Kirchenmusiker tätig ist. Von Anfang an geht Strauch offen mit seiner Homosexualität um: Den Menschen so zu begegnen, wie man ist, gehört dazu, wenn man ihnen gerecht werden möchte.

Generell, so erklärt Strauch, müsse man den Menschen in seiner Individualität ernst nehmen. „Als Gemeindepfarrer habe ich das Glück, mit den Leuten sehr direkt kommunizieren zu können.“

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Nach seiner Arbeit in Bonn trat er seine erste Pfarrstelle an – und blieb dort 24 Jahre. „Ich habe da Kinder getauft, konfirmiert, verheiratet und deren Kinder getauft“, sagt er und schmunzelt, „ich konnte ganze Familien fast zweieinhalb Jahrzehnte begleiten“. Bis vergangenes Jahr hat er auch an der Schule unterrichtet. „Aber mit 60 ist an der Schule Schluss, auch wenn mir das Unterrichten viel Freude bereitet hat.“

Mit 61 Jahren eine neue Stelle anzutreten, ist eher ungewöhnlich, das räumt er ein. „Natürlich kann man sich sagen, wenn alles gut läuft, lehnt man sich zurück und bleibt noch fünf Jahre – oder man geht neue Herausforderungen an. Und dafür habe ich mich entschieden.“

Nach dem ländlich geprägten Haiger zog es ihn in die Großstadt. „Natürlich sind fünf Jahre nicht viel, aber ich möchte sie intensiv gestalten.“ Die Schlosskirche mit ihrem vielfältigen Kulturangebot bietet ihm dabei einen besonderen Reiz. „Ich habe gesehen, dass viele Menschen sich hier engagieren, und möchte das Angebot weiterentwickeln.“ Er freue sich darauf, die Vereine und Initiativen kennenzulernen, die einst den Erhalt des Schlossparks erstritten und geholfen haben, dass dort ein Kulturort entstanden ist.

An Aufgaben wird es Strauch nicht mangeln: Neben der Arbeit in der Gemeinde und dem Anni-Emmerling-Haus ist er seelsorgerlich auch für Waldheim zuständig und wird sich in Bürgel engagieren, da mit der Wahl von Pfarrerin Amina Bruch-Cincar zur Prodekanin die dortige Stelle vakant ist.

Als er Haiger verließ, erwähnte er der dortigen Presse gegenüber, dass er seiner Sexualität wegen auch Ausgrenzung erfahren habe. In einigen Gegenden dort gebe es eine relativ stark konzentrierte evangelikale Frömmigkeit, die sich mit Homosexualität schwertue. „Aber ich habe sehr viel mehr Freundlichkeit und Unterstützung als Ausgrenzung erfahren – sonst wäre ich auch nicht so lange dortgeblieben“, betont Strauch.

Seine neue Wirkungsstätte hat es ihm angetan, besonders der Schlosspark. „Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag mindestens einmal dort spazieren zu gehen“, sagt er. Dass es in Hessen so manches Vorurteil über Offenbach gebe, könne er nicht nachvollziehen: „Ich erlebe Offenbach ganz anders. Nämlich als eine Stadt, die funktioniert. Die sehr unterschiedlich ist, aber auch sehr spannend.“

VON FRANK SOMMER