Käthe-Kollwitz-Schule lädt zur Trägermesse an die Buchhügelallee Neue Erzieher werden weiterhin gesucht

Am Stand des der Stadt Mühlheim. Ganz links Alexandra Mollbach. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Im Bundessozialgesetzbuch stand schon 1991: „Ein Kind, das das dritte Lebensjahr vollendet hat, hat bis zum Schuleintritt Anspruch auf Förderung in einer Tageseinrichtung.“ Das Recht auf einen Platz im Kindergarten sollte Zweifelnde ermutigen, nicht abzutreiben. Nur taugt der Anspruch genauso viel wie ein Recht auf schönes Wetter an hohen Feiertagen, wenn Eltern partout keinen Platz finden können. Das liegt auch daran, dass der Erzieherberuf nicht hoch im Kurs steht. Damit sich das ein wenig ändert, hatte die Käthe-Kollwitz-Schule (KKS) Für den 5. Februar zur „Trägermesse“ an die Buchhügelallee geladen. 34 Arbeitgeber aus der Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe des Rhein-Main-Gebiets informierten Schüler über Ausbildungsmöglichkeiten im sozialen und erzieherischen Bereich.

Am Gehalt lässt sich der Stellenwert eines Berufsstands ablesen. Wer Autos repariert, verdient in der Regel ungleich mehr als jemand, der Kinder erzieht. Am Stand der städtischen Einrichtungen Mühlheims informiert Alexandra Mollbach, die stellvertretende Leiterin vom Hort Basalto im Stadtteil Dietesheim.

Wenn sich Mollbach von Ihre Ausbildung zur Erzieherin vor zwanzig Jahren erzählt, ahnt der Zuhörer, was die Frau meint, wenn sie betont, „das soziale Engagement muss dir ein Bedürfnis sein, sonst machst du das nicht“.

Am Anfang stand die zweijährige Ausbildung zur Sozialassistentin, „da bekommst du ein geringes Gehalt“. Die zwei Jahre Schule im Anschluss bedeuteten für Mollbach jedoch, früh morgens zu putzen und abends zu kellnern, „ich hatte bis zu vier Jobs parallel“. Ronald Freitag, der Leiter des Fachbereichs Sozialwesen an der KKS, erwähnt, es bestünde auch die Möglichkeit, Bafög zu beantragen. Ohne Zusatzverdienst reichen auch 580 Euro Grundbetrag kaum aus, um abzüglich der Miete noch was auf den Teller zu bekommen.

Freitag rät dennoch nicht davon ab, den Erzieherberuf zu wählen. Zum einen zögen die Gehälter bereits an, „die Leute werden schließlich dringend gesucht“. Zum anderen müssten sich Erziehungsfachkräfte nicht davor fürchten, dass sie irgendwann ein digitaler Algorithmus ersetzt, „das geht nur mit Menschen“. Das Interesse seitens der Schüler ist jedenfalls enorm. In der ersten haben Stunde sind fast alle Stände belagert.

Auch die Kindertagesstätten des Bistums Mainz sind vertreten. Felicitas Haag, Geschäftsführerin der katholischen Kindergärten im Dekanat Rodgau, erklärt, auch die Kirche suche nach Auszubildenden, aber vielleicht ein bisschen weniger angestrengt, als andere Träger.

Das hängt zum Beispiel mit der Möglichkeit eines dualen Studiums zusammen, „drei Tage Arbeit in der Kita und zwei Tage Studium ‘Soziales Management’“, beschreibt Haag einen Weg, am Ende eine Kindertagesstätte mit Familienzentrum zu leiten.

Dass ans Bistums Mainz mehr Bewerber als anderswohin ihre Unterlagen schicken, liege auch daran, „dass bei uns niemand eine Nummer ist“. Hinter dem Kindergarten stehen Priester und Gemeinde, „die Leute kennen einander“. Der wohl entscheidende Grund für die Attraktivität: Nach der Berufsausbildung liegt das Einstiegsgehalt bei 3000 Euro brutto. Außerdem zahlt der Arbeitgeber in eine Betriebsrentenkasse. Die junge Erzieherin eines kommunalen Kindergartens erzählt von ihrem Anfangsgehalt von 1500 Euro, „als Single wäre ich arm“.

Die Johanniter kennt jeder mit Zusammenhang mit Unfallhilfe. Der evangelische Orden betreibt aber auch Kindertagesstätten für unter Dreijährige. Petra Patzak, die Leiterin der Sternenburg aus Rödermark, und Amtskollegin Lena Meister von der Drachenburg in Dreieich betonen, ihre Berufswahl für keinen Moment bereut zu haben. Auch wenn immer viel Trubel herrsche, sagt Patzak, „ist das bei uns ein schönes Gedöns“.