Offene Türen, offene Herzen

Die Sternsinger bei ihrer finalen Probe in der Kirche St. Peter – hier mit Pfarrer Janusz Piotrowski und Gruppenleiterin Miriam El Haddad. Bild: Klein

Die Gewänder sind frisch aufgebügelt, die Kronen poliert, alle Sterne sitzen wieder fest an den langen Stäben und die Gruppeneinteilung ist erledigt. Prima! Die Sternsinger- Aktion kann starten. Wir begleiten die Kinder der Gemeinde St. Peter.

Offenbach – In einem Nebenraum des Gemeindezentrums sitzen sechs Jungen und Mädchen. Seit Jahresbeginn bereiten sich die 7- bis 13-Jährigen vor. Am Samstag ist ihr großer Tag. Dann werden sie als Sternsinger die Häuser besuchen, Segen spenden und um Geld für arme Kinder bitten.

Sie haben Gedichte und Lieder gelernt, Kronen gebastelt und sich mit der Situation von Kindern im Amazonas-Gebiet beschäftigt. Kurz darauf kommt die dreijährige Frida. Sie will unbedingt dabei sein und obwohl sie nicht die Liedtexte vom Zettel lesen kann, schafft sie es, alle Lieder mitzusingen.

Organisiert wird die Sternsinger-Aktion vom Jugendmissionswerk in Aachen. Mit den Spenden werden mehr als 1.000 Projekte in gut 100 Ländern unterstützt. Im vergangenen Jahr seien 45,5 Millionen Euro zusammengekommen, berichtet Thomas Römer vom Jugendmissionswerk. In jedem Jahr gibt es ein Schwerpunktthema. In diesem Jahr ist es die Unterstützung von indigenen Kindern im Amazonasgebiet, deren Lebensgrundlage auch durch die Umweltzerstörung bedroht ist.

„Wir sammeln für arme Kinder“, fällt dem 10-Jährigen Leon ein. Erst als Gruppenleiterin Miriam El Haddad nochmals an den Film erinnert, ergänzt der ebenfalls 10-Jährige Akos, es gehe auch um die Umwelt: „Da werden neue Bäume gepflanzt, wo vorher alles abgebrannt wurde.“ Während Leon und Akos bereits 2023 dabei waren, ist es für den 13-jährigen Kevin das erste Mal. „Ich bin schon etwas nervös“, gesteht er ein.

Mehrere Jahre war Pause. Seit gut zwölf Monaten baut Miriam El Haddad die Sternsinger-Gruppe wieder auf. Die 20-Jährige ist Kinder- und Jugendratsvertreterin in St. Peter und in der neuen Großpfarrei St. Franziskus. Trotzdem musste sie, um als Begleitperson tätig werden zu dürfen, einen Präventionskurs absolvieren. Dabei geht es um den Umgang mit Kindern bei sexueller Gewalt – und Anzeichen dafür. Eine Maßnahme der Diözese auf Missbrauchsskandale.

Pfarrer Janusz Piotrowski liest die Geschichte der Sternsinger aus dem Matthäus-Evangelium für die Live-WhatsApp-Gruppe der Gemeinde. Die Kinder singen ein Lied. Dann geht es los. Die erste Station ist das Elisabeth-Maas-Haus, Pflegeheim im Nordend. Doch schon unterwegs auf der Berliner Straße sieht sie ein Passant und wirft ihnen eine Münze in die Spendenbox. Leon und Angelina hüpfen vor Freude. Ihre erste Spende.

„Stern über Bethlehem“ und „Wollt ihr mit uns die Welt verändern?“ singen die Kinder im Pflegeheim. Als Dank ernten sie leuchtende Augen der Senioren – und eine Spende. Da das Gemeindegebiet weitläufig ist, geht es im Auto weiter. Bei der Familie Bossler werden sie bereits erwartet. Sie singen und schreiben den Segen an die Tür: „20 * C + M +B +24“; für „Christus mansionem benedicat“, auf Deutsch: „Christus segne dieses Haus.“

Thomas Bossler war als Kind selbst Sternsinger. „Ich finde es gut, wenn Kinder für Kinder sammeln“, so der Familienvater. Um die Mittagszeit sind die Sternsinger bei Anke Stüber angekommen, auch sie war früher Sternsingerin. „Eine tolle Aktion, von der alle etwas haben – die Kinder, die Besuchten und die Bedürftigen.“ Schließlich klingeln sie bei Sieglinde Ueberall.

„Es geht um die Tradition, es geht um die Geschichte der Heiligen Drei Könige. Es soll den Segen ins Haus bringen. Und es ist für arme Kinder in anderen Ländern, die wenig zu essen haben“, umschreibt die Seniorin ihre Motivation, sich von den Sternsingern besuchen zu lassen.

Infos im Internet

sternsinger.de

Von Peter Klein