Innerstädtisches Grün immer wieder Ursache für Streit Bäume vor den Nachbarn schützen

Rödermark – Im Stadtgebiet gibt es immer weniger große Bäume. Das beklagt der Naturschutzbund (Nabu) und fordert eine Baumsatzung als Schutzmaßnahme.

Das Bäume-Verschwinden hat sich innerhalb der vergangenen 20 Jahre signifikant beschleunigt. Die viel zu trockenen Sommer seit 2019 ließen viele Nadelbäume sterben. Nach Ansicht des Nabu ist die Nachverdichtung ebenfalls verantwortlich: Dort, wo einst ein Garten war, steht jetzt ein Zweitgebäude. Zudem fehle die Akzeptanz für Natur um die eigenen vier Wände. Insbesondere der letzte Punkt bereitet dem Nabu zunehmend Sorgen. „Gerade aufgrund des Klimawandels, der die Temperaturen ansteigen lässt und die Städte aufheizt, werden Bäume im Stadtgebiet immer wichtiger“, sagt Vorstandsmitglied Verena Henschler. Doch Bäume spenden nicht nur Schatten. Über die Verdunstung über die Blätter kühlen sie ihre Umgebung und bieten Nahrung und Lebensraum für zahllose Kleintiere. Daher sei jeder Baum, gerade in dicht bebauten Orten, erhaltenswert.

Das sehen viele Leute allerdings anders. Sie empfinden die Verschattung als verminderte Lebensqualität, regen sich über Verschmutzung durch Blüten, Samen, Laub und Früchte auf, überhängende Äste werden zum Auslöser von Nachbarschaftskriegen, und von Wurzeln angehobene Wege sind für sie nicht hinnehmbar.

Auch wenn manche Kritik ihre Berechtigung hat, überwiegen für den Nabu doch eindeutig die Vorteile. Aber nur selten kommt es bei solchen Streitigkeiten zu einem Kompromiss, die Bäume haben vor Gericht keine Lobby. Eine Baumschutzsatzung für Rödermark soll helfen.

„Wir haben in den vergangenen zwei Jahren etwa zehn Hilfsgesuche von Baumeigentümern erhalten, wo entweder Nachbarn oder auch die Stadt die Fällung oder Verstümmelung forderten,“ sagt Nabu-Vorstandsmitglied Doris Lerch. „Rechtlich haben wir hier oft wenig in der Hand, wir können die verzweifelten Eigentümer nur moralisch unterstützen und versuchen, die andere Seite mit guten Argumenten zu überzeugen. Mit einer Baumschutzsatzung, wie sie in vielen anderen Städten schon Anwendung findet, würde sich das ändern.“

Die Satzung macht das Fällen nicht unmöglich, sie verhindert keine Zweitbebauung und wenn Wurzeln zu Setzrissen im Mauerwerk führen oder in Kanäle eindringen, verliert immer noch der Baum. Aber sie würde in vielen anderen Fällen den Einsatz der Motorsäge deutlich erschweren. Daher fordert der Nabu die Politik auf, diesen Schritt zu gehen und solch eine Satzung zu beschließen.  
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