Kerbbursch im Baum und Kerbvadder auf der Kerbmeile Der doppelte Jaggob in Rödermark

Sie alle stehen mit all ihrer Kraft hinter der Kerb 2017: die Kerburschen und -mädchen auf dem Wagen sowie die Kerbkommission davor. Foto: Ziesecke

Rödermark (chz) – Ein schönes Fest war die Orwischer Kerb in ihrer 36. Neuauflage für die Rödermärker und ihre Gäste. Ein vielleicht vorerst letztes Feuerwerk erhellte Samstag Nacht die Kerbmeile – im kommenden Jahr wird es womöglich am passenden Platz fehlen.

Das Wetter spielte bis auf ein paar samstägliche Schauer mit, und die Gäste kamen in Scharen, sogar schon am Freitag Abend standen erste Schlangen beim „Herschwert“ vor dem Hof und an den Crepes-Ständen. Vom hohen und erstmals mit Zunftzeichen und Wappen geschmückten Kerbbaum schaute in diesen Tagen Kerbborsch Jaggob herunter – der Anfangsbuchstabe „J“ traf sich hervorragend mit jenem Jaggob (Sturm), der das durchaus gesittete Rudel der Kerbburschen und –mädchen als Kerbvadder anführte. Der Bieranstich, den Erster Stadtrat Jörg Rotter am Fass des Darmstädter Braustüb’ls ausführte, funktionierte – begleitet von der Jugend des Musikvereins 06 Urberach - beim zweiten Hammerschlag. Und auch das Riesenrad stand in diesem Jahr wieder einladend am anderen Ende der Kerbmeile, direkt nach Entenangeln, Blumenschießen, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte, vorbei an den Zelten von BSC, Feuerwehr und Musikverein 06, hin zum Stand der Offenen Arbeit. Angetan von den vielen Kunden waren die Fahrgeschäfte mit Boxautos, Kinderkarussell oder „Adventure Shuttle“. Und hochzufrieden war auch das neueste „Kind“ der Kerb, der FC Viktoria, mit der erstmaligen Bewirtschaftung des gemütlichen Biergartens zwischen Galluskirche und Gemeindezentrum.

Kerbrede mit vergnüglichen Spitzen

Großen Beifall fand der Orwischerisch geschliffene und stets humorvoll ausgewogene Kerbspruch von Kerbvadder Jaggob am Sonntag Nachmittag: Der arme Eremit, der immer noch an der Bulau in seinem Wagen sitzt und die Gleise von Hand absperrt, bewegt doch die Orwischer Gemüter. ebenso wie die sanierungsbedürftige Galluskirche und die Feuerwache. Trauer darüber, dass das alte Orwischer Äppelwoi-Monopol jetzt in Ober-Röder Hände entgleitet und sogar am Braaret Bernsche schon mehr Äppler fließt als in Orwisch, und vergnügliche Spitzen Richtung Kerbtheater im Dinjerhof, das nur deshalb so gut besucht ist, weil sich’s um den „Borsch aus Orwisch“ dreht. Ein kleinerer Kerbbaum im Unnerort und „zwaa Schwarze“, die beim (Bürgermeister-)Wahlkampf (und Wahlkrampf ) dem Grünen zum Sieg verholfen haben. Doch ein Positives war hoch zu loben: der „neue Mickler“ gegenüber St. Gallus, „harmonisch eingepasst in unsern Dalles, des finde mer klasse!“ – mit der herzlich belachten Ergänzung von Jakob Sturm: „doch den Stoa hat mein Alder noch ins Rollen gebracht!“

Was bei einer Kerb nicht ausbliebt: traurige Randerscheinungen, die alle „normalen“ Kerbbesucher und vor allem die geplagten Anwohner verärgert. Das waren einmal mehr die Unmengen Flaschen und entsprechend auch Scherben, die Urberachs Ortsmitte wirklich abartig verunstalten, obwohl sie mehrfach täglich von Kerbburschen und –mädchen wie von Vereinsmitgliedern säckeweise eingesammelt werden. Und da sind die vielen Eckenpinkler, die jede Hofeinfahrt und jeden Busch nutzen, um Platz im Bauch für neuen Nachschub zu machen, ohne Rücksicht auf Gartenzaun oder Autoreifen– obwohl es allein vier zusätzliche Kerb-Toiletten gibt, die auch ausgeschildert sind. „Vielleicht müssen wir die Wegweiser dahin größer machen“, überlegt Dieter Hüllmandel von der Kerbkommission, doch er ahnt die Antwort wohl schon: viel würde das auch nicht nutzen. So mancher Bürger möchte gerne Anzeige erstatten, möchte damit jedoch „seiner“ Kerb auch nicht schaden. Viele Kontrollgänge der Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der freiwilligen Polizeikräfte, dazu sechs Mann Security sorgten zwar für relativ zwischenfallfreie Kerbtage, doch die üblichen Rangeleien zwischen überwiegend Fast-Erwachsenen und etwas Jüngeren rund um den Autoskooter und später dann am Häfnerplatz endeten auch diesmal in vier Polizeimeldungen.