Annabel Hauk und Alexander Vorontsov spielen bei der Musikgemeinde Rödermark Hörgenuss in doppelter Ausführung

Mit zwei Konzerten erfreuten Annabel Hauk und Alexander Vorontsov jene Besucherinnen und Besucher, die in den „Rothaha“-Saal gekommen waren. Foto: Ziesecke

Ober-Roden – Die Musikgemeinde Rödermark lud zu einem Doppelkonzert in den Bücherturm ein – auf der Basis von 2G-plus und Maskenpflicht. Ein Konzert in zwei Aufführungen war das Zaubermittel, allen Interessierten Platz zu geben, ohne gegen Auflagen zu verstoßen. Die Musiker Annabel Hauk und Alexander Vorontsov waren dankbar, überhaupt auftreten zu können. Das Publikum dankte es dem Verein schon im Voraus mit vielen Anmeldungen, zu denen am Konzertabend noch weitere Gäste kamen. Es handelte sich weitgehend um Stammpublikum, aber auch einige Auswärtige genossen die Musik der Cellistin und des Pianisten. „Also lassen Sie sich nicht etwa einfallen, am Ende des Konzerts einfach sitzen zu bleiben, weil es so schön war, und das Konzert noch ein zweites Mal anzuhören“, scherzte Dr. Bernd Winkler mit Blick auf die begrenzten Plätze.

„Die Lust nach Musik“ ist es, die den Menschen die Sorge vor Corona nimmt und sie in den Bücherturm kommen lässt, vermutete Falk Bauer, Vorsitzender der Musikgemeinde. Und die Gäste bestätigten das: „Das Publikum hier ist bei dem recht hohen Altersschnitt mit Sicherheit fast durchgehend geboostert und auch ansonsten vernünftig“, erläuterte Annemarie Eck ihren Besuch. Das sah auch Rovena Bahmüller so.

Dr. Regina Schick gestand, ein wenig unruhig beim Gedanken an eine mögliche Ansteckung zu sein, „aber ich musste auch einfach einmal raus und Musik erleben.“

Finanziell sind Kammerkonzerte für die Musikgemeinde durchaus noch tragbar – trotz von Amts wegen gesenkter Zuhörerzahlen: „Wir nehmen ja keinen Eintritt, sondern bitten um Spenden. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht, zumal es uns auch weniger Arbeit bereitet“, sind sich Falk Bauer und Dr. Bernd Winkler einig. „Und die Künstler kommen nur zu gerne, sie sind alle froh, ihre Musik wieder vor Publikum vortragen zu können“, weiß Falk Bauer aus der Erfahrung der letzten Monate.

Zum Auftakt war es die 22 Jahre junge, hochbegabte Cellistin Annabel Hauk, die erst jetzt in Ober-Roden gastieren konnte, da sie bis Ende vergangenen Jahres in den USA studiert hat. Ihr Partner, der aus Russland stammende Pianist Alexander Vorontsov, rundete das derzeit so seltene große Musikvergnügen ab. Gemeinsam präsentierten die Solisten Ludwig van Beethoven mit der Sonate für Violoncello und Klavier, A-Dur op. 69, sowie seine sieben Variationen über das Thema „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“.

Das im „Rothaha“-Saal eingebaute Messgerät für die Luftkonzentration, das im Zweifelsfall in lautes Piepen ausgebrochen wäre, sorgte nach den „Fantasiestücken op. 73“ von Robert Schumann für eine kurze Lüftungspause, ehe die Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 op. 99 von Johannes Brahms das Konzert ebenso intensiv und emotional wie auch zum Ende hin leicht und fröhlich erklang. Es war ein Abend, der nicht nur wegen der musikalisch mageren Zeiten ein Glanzlicht zauberte. Das lag auch an seinen beiden lebendig interpretierenden und einfühlsamen Solisten, die den Stücken viel eigene Note einhauchten.
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