Ortsbeiratsmitglied Ellen Wild äußert sich zu Überschwemmungen im Juni Bergen-Enkheims geologische Besonderheiten

Ellen Wild hat bei Gartenarbeiten versteinerte Muscheln gefunden. Der Berger Rücken war früher einmal Meeresboden. Foto: sh

Bergen-Enkheim (sh) – Der 12. Juni dieses Jahres hat sich bei vielen Bergen-Enkheimern in das Gedächtnis eingebrannt. Es war der Tag, an dem aufgrund von starken Regenfällen zahlreiche Keller im Stadtteil vollgelaufen sind. Während die Stadtentwässerung Frankfurt von einem „Jahrhundertregen“ spricht und informiert, dass das Kanalnetz einwandfrei funktioniere, rückt Ortsbeiratsmitglied Ellen Wild (BFF) die geologischen Besonderheiten des Berger Hangs in den Fokus, die bei der Behandlung dieses Themas dringend berücksichtigt werden sollten.

„Der Berger Rücken war früher Meeresboden“, erläutert Wild und holt versteinerte Muscheln aus einer Schachtel hervor, die sie bei Arbeiten in ihrem Garten zutage gefördert hat. Die Sandschichten, aus denen der Berger Hang in seinem Inneren besteht, seien instabil. Wasser würde sich darin seinen Weg suchen und talwärts fließen, erläutert das Ortsbeiratsmitglied. Das sei vor allem problematisch, wenn Bauherrn zur Sammlung von Niederschlagswasser in der Erde Zisternen ohne Überlauf in den Kanal vergraben. Dann würden Szenarien passieren, wie sie sich am 12. Juni abgespielt hätten. „Der Fritz-Schubert-Ring war ein reißender Fluss und unter meiner Hecke im Garten sprudelte das Wasser wie eine Quelle hervor“, erinnert sie sich lebhaft.

Ihre geologischen Kenntnisse über die Beschaffenheit des Hangs hat Ellen Wild aus dem Buch „Die Erdgeschichte im Raum Bergen-Enkheim“ von Dr. Ludwig Emmel. Aus dem Werk geht zudem hervor, dass als Decke auf den instabilen Sandschichten eine Lehmschicht liegt. „Der Lehmboden ist nach wenigen Zentimetern fest wie Beton, das Wasser kann dort nicht versickern“, so die Beobachtungen von Ellen Wild. Wenn sich das Regenwasser auf der wasserundurchlässigen Lehmschicht sammelt, die ihrerseits auf der wasserführenden Sandschicht liegt, sei es in nassen Jahren auch schon zu „spektakulären Rutschungen auch von Gebäuden gekommen“, so Wild.

Gegen das Sammeln von Regenwasser in unterirdischen Zisternen und Nutzung dieses Wassers habe sie gar nichts, nur müsse dann auch ein Überlauf an den Kanal vorgesehen sein. „Denn wer haftet für Schäden an Nachbargrundstücken beim Überlaufen von genehmigten, nicht an den Abwasserkanal angeschlossenen Zisternen?“, fragt das Ortsbeiratsmitglied und leitet gemeinsam mit dem Gremium diese und weitere Fragen an den Magistrat weiter.

So möchte Wild beispielsweise auch wissen, ob im Hinblick auf geplante Neubaugebiete auch eine Erweiterung der Abwasserkanäle vorgesehen sei. Ellen Wilds Ansicht nach sei das Kanalnetz nämlich zu klein, wie die vollgelaufenen Keller im Juni eindrucksvoll bewiesen hätten.

Der Wunsch nach einem größeren Kanalnetz wird ihr vermutlich nicht erfüllt, denn wie Holger Krier von der Stadtentwässerung Frankfurt bei seinen Besuchen der Ortsbeiräte 16 und 11 (Fechenheim, Seckbach, Riederwald) erklärte, sei das Kanalnetz völlig ausreichend, um Niederschläge abzuleiten. Zudem befänden sich die Kanäle, wie Untersuchungen ergaben, in einwandfreiem Zustand. Ein solch starker Regen wie am 12. Juni käme „im Mittel“ nur alle 100 Jahre vor, so Krier. Darüber kann Wild nur lachen: „Ich lebe seit 44 Jahren in Bergen-Enkheim und habe bereits drei solcher Starkregen-Ereignisse erlebt.“

Um vollgelaufenen Kellern bei heftigen Regenfällen vorzubeugen empfiehlt die Stadtentwässerung den Hausbesitzern, privat mittels einer Rückstausicherung vorzusorgen.