Hobbyzüchter in großer Sorge um seine Tiere Gift im Pfauengehege des RGZV Bergen-Enkheim

Ist einem Anwohner der Pfau von Willi Brosch zu laut? Der Hobbyzüchter fand Gift in der Parzelle seiner Ziervögel. Foto: sh

Bergen-Enkheim (sh) – Als Willi Brosch am 3. April wie an jedem Abend seine Pfauen für die Nacht in den Stall treiben will, traut er seinen Augen nicht: Jemand hat gezielt Mäusegiftköder durch den Maschendrahtzaun in seine Parzelle gestreut.

„Mir ist der Schreck in die Knochen gefahren“, schildert Willi Brosch, Mitglied beim Rassegflügelzuchtverein (RGZV) Bergen-Enkheim. Schnell sperrt er seine prachtvollen Tiere in den Stall und entfernt den so genannten Giftweizen aus dem Gehege, wo sich die Pfauen tagsüber aufhalten. „Wie krank muss man sein, um ein unschuldiges Tier zu töten zu wollen?“, fragt er sich. Stunden der Ungewissheit folgen: Hatten die Ziervögel von dem Gift gefressen? Falls ja, hätte ihnen Schlimmes bevorgestanden, denn der auffällig rot gefärbte und zur Bekämpfung von Mäusen eingesetzte Giftweizen enthält einen Blutgerinnungshemmer, der dafür sorgt, dass die Nager innerlich verbluten. Die gleiche Wirkung hat der Giftstoff auch auf andere Tiere. Brosch erinnert sich an eine Begebenheit, als eine ausgebüxte Henne draußen Mäusegiftköder gefressen hatte. „Das Blut lief ihr aus dem Schnabel und quoll durch die Haut an den Beinen hervor. Es ist ein qualvoller Tod“, beschreibt Brosch.

Stören einen Anwohner die lauten Rufe des Pfaus?

Seine Pfauen hatten Glück. „Sie waren anscheinend satt, sodass sie nichts von den vergifteten Weizenkörnern aufgepickt hatten“, ist er erleichtert. Wer das Gift gezielt in die Parzelle gestreut hat, darüber lässt sich nur spekulieren. „Ich vermute, dass einen Anwohner die Balzrufe des Pfaus stören“, sagt der Hobbyzüchter. Der rund fünf Jahre alte Hahn möchte mit seinem durchdringenden Schrei die Hennen beeindrucken und die „Konkurrenten“ ausstechen. „Das geht jetzt drei oder vier Wochen so, dann beruhigt er sich wieder“, erklärt Brosch, der seit vielen Jahren Fasane und Pfaue züchtet. Als der in Maintal-Hochstadt lebende Vogelfreund 1979 Mitglied bei den Bergen-Enkheimer Geflügelzüchtern wurde, war er mit seinem speziellen Hobby zwischen all den Hühner- und Taubenzüchtern ein Exot. „Mittlerweile sind alle von den bunten Vögeln begeistert“, sagt der 79-Jährige, der auch häufig Besuch von Schulklassen und Kindergartengruppen bekommt. Rund zehn Pfaue und zehn Fasane gibt es bei ihm zu bewundern. Heiß begehrt sind die schönen Schwanzfedern der Pfauen, die Brosch den Kindern schenkt.

Rassegeflügelzuchtverein Bergen-Enkheim besteht schon seit 1939

Doch offenbar freut sich nicht jeder über die hübschen Vögel. Das ist eine neue Erfahrung für den Hobbyzüchter. „Es gab hin und wieder Klagen seitens der Anwohner gegen krähende Hähne. Mit meinen Fasanen und Pfauen bin ich bisher immer gut weggekommen“, berichtet Brosch. Die Zuchtanlage und das Vereinsheim des RGZV Bergen-Enkheim am Jean-Kempf-Weg bestehen bereits seit 1939 – bevor es dort überhaupt eine Wohnbebauung gab. Das Gelände grenzt an den Enkheimer Wald und von dort kam auch der unbekannte Täter, der die Pfauen vergiften wollte. „Die Vegetation auf der anderen Seite des Zauns war plattgetreten“, schildert Brosch.

Laut Tierschutzgesetz liegt keine Straftat vor

Der 79-Jährige zeigte den Vorfall bei der Polizei an und stellte Strafantrag, doch da keiner seiner Vögel zu Schaden kam, liegt laut Tierschutzgesetz auch keine Straftat vor. Der Versuch allein werde nicht geahndet. „Ein Wirbeltier muss erst verletzt oder getötet werden, bevor eine Ordnungswidrigkeit oder eine Straftat vorliegt“, erklärt das zuständige Kommissariat des Frankfurter Polizeipräsidiums. Dieser Behörde hat die Bergen-Enkheimer Polizei den Vorgang übergeben.

Andreas Lemp, Polizeihauptkommissar und Schutzmann vor Ort in Bergen-Enkheim, ist enttäuscht darüber, dass es gegen das bloße Auslegen von Giftködern keine gesetzliche Handhabe zu geben scheint. „Das widerspricht meinem Rechtsempfinden“, sagt der. Schutzmann.

Die Ermittlungen laufen aber weiter. „Wir sind dankbar für Zeugenhinweise“, sagt Lemp. Wer am Montag, 3. April, zwischen zehn und 17 Uhr in der Nähe des RGZV Bergen-Enkheim am Jean-Kempf-Weg, vor allem im angrenzenden Waldstück, Beobachtungen gemacht hat, die mit dem Vorfall in Verbindung stehen könnten, wird gebeten, das Bergen-Enkheimer Revier unter Telefon 069 75511800 anzurufen.