Sven Leu stellt im Projekthaus Leistikow aus Besonders im westlichen Licht

Brigitte Leistikow und Sven Leu vor dem Bild „Der große Seehecht“

Nordend (jf) – An der Tür zu den Räumen des Projekthauses im Hinterhof der Rotlintstraße 62 steht Brigitte Leistikow und begrüßt jeden Besucher persönlich. Sven Leu, der in vier Räumen 28 seiner Ölgemälde ausstellt, hält sich noch im Hintergrund.

Es ist die zweite Ausstellung unter dem Titel Pop up Galerie 3/17, die Brigitte Leistikow – tatsächlich verwandt mit dem Maler Walter Leistikow (1865 bis 1908) und dessen Neffen Hans Leistikow (1892 bis 1962) – veranstaltet. Nur drei Tage, Freitag bis Sonntag, und insgesamt 17 Stunden können die Bilder betrachtet und natürlich auch gekauft werden.

Es ist Sven Leus erste Ausstellung in Frankfurt. Leistikow und Leu kennen sich allerdings schon seit 30 Jahren: „Wir haben uns 1987 bei einem Theaterprojekt kennen gelernt. Sven Leu hat das Bühnenbild gestaltet und das Plakat für ‚Liebe in Aspik’ gemalt“, erinnert sich Leistikow genau. Seitdem ist der Kontakt zwischen beiden nicht abgerissen.

Leu, Kind zweier Grafiker, hat die künstlerische Ader von den Eltern. Früh hantierte er mit Stiften und Pinseln, hatte erste Ausstellungen in den 1980er Jahren – da war er Anfang 20. „Von 1999 bis 2009 habe ich nicht gemalt, hatte mit meiner damaligen Frau eine Werbeagentur, schrieb Texte. Nach der Scheidung habe ich die Staffelei wieder hervorgeholt“, erzählt Leu und ergänzt, dass er seine zwei Söhne, heute 31 und 16 Jahre, alleine erzogen hat.

Das älteste Bild im Projekthaus Leistikow entstand 1996, es trägt den Titel „Pompeji“: „Damals standen Menschen für mich in der Malerei noch mehr im Vordergrund“, sagt Leu. Alle anderen Bilder wurden in den letzten vier Jahren gemalt. „Ich denke wie ein Bildhauer, male von hinten heraus. Nicht der lockere Strich, sondern das Einmassieren der Farbe ist mir wichtig. Gerade auf einem Holzgrund ist das ziemlich anstrengend und dauert lange, Schicht um Schicht der Ölfarbe muss aufgetragen werden. So bilden sich zusätzlich Strukturen“, erläutert der Künstler.

Seine Bilder erschlagen den Betrachter nicht. „Ich will damit nicht auf den Wecker gehen“, sagt Leu. So sind die Ölgemälde eher verhalten, laden zu Entdeckungen ein, erzählen Geschichten. Leu holt sich die Inspirationen aus der Natur, „die Farben auch“, fügt er hinzu. Und erzählt die Geschichte des Bildes „Der große Seehecht“. Auf der 170 mal 60 Zentimeter großen Leinwand schwimmt in vielfachem Blau majestätisch ein Seehecht, umgeben von kleineren Artgenossen und anderen Fischen. Am oberen Rand, im helleren Wasser, entdeckt der Betrachter ein paar schwebende Quallen. Ruhe und Spannung zugleich. „Ich wusste genau, was ich wollte. Das Bild, eingefangen beim Schnorcheln, bleibt etwa eine Woche im Kopf, dann ist es immer weniger zu fassen. Also musste ich malen. Aber die Arbeit enthält natürlich auch die Erfahrungen aus 20 Jahren Mittelmeer“, beschreibt Leu. Übrigens sei dieser Tauchgang auf Seehechtspuren nicht ganz ungefährlich gewesen; fast hätten zwei Boote den weit draußen im Meer Schwimmenden erfasst.

Leu arbeitet ruhig, geduldig, auch die Ölmaltechnik zwingt ihn dazu. Etwa 20 Bilder entstehen pro Jahr. Die dunkleren, tiefen Bilder entfalten ihre Wirkung in jedem Licht anders: „Besonders schön sind sie im Westlicht“, verrät der Künstler, der seit vielen Jahren in Nieder-Erlenbach zuhause ist.

Die nächste Pop up Galerie 3/17 wird vom 12. bis zum 14. Mai stattfinden. Dann steht mit der Künstlerin Gabriele Heynold das Thema Farbe im Mittelpunkt.