Im Dachgeschoss entsteht eine moderne Lernlandschaft Richtfest an der Klingerschule

Jan Schneider, Sylvia Weber, Steffen Walter und Hans-Jürgen Pritzl unter dem Richtkranz. Foto: Faure

Nordend (jf) – Die gebogenen Kiefernholzsparren sehen imposant aus, man kann sich vorstellen, wie es einmal sein wird, aus dem Fensterband, dass das vierte Obergeschoss auf einer Längsseite umspannt, über Frankfurt zu blicken. In nördlicher Richtung sieht man den Europaturm, im Osten die EZB. Und dazwischen Frankfurts Skyline. Beeindruckend.

Die gelben, grünen, blauen Bänder des Richtkranzes flattern im Wind. Planen überspannen den Boden, Holzstapel verraten: Da ist noch einiges zu tun.

Eine Etage tiefer, in einem noch zu sanierenden Raum, findet ein kleiner Empfang statt. Die Architekten Karin Haupt und Wolf-Dieter Thonhofer sind ebenso zur Feierstunde gekommen, wie der Leiter des Hochbauamtes Hans-Jürgen Pritzl, der langjährige Schulleiter Klaus Schäfer, Ortsvorsteherin Karin Guder und weitere Mitglieder des Ortsbeirates, Lehrer und Bauleute.

Bildungsdezernentin Sylvia Weber erklärt: „Die Klingerschule ist eine von insgesamt 16 Berufsschulen unter städtischer Trägerschaft in Frankfurt. 870 Schüler werden hier zu Kaufleuten für Büromanagement sowie für Versicherung und Finanzen ausgebildet. Außerdem bietet die Schule als berufliches Gymnasium das Abitur in den Fachrichtungen Wirtschaft und Gesundheit an und ist Berufsfachschule für Wirtschaft und Fremdsprachensekretariat.“ Das 1879 errichtete und im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstörte Gebäude sei in den 1950er Jahren nur geflickt worden. Eine Sanierung sei dringend notwendig gewesen und 2015 begonnen worden. „Das Gebäude wird Maßstäbe setzen.

Auf 800 Quadratmetern im Dachgeschoss wird es ein neues Konzept des Wissenserwerbs geben, das die Eigenständigkeit fördert“, betonte Weber. In einer kleinen Lernlandschaft können die Schüler, von denen 70 bis 80 Prozent einen Migrationshintergrund haben, jetzt schon neue Arbeitsmethoden ausprobieren. 24 Millionen Euro stellt die Stadt für die Grundsanierung zur Verfügung. „Seit dem 14. Jahrhundert wird mit dem Richtfest ein Teil des Arbeitslohnes abgegolten. Das Richtfest gibt es immer noch, aber die Sache mit dem Arbeitslohn hat sich geändert“, beginnt Baudezernent Jan Schneider sein Grußwort humorvoll. Die Gebäudesanierung der Klingerschule sei typisch für Frankfurt – im denkmalgeschützten Bestand muss gebaut werden. „Planer und Bauleute sind bei solch komplexen Maßnahmen nicht zu beneiden“, würdigt Schneider. „Bei der Schule kommt dabei nicht nur etwas ‚on top’, auch Klassenräume, Haustechnik, Brandmeldeanlage und geschaffene Barrierefreiheit werden modernisiert.“ Der dafür aufgewendete Betrag entspreche dem Neubau einer größeren Grundschule.

Jochen Steinacker, seit fünf Wochen Schulleiter, freut sich: „Die pädagogischen Vorstellungen gehen bei der Sanierung mit der baulichen Gestaltung Hand in Hand. Wir üben in der kleinen Lernlandschaft in den Containern, was wir später im Dachgeschoss machen. Lassen sie uns der Schule aufs Dach steigen“, fordert er die Gäste auf.

Hoch oben stehen die Zimmerleute um Zimmermeister Steffen Walter, der den Richtspruch verliest: „Ich trink’ auf Architekten und Meister, auf Frankfurts Schule und Gemeind’, auf alle treuen, guten Geister, die dieses Werk hier hat vereint“, heißt es darin.

Noch allerdings müssen sich Schüler und Lehrer gedulden – Ende August 2018 soll der zweite Bauabschnitt beendet sein. Und anschließend soll zudem das Außengelände saniert werden.