Wandeln im früheren Lustgarten Tour durch den einst herrschaftlichen Dieburger Park

Mit rund fünf Hektar Fläche ist der Schlossgarten der Rest einer einst imposanten herrschaftlichen Parkanlage. Auf Einladung der Stadt und des Museum gab es nun eine Führung auf den Spuren der Geschichte durch den heutigen Schlossgarten, wobei Kevin Tielesch Erläuterungen gab. Foto: ka

Dieburg (ka) – Auf den Spuren der Geschichte waren Einwohner zu einer Führung durch den Schlossgarten eingeladen. Der Park bietet mit seinen fünf Hektar Fläche ein beachtliches Grün- und Erholungsareal, erreicht aber doch nur ein Fünftel der Ausdehnung, den einst der repräsentative Park hatte, den zwischen 1699 und 1799 die Freiherren von Groschlag südlich des Dieburger Stadtrands hatten anlegen lassen.

Damals dehnte sich der Park bis hin zum heutigen Steinweg und bis zum Konvikt aus, wo noch heute im dortigen Park ein Obelisk aufragt. Etwa 20 interessierte Bürger beteiligten sich an der Führung durch den Schlossgarten. Erläuterungen gab der Althistoriker Kevin Tielesch auf anschauliche Art. Er hatte eine Karte mitgebracht, die einst der Kurmainzer Geometer Josef Mantel 1789 gefertigt hatte und den groschlagschen Park in seinen Abmessungen zeigt. Da gab es zum Beispiel einen großen englischen Landschaftsgarten, einen französischen Garten und auch eine holländische und anglo-chinesische Partie sowie einen Nutzgarten von fast zehn Hektar.

Zu Zeiten der Groschlags war der Park ein Lustgarten, betonte Tielesch. Da waren die gewöhnlichen Dieburger allenfalls als Arbeitskräfte willkommen. 1687 hatte Johann Philipp Ernst von Groschlag südlich von Dieburg eine Mühle und das dazugehörigen Gelände „Auf der erworben Stockau“ erworben und ein Schloss bauen lassen, zu dem nach und nach der große Park kam, in den auch einmal Johann Wolfgang von Goethe einen Blick warf. Manche Bereiche des heutigen Schlossgartens erinnern an die Vergangenheit. Die heutige Lindenallee ist 1997 neu angelegt worden, der Trapezteich um 2000.

Festhalle brannte nieder

Geschichtliche Wendepunkte wurden beim Rundgang ebenfalls erwähnt. Nach dem Tod des letzten Groschlags um 1799 kam das Schloss mit Park in neue Hände. 1853 wurde es abgebrochen, der Park verwilderte. Ein Freiherr von Brüsselle verkaufte 1863 alles an die Stadt. Das Gelände auf dem der Obelisk noch heute steht, ging 1896 in den Besitz des Bistums Mainz über, das dort in der Nachbarschaft unter dem legendären Bischof Emmanuel von Ketteler das Konvikt errichten ließ, das jetzt als Schule dient.

Im Schlossgarten hatte die Stadt um 1897 eine Festhalle errichten lassen. Sie war von Nazis kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner angezündet worden. Der Führer hatte gefordert, den Feinden nur verbrannte Erde zu hinterlassen.