History App mit „Revolution 1848/49: Parlament und Barrikaden“ erweitert Spurensuche: 50 Orte auf drei Touren

Thomas Bauer (links) und Markus Häfner am Roßmarkt. Wo sich heute Geschäfte aneinander reihen, befand sich Mitte des 19. Jahrhunderts das Hotel Englischer Hof. Bild: Faure

Altstadt (jf) – Römerberg, vor dem Rathaus: Ganz links steht das Haus Alt Limpurg. Und was hat das mit der Revolution von 1848 zu tun? Die Frankfurt History App mit dem ersten Rundgang „Schauplätze der Revolution“ hilft weiter: „Nach dem zeremoniellen Auftakt im Kaisersaal fungierte das südliche Haus Limpurg im Römerkomplex als zentraler Ort der städtischen Verfassungsdiskussion.“ Seit November 1848 fanden dort 81 Sitzungen der Konstituante, einer 120-köpfigen Verfassungskommission, statt. Ihr Vorschlag: Frankfurt sollte zu einem demokratischen Freistaat werden. Das ging der Bürgerschaft entschieden zu weit. Die Konstituante nahm ein unspektakuläres Ende; die Parlamentarier standen am 3. Dezember 1850 einfach vor verschlossenen Türen.

Im November 2022 startete die Frankfurt History App mit dem Themenfeld Nationalsozialismus, entwickelt vom Historischen Museum in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum und technisch umgesetzt vom Verein Berlin History. Nun gibt es eine Erweiterung zum Thema Revolution 1848/49, konzipiert vom Institut für Stadtgeschichte. Sie enthält insgesamt 50 Orte in drei Rundgängen; neben den „Schauplätzen“ sind es in einer weiteren Tour die „Treffpunkte der Fraktionen“ und in einem dritten Rundgang „Drei Tage im September 1848“. Alles in der erweiterten App, kann ab sofort aus dem App Store heruntergeladen werden. „Das ist Geschichtswissen für unterwegs“, stellte Kulturdezernentin Ina Hartwig bei der Präsentation der App fest. Es sei Teilhabe im besten Sinne und zeitgemäße Vermittlung.

Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurt, erklärte, dass es aufwendig sei, so eine App zu entwickeln und ständig auf dem Laufenden zu halten. Deshalb sei man eine Kooperation mit Berlin History eingegangen. „Nun liegt ein nachhaltiges und vernetztes Angebot für Frankfurt vor“, bemerkte Gerchow. Die App ermögliche einen topografischen Zugang zur Stadtgeschichte und biete interaktive Möglichkeiten, sie ist erweiterbar und erlaubt dem Nutzer, eigene Rundgänge mit einem eigenen Account zusammenzustellen.

Eine Gruppe testete die App gleich anschließend mit den Autoren Markus Häfner und Thomas Bauer und begab sich auf Spurensuche zwischen dem Institut für Stadtgeschichte in der Münzgasse 9 und der Hauptwache. Da gab es jede Menge Wissenswertes zu entdecken, die App führt über eine Navigationsstimme, was ziemlich schlau ist beim Durchqueren von Menschenansammlungen und Überqueren von Straßen: Es verhindert Zusammenstöße, weil man nicht ständig auf’s Handy schauen muss.
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Wer mag, kann durch die App scrollen, sich Orte ansehen, die eigentlich nicht zu dieser Tour gehören, aber in der Nähe liegen.

Rund um die Hauptwache gibt es gleich mehrere geschichtsträchtige Orte. So befand sich gegenüber des Roßmarkts das Luxushotel Englischer Hof. Das Parlament hatte in einer erneuten Abstimmung am 16. September 1848 das Abkommen von Malmö (Rückzug der deutschen und dänischen Truppen aus Schleswig-Holstein, gemeinsame Verwaltung des Doppelherzogtums durch eine preußisch-dänische Kommission, das Paulskirchenparlament wurde nicht ernst genommen) mit knapper Mehrheit gebilligt. Das führte zu Protesten einer wütenden Menge vor dem Hotel, es kam zu Sachbeschädigungen und Handgreiflichkeiten. Die Bürgerwehr musste einschreiten. Am 18. September 1848 wurden die Abgeordneten Hans von Auerswald und Felix von Lichnowsky ermordet, elf Soldaten fielen während der Septemberunruhen. An die Gefallenen erinnert ein Grabmal auf dem Hauptfriedhof – das allerdings ist nun doch ein bisschen zu weit.