Ausstellung „Kindheit im Wandel“ im Romantik-Museum Strenge und Vergötterung

Kuratorin Katja Kaluga am Ende der Ausstellung „Kindheit im Wandel“, die Künstlerin Dani Muno gestaltete die Wände in diesem Bereich. Bild: Faure

Innenstadt (red) – „Bessere Bedingungen als im Goethe-Haus gibt es gar nicht“, betonte Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts/Goethe Museums. „Wir hatten eine solche Ausstellung schon lange im Kopf.“ In der Exposition „Kindheit im Wandel“ geht es um Aufklärung und Romantik und die jeweilige Rolle des Kindes.

Während in der Zeit der Aufklärung etwa ab 1700 auf Drill und Wissensanhäufung gesetzt wurde, entwickelte sich in der Romantik Ende des 18. Jahrhunderts ein anderes Verständnis. Ein Kind sollte lebhaft, fröhlich, offen, stark und unabhängig sein. Bis heute wird das diskutiert und findet sich in den Kinderbüchern der Gegenwart mehr oder weniger wieder.

Die Ausstellung im Ernst Max von Grunelius-Saal des Romantik-Museums sollte unbedingt mit einer Entdeckungsreise durch das Goethe-Haus verbunden werden, denn dort stehen beispielsweise das berühmte Puppentheater und die Bücher. Im Saal wird der Besucher über fünf Stationen geführt.

Der Rundgang beginnt bei den Familien La Roche-Brentano, die ihre Kinder zur Erziehung aus dem Hause gaben. Goethes Vater indessen stellte Hauslehrer an, schickte sowohl den kleinen Johann Wolfgang als auch dessen nur wenig jüngere Schwester Cornelia in eine Spielschule. Beinahe unglaublich, dass der siebenjährige Johann Wolfgang vier Schriftsprachen beherrschte; frühe Schriftstücke legen davon Zeugnis ab. Dabei war der kleine Goethe in den Wettbewerben nicht einmal der Beste – obwohl wir heute bewundernd seine Handschrift betrachten.

Der Rundgang führt weiter zu sich bewegenden bunten Bildern an der Wand. Ein besonderes Alphabet, das Dinge, Tiere und Pflanzen benennt und abbildet, verzaubert. Ein Spielzeug-Magazin enthält wie ein Puppenhaus viele wunderbare Sachen.

Überhaupt geht das Spielzeugangebot längst über Puppe, Ball und Reifen hinaus. „Allerdings muss auch das Thema Kinderarbeit angesprochen werden“, bemerkte Kuratorin Katja Kaluga, die gemeinsam mit Kurator Joachim Seng einen aufschlussreichen Katalog zur Exposition herausgegeben hat. Johann Heinrich Pestalozzi, der Schweizer Pädagoge und Sozialreformer, beeinflusste auch in Frankfurt die Bildungslandschaft. Die Musterschule, damals noch an anderer Stelle, und das Philanthropin entstanden Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Statt Kinderarbeit Bildung.

Allerdings gehörte die Familie Goethe zu den Privilegierten. Mit den in der Ausstellung gezeigten Puppenhäusern und Spielen konnten sich nicht alle Kinder beschäftigen. Geschenke für die Jüngsten lagen nicht bei allen Familien unter dem Weihnachtsbaum. Und das Schreiben und Vortragen von Gedichten stand bei den Ärmsten sicher nicht im Vordergrund. Die fragilen Textilien, die Schriftstücke und Spielsachen in den Vitrinen führen um die 200 Jahre zurück, überraschen und berühren die Fantasie. Doch kleine und große Besucher können nicht nur schauen und staunen, sondern selbst spielen. Ein extra Heft regt zum Lesen, Raten und Mitmachen an.

Zur Ausstellung, die bis zum 21. Januar 2024 im Romantik-Museum im Großen Hirschgraben 21 zu sehen ist, gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm für alle Altersstufen. Mehr ist online auf der Seite deutsches-romantik-museum.de zu erfahren. Besondere Höhepunkte sind Theaterführungen mit Katharina Schaaf und Workshops zum Thema Süßigkeiten in der Goethezeit.