Mit den Wildnisbotinnen den Bibern im Nordpark auf der Spur Mit schmutzigen Pfoten keinen Zutritt

Silke Frank (links) und Iris Rosebrock demonstrieren, wie der Biber am Stamm nagt.

Bonames (jf) – Gerade hat der Nieselregen aufgehört. Gute Bedingungen für die Biberführung der Wildnisbotinnen Silke Frank und Iris Rosebrock und die etwa 20 Interessierten, die zum Nordpark am Rand von Bonames gekommen waren.

„2010 wurden die Altarme der Nidda wieder mit dem Fluss verbunden, 2013 kamen die ersten Biber“, erklärt Frank. Auch Eisvögel und Buntspechte kann man mit etwas Glück im sieben Hektar großen Nordpark finden. Der Biber hingegen ist ein dämmerungsaktives Tier, wie die Teilnehmer erfahren. Ihm zu begegnen, sei eher unwahrscheinlich. Mit 1,35 Metern Länge – inklusive Kelle (Schwanz) – und bis zu 40 Kilo Gewicht ist er der größte Nager Europas. Einst habe es 100 Millionen Tiere auf dem Kontinent gegeben, doch vor 200 Jahren war er fast ausgerottet. Des Weiteren hören die Teilnehmer, dass er aufgrund seiner schuppigen Kelle als Fisch galt und in der Fastenzeit gegessen werden durfte. Frank hat eine präparierte Kelle mitgebracht, gibt sie in die Runde. Und ein Stück Fell hat sie ebenfalls dabei: Mit 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter ist es äußerst dicht und war begehrt. Das Bibergeil, ein talgartiges Sekret, wurde für medizinische Zwecke genutzt. Schlechte Voraussetzungen für das Überleben der Tiere.

1986 wurden die ersten Biber im Spessart ausgewildert. Heute gibt es, laut der Wildnisbotinnen, in Frankfurt 15 Vorkommen und fünf Biberreviere, eins davon im Nordpark, weitere im Ostpark und am Fechenheimer Mainbogen. Spuren findet man schnell. „Der Biber kann in einer Nacht einen 50 Zentimeter starken Baumstamm durchnagen. Meist wechselt er aber von Baum zu Baum“, erklärt Frank. Rosebrock hat zwei eindrucksvolle Bibernagezähne dabei. Außen sind sie durch Eisenoxid orange gefärbt, innen nahezu weiß. Biber bevorzugen Weichholz wie Pappeln und Weiden. Im Herbst und Winter gehe es ihnen um die grünen Zweige; wenn der Baum fällt, kommen sie an das Grün, wird den Ausflüglern erklärt. Klettern können sie nicht. Ihr vegetarischer Speisezettel sei mit 160 Pflanzenarten ziemlich reichhaltig.

Bäume dienen nicht nur als Nahrung, sondern vielmehr als Baumaterial für das Biberheim. Der Eingang zum etwa einen Meter großen Kessel liegt gut versteckt unter Wasser. Die berühmten Großbauten, die Biberburgen, sind eher selten, lernen die Teilnehmer. Häufig seien hingegen Dämme, mit denen sie ihr Feuchtgebiet abgrenzen und den Wasserstand ausgleichen. „Von den Baumaßnahmen der Biber profitieren viele Tiere und Pflanzen, die in den Feuchtgebieten neuen Lebensraum finden“, sagt Frank. Bauern und Gärtner hingegen sind wenig erfreut, wenn ihr Gelände unter Wasser gesetzt oder unterhöhlt wird. Deshalb gibt es das Bibermanagement, um auszugleichen.

Gerade sind die monogam lebenden Biber in der Paarungszeit, im Mai werden die rund 500 Gramm schweren Jungen geboren und gut geschützt. „Füchse und Raubvögel bedrohen die Kleinen, weniger als die Hälfte der Biberjungen überlebt“, sagt Frank.

Zwei Jahre bleibt der Nachwuchs bei der Familie. „Die Tiere achten sehr auf Sauberkeit, mit schmutzigen Pfoten darf der Kessel nicht betreten werden. Für ihre Fellpflege haben sie an der Hinterpfote eine spezielle Kralle, mit der sie ihr Fell kämmen“, erläutert Frank. In Freiheit können die Tiere 20 Jahre alt werden.

Am Himmel ziehen Bussarde ihre Runden. Plötzlich hört man Kraniche; zuerst fliegt eine kleine Gruppe über die Wiese, später hat sich eine größere Anzahl der eleganten Flugkünstler zusammengefunden. Alle Blicke richten sich nach oben: Was für ein Glück.

Wer sich für Naturführungen interessiert, findet im Internet unter wildnisbotin.de Infos.

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