Evangelischer Verein für Jugendsozialarbeit ist Träger eines Horts Slackline und Orgelklang

Hortleiterin Vanessa Treml betreut die Kinder in Heddernheim mit ihrem Team. Bild: Torsten Lin/p

Heddernheim (red) – Der evangelische Verein für Jugendsozialarbeit ist in Heddernheim erstmals Träger eines Horts – in unmittelbarer Nachbarschaft zur Sankt Thomaskirche. Von außen vermutet niemand eine „Grüne Welt“ hinter dem Eingang des Geschäfts- und Wohnhauses an der Heddernheimer Landstraße. Doch sobald sich die Türen öffnen, betritt man einen großen und hellen Garderobenraum, den des neuen „Horts Grüne Welt“ des evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit. Seit Mitte September werden Kinder im Grundschulalter dort betreut.

„Ich war gespannt, wie die Räume der ehemaligen Sparkasse in Räume für Kinder verwandelt werden und bin begeistert über das Ergebnis“, sagt Pfarrer Reiner Dietrich-Zender. Vanessa Treml leitet das siebenköpfige Team aus Sozialpädagogen und Erziehern. >> weiter auf Seite 2

Sie berichtet, dass die 50 Betreuungsplätze sehr schnell belegt waren, und „nächstes Schuljahr kommen weitere zehn Plätze hinzu“. Ein sichtlicher Zugewinn für den Stadtteil. „Unsere eigene Kita vor Ort, die Thomas-Kita, ist mit 20 Krippen- und 81 Kindergarten-Plätzen voll ausgelastet, eine Hortbetreuung können wir selbst im Ortskern nicht anbieten und unsere Hortplätze in der Kita Kaleidoskop im Mertonviertel sind immer ausgebucht. Insgesamt gibt es im Stadtteil zu wenig Hortplätze, diese Entlastung wird dringend gebraucht“, sagt Christine Tries aus dem Kirchenvorstand der Nordwestgemeinde.

Für den evangelischen Verein für Jugendsozialarbeit ist es der erste Hort.

Kinga Derecskey-Sciortino, bei dem Träger für den Arbeitsbereich Bildung, Erziehung und Betreuung von Schulkindern verantwortlich, ist nicht nur froh darüber, dass die „Grüne Welt“ guten Zulauf hat, sondern auch darüber: „Wir konnten ein qualifiziertes Team für Heddernheim finden, was aufgrund des Fachkräftemangels nicht einfach war.“

Den Einrichtungsnamen haben die Kinder selbst bestimmt. Dafür konnten sie ihre Vorschläge in den Wünsche-Briefkasten des Horts werfen. Freitags wird in der Kinderkonferenz besprochen und abgestimmt, welche Wünsche wahr werden. Partizipation wird in dem Hort großgeschrieben: „Mit den Eltern entwickeln wir Teile unseres Konzeptes.“ Mit der Robert-Schumann-Schule aus der viele Kinder kommen, bestehe ein enger Draht, sagt Treml. Die Kontakte ins Umfeld gedeihen. „In der Weihnachtszeit haben wir zusammen mit den benachbarten Senioren und Seniorinnen Plätzchen gebacken.“

Das Gebäude ist allerdings herausfordernd: Im Erdgeschoss die Schulkinder, in den drei Stockwerken darüber befindet sich seit vielen Jahren eine Seniorenwohnanlage mit 30 kleinen Seniorenwohnungen. „Da ist von beiden Seiten guter Wille zu guter und freundlicher Zusammenarbeit gefragt – um die sich beide Seiten auch sehr bemühen“, sagt Pfarrer Dietrich-Zender. Die Gemeinde erlebe, „dass sich das Miteinander nach der langen und für die älteren Bewohnerinnen und Bewohner auch belastenden Bauzeit einspielt“.

Monatelang wurden die ehemaligen Räume der Sparkasse renoviert. Das Inventar hat großteils die Schreinerei des evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit gefertigt. Der Lernbetrieb ermöglicht Jugendlichen, denen es erst einmal nicht leichtgefallen ist, einen Zugang zu Ausbildung und Beruf zu finden, einen Einstieg. Ansprechend ist auch das große Außengelände mit Sandkasten, Slackline und Kletterparcours des Horts „Grüne Welt“ ausgestattet. Ein Gebüsch vor der imposanten Mauer der Sankt Thomaskirche lädt zum Verstecken ein und wenn die Kirchenorgel spielt, wird interessiert gelauscht.

Es gibt Kirchenerkundungen, über den Religions- und Ethikunterricht entstehen Kontakte, „und freitags sind singbegeisterte Grundschulkinder auch in den Kinderchor der Gemeinde eingeladen“ , erzählt Kirchenvorständin Tries.