Mohsen und Mozhdeh Mirzaei engagieren sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Paar fühlt sich aufgenommen

Voll integriert: Mohsen und seine Frau Mozhdeh engagieren sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Ronneburg, um anderen Menschen zu helfen.

Ronneburg – Einen solchen Anruf hatte Christoph Ochs nicht erwartet, als sein Diensthandy im Januar 2021 klingelte. In englischer Sprache fragte jemand nach dem „Fire Department“ in Hüttengesäß. „Ich wollte schon auflegen, dachte im ersten Augenblick an einen dieser Fake-Anrufe, in denen sich angebliche Microsoft-Mitarbeiter melden,“, sagt der Gemeindebrandinspektor von Ronneburg.

Doch Ochs hörte genau zu und staunte. Am anderen Ende der Leitung erzählte Mohsen Mirzaei, er wolle sich gerne das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr anschauen und fragte, ob er bei den Übungen mitmachen könne.

Der Iraner lebte seit einiger Zeit in Hüttengesäß. Er war immer wieder zum Gerätehaus in der Bahnhofstraße gelaufen, hatte es aber immer leer vorgefunden, obwohl eigentlich Ausbildung und Übungen stattfinden sollten. So hatte er es auf der Webseite gelesen. „Zu diesem Zeitpunkt haben wir unsere Ausbildung online abgehalten“, sagt Ochs. „Wir konnten uns ja wegen Corona nicht vor Ort treffen.“

Inzwischen trifft sich die Einsatzabteilung wieder regelmäßig am Dienstagabend in den Gerätehäusern der Ortsteile zu Übungen. Mittendrin sind Mohsen Mirzaei und seine Frau Mozhdeh.

„Wir möchten uns einbringen“, sagt der Iraner zu seiner Motivation. Schon im Flüchtlingscamp in Gießen habe er freiwillig in der Cafeteria geholfen. Als es dann darum ging, Masken für 5 000 Geflüchtete zu nähen, waren Mohsen und seine Frau sofort dabei. Als er von Gießen nach Ronneburg kam, wollte er sich an seinem Wohnort einbringen und beherzigte den Tipp aus Gießen: „Geh zur Feuerwehr, wenn du dort ,freiwillig’ liest, dann kannst du dort fragen.“

Die Freiwillige Feuerwehr hat das Ehepaar aus dem Iran herzlich aufgenommen. „Wir sind inzwischen sehr vielfältig und breit aufgestellt. Die Feuerwehr von heute ist nicht mehr mit der Truppe vor 50 Jahren vergleichbar, als vor allem Landwirte und Handwerker Mitglieder waren.“ Frauen und Männer aus allen Branchen sind hier ehrenamtlich im Einsatz und üben für den Ernstfall. Es gibt eine Jugend- und Kinderfeuerwehr und – auch in Ronneburg – Voraushelfer. Kreis- und Landesfeuerwehrverband bieten eine Vielzahl von Lehrgängen an, beispielsweise für Atemschutzgeräteträger, für den Sprechfunk oder Führungslehrgänge.

Christoph Ochs hat den „Neuzugang“ zur „Trupp-Mann-Ausbildung“ – kurz zum Grundlehrgang – beim Kreisfeuerwehrverband angemeldet. Dieser Lehrgang vermittelt ein breites Spektrum an Basiswissen, das Feuerwehrleute kennen müssen. Auch wenn Mohsen in der Truppe gut integriert ist und eifrig an den Übungen teilnimmt, der Grundkurs mit abschließender Prüfung war Aufgrund der Sprachkenntnisse eine Herausforderung, die er aber gut bewältigt hat. Um im Ernstfall zum Einsatz zu kommen, braucht es noch weitere Kurse. Immerhin hat Mohsen einen „Staplerschein“ in Deutschland erworben und kann sich gut vorstellen, auch einen Lastwagenführerschein für die Feuerwehr zu machen.

Mozhdeh Mirzaei ist zurückhaltender als ihr Ehemann, aber auch sie will ihre Deutschkenntnisse verbessern. Als ausgebildete Erzieherin wäre sie eine Verstärkung in der Brandschutzerziehung in Ronneburg.
 upo