Mit alter Postleitzahl zu neuem Kaffee

Frisch gerösteten Kaffee hält Jens Renda in seinen Händen. Vor knapp einem Jahr richtete er sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin Melanie Klaffke die Rösterei ein. Bild: privat

Rodgau/Schaafheim – Mit der Kaffeebohne auf dem Herzen empfängt Jens Renda seine Kundschaft an der Karl-Ulrich-Straße in Schaafheim. Der Aufdruck auf seinem Shirt kommt nicht von ungefähr. Was durch das große Schaufenster auf den ersten Blick nach einem kleinen Café ausschaut, entpuppt sich beim Betreten des ehemaligen Ladengeschäftes als Rösterei. Nicht Tische und Stühle dominieren, sondern etwa eine große, 15 Kilogramm fassende Röstmaschine. Kaffee, das lässt sich nicht verleugnen, ist Rendas Leidenschaft. „Spezialitätenkaffee“, korrigiert er auf charmante Weise und weist auf die Besonderheiten seines Kaffees hin.

Dass Rendas Heimat nicht Schaafheim ist, davon zeugt die am „Coffee Roasters“-Firmenschild sichtbare Zahlenfolge „6054“. „Das ist die alte Postleitzahl von Rodgau“, sagt Renda, der zusammen mit Lebensgefährtin Melanie Klaffke in Dudenhofen wohnt. Renda und Dudenhofen? Da klingeln bei einigen die Ohren. „Ja, es sind meine Eltern“, sagt er und lacht. Anita und Giuseppe Renda haben jahrzehntelang die im Stadtteil beliebte Kneipe „Zur Wally“ geführt.

Kaffee und Jens Renda – eine echte Liebe war das lange nicht. „Ich mag den Geschmack“, erzählt er und ergänzt: „Von gutem Kaffee“. Als zu sauer oder bitter empfand er allzu oft den verfügbaren Kaffee: „Und ich habe Sodbrennen bekommen.“ Er fing an, sich mit dem Thema auseinandersetzen – und mit dem Kauf einer ersten hochwertigen Siebträgermaschine vor vier Jahren ging es richtig los. Die Maschine war da. Nun galt es die richtige „Füllung“ zu finden. Im Idealfall selbst hergestellt. Youtube-Videos, Bücher, Internetseiten und ein Kurs in der Schweiz lieferten die Basis und ließen den Entschluss reifen, eine eigene Rösterei aufzubauen. In Schaafheim fanden sie die dafür notwendigen und vor allem bezahlbaren Räume, die im vergangenen Mai bezogen und umgebaut wurden.

Dass das mehr als ein Hobby ist, wird beim kleinen Rundgang schnell klar. Für den gelernten Bäcker Renda, der als Notfallsanitäter bei der Offenbacher Feuerwehr arbeitet, ist die Rösterei die Zukunft. Circa 100 000 Euro habe er in Maschinen und Ausstattung investiert. Dazu gehört auch eine aufwendige Filteranlage. „Kaffee riecht nicht gut, wenn er geröstet wird“, erklärt Renda. Das könnte sonst mitten im alten Schaafheimer Ortskern vielleicht für Ärger sorgen – nicht vergleichbar mit dem angenehmeren Duft von frisch zubereitetem Kaffee.

Der zumeist aus Südamerika importierte Rohkaffee in Form der noch grünlichen Bohnen lagert in großen Säcken. Mit kleineren Proberöstungen werden die Bohnenmischungen aufeinander so abgestimmt, dass der frisch gebrühte Kaffee dann seine ganz unterschiedlichen Aromen entfalten kann – was Renda auch immer wieder beim „Cupping“, einer Kaffeeverkostung, demonstriert.

Ist das Rösten eine Kunst oder eine Wissenschaft? „Es ist in erster Linie ein Handwerk“, meint Renda ganz pragmatisch. Letztendlich gelte es, Geschmäcker zu treffen.

„Geröstet wird, wenn der Kaffee alle ist“, sagt der Dudenhöfer. Und da kommt übers Jahr einiges zusammen: 2023 war es rund eine Tonne, für das laufende Jahr plant Renda mit mindestens drei Tonnen. Das Mittelfristziel: zehn Tonnen. Ab dieser Größenordnung könnte Jens Renda hauptberuflich die Rösterei führen und sich einen Herzenswunsch erfüllen.

Infos unter 6054.coffee

Von Norman Körtge